Kanadas neue Regierung entfremdet jüdische Wähler: Warum Mark Carneys Wahlsieg für Israels Freunde kein Grund zur Freude istKanadas neue Regierung entfremdet jüdische Wähler: Warum Mark Carneys Wahlsieg für Israels Freunde kein Grund zur Freude ist
Ein künftiger Premier, der mit Waffenembargos gegen Israel Wahlkampf macht, verändert das politische Klima für kanadische Juden – und zeigt, wohin sich die einst israelfreundliche Liberale Partei entwickelt hat.
Mark Carney hat gewonnen – aber auf wessen Kosten? Der neue Premierminister Kanadas, einst als Hoffnungsträger des politischen Zentrums gehandelt, hat mit einem einzigen Satz tiefes Misstrauen unter Kanadas jüdischer Gemeinschaft gesät. „Ich weiß. Deshalb haben wir ein Waffenembargo“, sagte er während einer Wahlkampfveranstaltung im Zusammenhang mit Gaza. Ein Satz, der seither wie ein Menetekel über seiner Amtszeit schwebt. Denn er steht nicht nur für eine umstrittene außenpolitische Position – er offenbart eine moralische Schieflage, die sich innerhalb der Liberalen Partei seit Jahren verstärkt.
Auch nach seinem Versuch, das Gesagte zu relativieren – angeblich habe er die Frage nicht richtig verstanden –, blieb Carney bei seiner Linie: mehr Druck auf Israel, mehr Solidarität mit Gaza. Dass dabei die Terrorherrschaft der Hamas kaum thematisiert wird, passt ins neue Bild der Liberalen Partei. Unterstützt von über 300 Kandidaten, darunter 20 eigene Parteimitglieder, forderte Carneys Wahlplattform nicht nur ein beidseitiges Waffenembargo gegen Israel, sondern auch die Anerkennung eines palästinensischen Staates und Boykotte israelischer Siedlungen. Wer das liest, fragt sich unweigerlich: Was ist aus der Partei geworden, die früher als politische Heimat der jüdischen Kanadier galt?
Während pro-palästinensische Demonstranten vor liberalen Wahlveranstaltungen aufmarschierten, blieb eine klare Positionierung gegen Antisemitismus weitgehend aus. Viele jüdische Kanadier fühlen sich allein gelassen, zumal sie sich noch gut an die antisemitischen Ausschreitungen im Zuge des Hamas-Massakers vom 7. Oktober erinnern. Statt Solidarität mit Israel und jüdischen Gemeinden dominiert innerhalb der Partei nun ein Kurs, der Menschen wie Carney als „ausgewogen“ erscheint – in Wahrheit aber die Täter-Opfer-Umkehr weiter normalisiert.
Ein Gegenbild bietet Oppositionsführer Pierre Poilievre. Seine Haltung zu Israel ist klar, deutlich und ohne Wenn und Aber. Er verurteilt Antisemitismus, verteidigt Israels Recht auf Selbstschutz, stellt sich gegen israelfeindliche UN-Resolutionen und fordert Konsequenzen für die UNRWA. Nach dem iranischen Raketenangriff im vergangenen Jahr war es Poilievre, der öffentlich Israels Recht unterstützte, iranische Atomanlagen zu zerstören. Kein diplomatisches Lavieren – sondern klare Haltung in einer Zeit, die genau das verlangt.
Die Wahl Carneys markiert damit nicht nur eine politische Wende, sondern auch einen moralischen Bruch. Jüdische Wähler, die sich über Jahrzehnte auf die Liberalen verlassen konnten, stehen nun vor einer Partei, die ihre Sorgen ignoriert und ihre Sicherheitsbedenken relativiert. Das Vertrauen, einmal gebrochen, lässt sich nicht so leicht zurückgewinnen.
Die Frage ist also nicht nur, wie Carney künftig regiert. Sondern für wen.
Autor: Redaktion
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Dienstag, 29 April 2025