Fremdenhass mit Waffe: Warum ein Syrer in Tuttlingen zum Ziel wurde

Fremdenhass mit Waffe: Warum ein Syrer in Tuttlingen zum Ziel wurde


Ein Syrer wird auf offener Straße angeschossen – weil er kein Deutscher ist. Der Täter fragt erst, dann schießt er.

Fremdenhass mit Waffe: Warum ein Syrer in Tuttlingen zum Ziel wurde

Ein 39-jähriger Syrer ist in Tuttlingen unterwegs, nichts deutet auf Gefahr hin. Bis ein Mann ihn anhält und fragt: „Bist du Ausländer?“ Eine einfache Frage – oder doch nicht? Der Syrer bejaht. Sekunden später fallen Schüsse. Nicht aus einer Kriegswaffe, sondern aus einer Gasdruckpistole – doch die Wirkung ist real: Verletzungen am Kopf, am Oberkörper. Die Polizei spricht von „zielgerichtet“. Die Tat wirkt nicht wie ein spontaner Ausbruch, sondern wie ein innerer Entschluss.

Der mutmaßliche Täter ist 43 Jahre alt, Deutscher. Wenige Tage nach der Anzeige durchsuchten Ermittler seine Wohnung – und fanden die Waffe samt Munition. Inzwischen sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Und der Staatsschutz in Stuttgart ermittelt, wegen des Verdachts auf eine ausländerfeindliche Tat.

So weit die Fakten. Doch sie allein greifen zu kurz. Denn was diese Tat so verstörend macht, ist nicht nur die Waffe – sondern der Gedanke dahinter. Es braucht keine langen politischen Erklärungen, um zu verstehen, was hier passiert ist: Ein Mensch wurde nur deshalb zum Ziel, weil er nicht „von hier“ ist.

Es gibt Menschen in diesem Land, die empfinden Fremdheit als Bedrohung. Sie sagen es selten laut – aber manchmal zeigen sie es mit Blicken, manchmal mit Worten. Und in Ausnahmefällen mit Gewalt. Was in Tuttlingen geschehen ist, ist ein extremer Fall. Aber er steht nicht allein. Er macht sichtbar, was oft unter der Oberfläche bleibt.

Man muss kein politischer Mensch sein, um zu begreifen, dass so eine Tat nicht nur den Getroffenen trifft. Sie wirft Fragen auf: Wer darf in diesem Land in Ruhe leben? Wann wird aus einem Verdacht im Kopf eine Gewalt in der Hand? Und wie weit sind wir bereit, Normalität für einige auf Kosten anderer zu verteidigen?

Der Mann, der verletzt wurde, hat nichts getan. Er ist einfach nur dagewesen. Und das allein hat gereicht, damit jemand zur Waffe greift.

Vielleicht ist das der Punkt, an dem man kurz innehält. Nicht, um Schuld zu verteilen – sondern um zu fragen, wie man selbst denkt, fühlt, reagiert. Und ob nicht manchmal genau dort die Grenze verläuft, an der sich entscheidet, in welchem Land wir eigentlich leben wollen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild


Freitag, 18 April 2025

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