80 Jahre Befreiung: Bergen-Belsen mahnt uns alle80 Jahre Befreiung: Bergen-Belsen mahnt uns alle
Vor 80 Jahren befreiten britische Soldaten das Konzentrationslager Bergen-Belsen – ein Ort, der für die unvorstellbaren Gräuel des Nationalsozialismus steht. Am Sonntag kamen rund 2.000 Menschen, darunter Überlebende, Politiker und Vertreter jüdischer Gemeinden, um der Opfer zu gedenken und die Erinnerung wachzuhalten. Ihre Botschaft: Nie wieder!
Am Sonntag versammelten sich Menschen aus aller Welt in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, um an die Befreiung des Konzentrationslagers am 15. April 1945 zu erinnern. Die Veranstaltung, organisiert vom Land Niedersachsen, jüdischen Gemeinden und der Gedenkstätte, begann mit einer Kranzniederlegung auf dem sowjetischen Friedhof für Kriegsgefangene in Hörsten. Danach folgte die zentrale Gedenkfeier, die von tiefen Emotionen geprägt war. Der jüdische Chor „Shabbaton Choir“ trug mit seinen Gesängen zur feierlichen Atmosphäre bei.
Mehr als 50 Überlebende des Lagers nahmen teil, darunter Ivan Lefkovits, der als Kind mit seiner Mutter in Bergen-Belsen interniert war. In seiner Rede schilderte er die unmenschlichen Bedingungen: „Vom Hunger konnte man sich ablenken, aber der Durst war unerträglich.“ Greet und Robert Coopman, heute in Israel lebend, berichteten von ihrer Geschichte des Überlebens. „Wir wollen ein Vorbild sein, nicht nur für unsere Familie, sondern für kommende Generationen“, sagte die 82-jährige Greet, deren Eltern und Bruder in Auschwitz ermordet wurden.
Politische Stimmen und internationale Gäste
Die Gedenkfeier zog hochrangige Persönlichkeiten an. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hielt eine bewegende Rede, in der er den Überlebenden für ihren unermüdlichen Einsatz in der Erinnerungsarbeit dankte. „Diese Arbeit ist eine Brücke zur Gegenwart und zeigt uns, welche Konsequenzen wir heute ziehen müssen“, betonte er. Auch die britische Vize-Premierministerin Angela Rayner und Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, waren anwesend. Ebenso sprachen Hannovers Landesbischof Ralf Meister, Hildesheims Bischof Heiner Wilmer und Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD).
Die Ansprachen unterstrichen die Bedeutung, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus lebendig zu halten, besonders in Zeiten, in denen Antisemitismus und rechtsextreme Ideologien wieder zunehmen. Prosor betonte die Verantwortung Deutschlands und der Welt, die Lehren aus der Geschichte zu bewahren, um künftige Generationen zu schützen.
Die Schrecken von Bergen-Belsen
Als britische Truppen am 15. April 1945 Bergen-Belsen befreiten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens: Rund 13.000 Leichen lagen unbestattet, 60.000 ausgemergelte und schwer kranke Häftlinge kämpften ums Überleben. Die Bedingungen im Lager waren so katastrophal, dass bis Ende Juni 1945 weitere 14.000 Überlebende an den Folgen ihrer Haft starben. Bergen-Belsen, ursprünglich als „Auffanglager“ geplant, wurde zu einem Symbol für die Barbarei des NS-Regimes. Berüchtigt ist das Lager auch durch die Geschichte von Anne Frank, die hier kurz vor der Befreiung an Typhus starb.
Die Gedenkstätte „Lichter auf den Schienen“, bei der ein Waggon mit Kerzen geschmückt wurde, erinnerte an die Deportationen und die unvorstellbaren Leiden der Häftlinge. Solche Symbole prägen die Gedenkfeier und machen die Geschichte greifbar.
Ein Mahnruf für die Zukunft
Die Veranstaltung war mehr als ein Rückblick – sie war ein Appell. Die Überlebenden, viele von ihnen in hohem Alter, tragen ihre Geschichten weiter, um zu warnen und zu lehren. Ihre Botschaft ist klar: Die Menschheit darf die Verbrechen des Holocausts niemals vergessen. In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle in Deutschland und weltweit zunehmen, ist diese Erinnerung dringlicher denn je.
Die Anwesenheit von Überlebenden wie Ivan Lefkovits oder Greet Coopman zeigt, wie wichtig persönliche Zeugnisse sind. Sie geben den Opfern eine Stimme und mahnen uns, gegen Hass und Intoleranz zu kämpfen. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen bleibt ein Ort, der uns zwingt, innezuhalten und unsere Verantwortung für eine gerechtere Welt zu erkennen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Montag, 28 April 2025