Waffen, Clanmacht und ein Staat am Rand: Gewaltandrohungen vor Abou-Chaker-Restaurant in Berlin

Waffen, Clanmacht und ein Staat am Rand: Gewaltandrohungen vor Abou-Chaker-Restaurant in Berlin


Dutzende Männer bedrohen sich vor einem Clan-Restaurant, ein Mann zeigt eine Pistole – doch am Ende ist er einfach verschwunden. Was bleibt, ist ein Gefühl von Ohnmacht.

Waffen, Clanmacht und ein Staat am Rand: Gewaltandrohungen vor Abou-Chaker-Restaurant in Berlin

Es war Dienstagnachmittag in Berlin-Treptow, Plänterwald. Ein milder Frühlingstag, Menschen unterwegs, Familien im Park. Und plötzlich: Tumult. Aufruhr. Ein Mob von bis zu 40 Männern versammelt sich vor einem Restaurant, das dem Umfeld des Abou-Chaker-Clans zugerechnet wird – einem der bekanntesten kriminellen Familiennetzwerke Deutschlands. Es wird geschrien, gedroht, provoziert. Und dann: Ein Mann zieht eine Waffe, hebt sie sichtbar in die Luft, schreit offenbar nach einem Kontrahenten im Restaurant. Minutenlang eskaliert die Lage, bis schwer bewaffnete Polizisten das Geschehen beenden – ohne den Mann mit der Pistole je zu finden.

Berlin, 2025. Und die bittere Erkenntnis: Wer genug Macht, Einfluss und Netzwerke hat, scheint sich nicht nur über Recht hinwegzusetzen – sondern auch dem Zugriff des Staates zu entziehen.

Wenn Clanmacht öffentlicher Raum wird

Die Berliner Polizei spricht von einem „besonders schweren Landfriedensbruch“. Eine Formulierung, die nüchtern klingt – aber nicht verdeutlicht, wie tief das Problem reicht. Dass sich mitten am Tag dutzende Männer aus dem Umfeld eines bekannten Clans zu einer Drohkulisse formieren können, ohne dass sie sich verstecken müssten, ist kein Nebenschauplatz. Es ist ein Signal. Und zwar nicht nur an die Polizei, sondern an die Gesellschaft: „Wir sind da – und wir handeln, wie wir wollen.“

Die Abou-Chakers sind keine Unbekannten. Seit Jahren stehen Mitglieder der Familie wegen Schutzgelderpressung, Drogenhandel, Geldwäsche und Gewaltkriminalität im Fokus der Ermittlungsbehörden. Der Name ist ein Synonym geworden für ein Milieu, das eigene Regeln durchsetzt – mit Gewalt, Drohung und Schweigen. Dass sich diese Selbstherrlichkeit inzwischen in die Öffentlichkeit verlagert, vor laufenden Handys und unter den Augen von Passanten, ist ein Zeichen dafür, wie tief sich Parallelstrukturen bereits in den urbanen Alltag geschoben haben.

Der Staat reagiert – aber zu spät?

Ja, die Polizei kam. Sie war schwer bewaffnet. Sie kontrollierte Männer im und vor dem Lokal. Und sie hat das Geschehen formal aufgelöst. Doch der Mann mit der Waffe – der mutmaßliche Auslöser der Bedrohungslage – blieb verschwunden. Keine Festnahme, kein Zugriff. Die Botschaft ist fatal: Wer genug Rückhalt hat, kann bewaffnet provozieren und wieder untertauchen. Ein Rechtsstaat, der nicht zupackt, verliert seine Autorität – nicht vor Gericht, sondern auf der Straße.

Dass sich die Szene vor einem Restaurant aus dem Clan-Umfeld abspielte, ist kein Zufall. Diese Orte sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sie dienen auch als Treffpunkte, Schaltzentralen, Machtdemonstrationen. Hier wird gesehen, wer dazugehört – und wer nicht. Wenn Gewaltandrohungen und Pistolen Teil dieser öffentlichen Selbstinszenierung werden, dann braucht es mehr als Streifenwagen und Durchsuchungen. Es braucht politische Konsequenz – und den Mut, den Einfluss dieser Strukturen zu zerschlagen.

Wie lange schaut Berlin noch zu?

Seit Jahren verspricht die Berliner Politik konsequentes Vorgehen gegen Clankriminalität. Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Immer wieder kommt es zu Gewalttaten, Drohungen, Erpressungen – und kaum je folgen spürbare Konsequenzen. Es ist kein Zufall, dass Menschen in Vierteln wie Neukölln oder Treptow das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates verlieren. Wo ganze Straßenzüge zur Machtdemonstration krimineller Gruppen werden, wo sich 40 Männer zusammenrotten, um einen Streit mit einer Pistole zu „klären“, dort ist das Gewaltmonopol längst unterwandert.

Die Politik steht in der Pflicht. Wer glaubt, mit Integrationsprojekten allein dem Problem beizukommen, verkennt die Realität. Es geht hier nicht um Integration – es geht um organisierte Parallelstrukturen, die sich längst über Recht und Gesetz stellen. Und solange es keine sichtbaren Konsequenzen gibt, wird sich daran nichts ändern.

Was bleibt?

Ein Mann zieht eine Pistole, 40 Männer rotten sich zusammen, der Staat greift ein – aber ohne Ergebnis. Am nächsten Tag ist das Restaurant wieder geöffnet. Die Männer gehen, als sei nichts gewesen. Nur die Polizei spricht von Ermittlungen. Und Berlin? Berlin macht weiter.


Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:


Mittwoch, 30 April 2025

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