Tickende Zeitbombe unter unseren Reifen: Wann fordert Deutschlands marode Infrastruktur die ersten Toten?Tickende Zeitbombe unter unseren Reifen: Wann fordert Deutschlands marode Infrastruktur die ersten Toten?
Brücken stürzen nicht einfach ein. Sie werden kaputtgespart, ignoriert – und dann zur tödlichen Gefahr.
In Magdeburg ist es diesmal gerade noch gut gegangen. Die Brücke über den Damaschkeplatz wurde gesperrt, bevor sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrach. Aber die Botschaft ist klar: Wir sind nur noch eine Rissprüfung vom nächsten Desaster entfernt. Das Stahlbetonskelett, das unsere Städte zusammenhält, zerbröselt. Und niemand kann sagen, wann das erste Opfer zu beklagen ist.
Wer heute über eine deutsche Brücke fährt, rollt über Unsicherheit. Spannstähle aus den 1970ern, Korrosion, Materialermüdung – viele Bauwerke sind tickende Zeitbomben. In Magdeburg waren tragende Spannglieder bereits gerissen. Nicht angegriffen, nicht geschwächt – gebrochen. Und es ist nicht der erste Vorfall. Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden wusste man um das Problem. Doch es blieb bei Prüfungen, bei Ankündigungen. Gebaut wurde wenig. Gesichert – noch weniger.
Die Realität ist brutal: Unser Vertrauen in die eigene Infrastruktur beruht oft nur noch auf Glück. Politik und Verwaltung haben zugelassen, dass ganze Verkehrssysteme auf verrottenden Fundamenten stehen. Dass Bahnlinien bei Regen gesperrt werden müssen. Dass Straßen kollabieren. Dass Brücken, ohne Vorwarnung, zur Lebensgefahr werden.
Die eigentliche Frage ist nicht mehr, ob es Tote geben wird – sondern wann. Und wo. Die nächste Brücke, der nächste Tunnel, das nächste Stück Schnellstraße – sie sind alle Teil eines Systems, das kurz vor dem Kollaps steht. Nur: Sobald die ersten Leichen geborgen werden, wird man sich wieder gegenseitig die Schuld zuschieben. Dann wird es heißen, „man habe die Warnungen sehr ernst genommen“. Nur leider zu spät.
Wir leben in einem Land, das weltweit für seine Ingenieurskunst berühmt war. Heute leben wir in einem Land, in dem man Angst haben muss, dass einem die Straße unter den Füßen wegbricht. Das ist kein Einzelfall, das ist Staatsversagen.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Von Marie1878 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=103228735
Dienstag, 15 April 2025