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„Keine Hakennasen, keine Bimbos“: Wenn ein Amtsblatt zur Bühne für blanken Hass wird

„Keine Hakennasen, keine Bimbos“: Wenn ein Amtsblatt zur Bühne für blanken Hass wird


Ein Dachdecker aus Sebnitz veröffentlicht eine Anzeige, die offen antisemitisch und rassistisch ist. Dass sie überhaupt gedruckt wurde, offenbart ein Versagen – und ein Klima, das längst nicht mehr am Rand steht

„Keine Hakennasen, keine Bimbos“: Wenn ein Amtsblatt zur Bühne für blanken Hass wird

Keine Hakennasen, keine Bimbos, keine Zeppelträger.“ Es klingt wie aus einem vergilbten Hetzblatt der Dreißigerjahre. Doch diese Anzeige erschien Mitte April 2025 – in einem offiziellen Amtsblatt der Stadt Sebnitz. Kein Online-Kommentar, kein Telegram-Post, kein Kneipengespräch. Sondern eine bezahlte Anzeige mit Klarnamen, auf Papier gedruckt und verteilt. Als wäre das heute einfach möglich. Und offenbar war es das.

Der Urheber ist ein Dachdeckermeister, Ronney W., der für das Ausbildungsjahr 2026 sucht – aber bitte keine Juden, keine Schwarzen, keine... ja, wen eigentlich? Der Begriff „Zeppelträger“ bleibt rätselhaft. Manche sagen: gemeint seien Muslime, andere meinen: Menschen mit Zöpfen, die der Schreiber mit bestimmten Szenen assoziiert. So oder so: Es ist ein codierter Hass, der sich nur notdürftig hinter Begriffen versteckt.

Die Stadt reagierte schnell. Bürgermeister Ronald Kretzschmar nannte die Anzeige „beschämend und untragbar“ – zurecht. Doch er erklärte zugleich, man habe auf den Anzeigenteil keinen Einfluss. Der Verlag Wittich, der das Grenzblatt herausgibt, habe die Anzeige eigenständig durchgewunken.

Dass der Verlag nun selbst Konsequenzen ankündigt, ist das Mindeste. Er spricht von einem „schwerwiegenden Fehler“, prüft arbeitsrechtliche Schritte, kündigte die Geschäftsbeziehungen zum Handwerker. Aber all das geschieht nach Veröffentlichung. Nachdem Hunderte Menschen die Worte gelesen haben. Nachdem es zu spät ist.

Und es ist nicht nur ein Einzelfehler. Es ist das Symptom einer Stimmung, die längst mehr ist als ein dumpfer Unterton. Wer sich traut, in einer öffentlichen Anzeige so zu schreiben, weiß genau, dass er damit Gleichgesinnte erreicht. Er glaubt offenbar, auf Beifall zu stoßen – nicht auf Widerstand.

Genau deshalb reicht es nicht, nur juristisch zu reagieren. Es braucht eine gesellschaftliche Antwort, die klar macht: Das hier ist nicht „übers Ziel hinausgeschossen“, nicht „geschmacklos“, nicht „politisch unkorrekt“. Es ist Hetze. Es ist rassistisch. Es ist antisemitisch. Und es ist gefährlich.

Denn wenn solche Worte ihren Weg in offizielle Kanäle finden, wenn sie nicht an der Druckerei, nicht an den Verantwortlichen, nicht an den Empfängern scheitern – dann ist das kein Betriebsunfall. Dann ist das ein Warnsignal. Und es richtet sich an uns alle.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X


Freitag, 18 April 2025

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