„White Power“ in Auschwitz: Vier Schüler entwürdigen den Ort des Grauens mit rechter Geste

„White Power“ in Auschwitz: Vier Schüler entwürdigen den Ort des Grauens mit rechter Geste


Vier Neuntklässler aus Sachsen posieren vor dem Tor von Auschwitz mit einem Zeichen des Hasses – und zeigen, wie tief das Bildungsversagen reicht.

„White Power“ in Auschwitz: Vier Schüler entwürdigen den Ort des Grauens mit rechter Geste

Es ist ein Foto, das verstört. Vier Schüler der Scultetus-Oberschule in Görlitz stehen vor dem Eingangstor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau – dem Ort, an dem über eine Million Menschen, vor allem Jüdinnen und Juden, von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Jugendlichen blicken in die Kamera und zeigen die sogenannte „White Power“-Geste, eine verschlüsselte Handsymbolik aus der rechtsextremen Szene. Eine antisemitische Machtdemonstration – an einem der symbolträchtigsten Orte des Holocaust.

Was als Klassenfahrt zur historischen Aufklärung gedacht war, wurde zur geschmacklosen Bühne für rassistische Überheblichkeit. Die Bilder landeten zuerst bei einer Dresdner Antifa-Gruppe, dann in den Händen der Presse. Einer der Schüler hatte das Bild sogar auf Instagram veröffentlicht – offenbar stolz auf seinen „Auftritt“.

Das Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen reagierte. Es gab Gespräche mit den Schülern und ihren Eltern. Als Konsequenz erhielten alle vier einen Schulleitungsverweis und sollen Sozialstunden in einer Behindertenwerkstatt leisten. Man habe den Eindruck, sie hätten ihr Fehlverhalten eingesehen, sagte ein Sprecher. Doch kann das genügen?

Wer sich vor einem ehemaligen Todeslager hinstellt und mit einem Zeichen der weißen Vorherrschaft posiert, offenbart nicht nur einen Mangel an Empathie. Es ist Ausdruck eines Bildungsnotstands – und eines gesellschaftlichen Problems, das tiefer geht als ein einzelner Fehltritt.

Auschwitz ist nicht irgendein Ort. Es ist das Symbol für das größte Menschheitsverbrechen, das Deutschland je begangen hat. Hier wurden jüdische Familien auseinandergerissen, Kinder vergast, Frauen zu Tode geschunden. Die Tatsache, dass junge Menschen, geboren im 21. Jahrhundert, diesen Ort als Bühne für rechte Symbolik missbrauchen, sollte uns allen zu denken geben.

Und doch überrascht es nicht. In Sachsen wurde Rechtsextremismus über Jahre verharmlost oder ignoriert – nicht nur auf Schulhöfen, sondern auch in den Chefetagen der Politik. Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) sorgte Anfang der 2000er-Jahre mit der Behauptung für Schlagzeilen, die Menschen in Sachsen seien „immun gegen Rechtsextremismus“. Eine fatale Fehleinschätzung, die bis heute nachwirkt. Man wollte keinen braunen Schatten über dem wirtschaftlich aufstrebenden Freistaat – also sah man lieber weg.

Doch Wegsehen schützt nicht. Es erzieht nicht. Und es verhindert keine Fotos wie dieses.

Ein paar Sozialstunden und ein Verweis sind der Anfang. Doch sie reichen nicht aus. Wir brauchen mehr – mehr politische Bildung, mehr klare Haltung in Schulen, mehr Erinnerungskultur, die nicht nur aus Daten und Zahlen besteht, sondern aus Geschichten, Schicksalen, menschlicher Nähe. Denn Auschwitz ist kein Fotohintergrund. Es ist eine Mahnung.


Autor: Andreas Krüger
Bild Quelle: Screenshot Instagram


Dienstag, 15 April 2025

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