Er kam als Schutzsuchender – und brachte den Terror in eine deutsche InnenstadtEr kam als Schutzsuchender – und brachte den Terror in eine deutsche Innenstadt
Ein Syrer verletzt fünf Menschen mit dem Messer in Bielefeld. Jetzt ist er gefasst – doch was uns über seinen Weg nach Deutschland bekannt wird, erschüttert mehr als die Tat selbst.
Am Ende war es eine Mischung aus akribischer Polizeiarbeit, Glück – und purer Entschlossenheit, die zur Festnahme führte. In einem unscheinbaren Hochhaus in Heiligenhaus, Kreis Mettmann, klickten am späten Montagabend die Handschellen. Dort fanden Spezialkräfte jenen Mann, der 36 Stunden zuvor in der Bielefelder Innenstadt mit einem Messer auf feiernde junge Menschen eingestochen hatte. Fünf Opfer, vier davon schwer verletzt. Fast alle Anfang 20. Ihr einziges „Vergehen“: Sie standen zur falschen Zeit vor der falschen Bar.
Der Täter: ein 35-jähriger Syrer mit temporärer Aufenthaltserlaubnis, der zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Harsewinkel gemeldet war. Seit August 2023 lebte er in Deutschland – unauffällig, zumindest nach außen. Jetzt fragen sich viele, wie aus diesem Mann ein mutmaßlicher Messerangreifer werden konnte. Die Hinweise, die nun auftauchen, sind alarmierend.
Laut Informationen des WDR prüft die Polizei, ob sich der Mann kürzlich radikalisiert hat. Konkretes Interesse an der Terrororganisation Islamischer Staat soll er gezeigt haben. Offiziell will sich dazu niemand äußern. Doch intern, so heißt es, wird die Tat längst als möglicher Anschlag geführt. Die Sicherheitsbehörden schweigen – aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es heißt. Aber das Schweigen wiegt schwer, denn es nährt eine wachsende Angst: Wer lebt unter uns, wer plant den nächsten Angriff – und wie früh müssen wir hinsehen, um es zu verhindern?
Die Spurensicherung am Tatort war aufwendig. In unmittelbarer Nähe ließ der Täter eine Tasche zurück. Darin: Personaldokumente – und eine Flasche mit einer bislang nicht identifizierten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit. In der Tasche fanden sich offenbar auch Messer, über die die Polizei jedoch keine weiteren Angaben macht. War ein größerer Anschlag geplant? Ein Brandsatz? Der Gedanke drängt sich auf – und bleibt im Raum.
Was wir über den Abend wissen, lässt uns nicht los. Die Bar „Cutie“ liegt mitten in der Bielefelder Innenstadt, dort, wo sonst ausgelassen gefeiert wird. An diesem Samstag war die Stadt in besonderer Stimmung: Arminia Bielefeld war Drittligameister geworden, überall wurde gefeiert. Auch vor dem „Cutie“. Ausgerechnet dort schlug der Täter zu – laut Polizei wahllos. Ohne jede Vorwarnung. Fünf junge Menschen zwischen 22 und 27 Jahren wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich. Nur durch schnelles Eingreifen von Ersthelfern und Sanitätern konnte Schlimmeres verhindert werden. Eines der Opfer hatte offenbar noch versucht, den Angreifer zu stoppen. Es war später selbst schwer verletzt.
Jetzt ist die Bar geschlossen. Auch eine benachbarte Kneipe sagte ihre Veranstaltung ab. Die Stadt hat sich verändert – in einer Nacht.
Am Montag folgten mehrere Polizeiaktionen: Die Flüchtlingsunterkunft in Harsewinkel wurde durchsucht, ohne Erfolg. Dann ein neuer Hinweis – und schließlich der Zugriff in Heiligenhaus. Der mutmaßliche Täter wurde überrascht und widerstandslos festgenommen. Er wird derzeit verhört, auch zu seinen Motiven. Voraussichtlich noch am Dienstag wird er dem Haftrichter vorgeführt. Eine Mordkommission wurde eingerichtet.
NRW-Innenminister Herbert Reul sprach von „exzellenter Arbeit“ der Ermittler und lobte die Konsequenz der Fahnder: „Die kleinteilige Arbeit hat sich gelohnt und wir konnten den überraschten Täter dingfest machen.“ Doch Reuls Lob kann nicht über die drängende Frage hinwegtäuschen: Wie konnte ein mutmaßlich radikalisierter Syrer, der erst wenige Monate im Land ist, eine solche Tat begehen – ohne vorher auffällig zu werden?
Noch ist unklar, was den Mann antrieb. War es ein gezielter islamistischer Angriff oder ein persönlicher Wahn? Gab es Mitwisser? Hinweise auf eine psychische Erkrankung? Die Ermittlungen laufen. Aber bereits jetzt ist klar: Diese Tat wird nicht folgenlos bleiben. Sie reiht sich ein in eine lange Liste von Messerattacken, die nicht mehr als „Einzelfälle“ betrachtet werden können. Sie konfrontiert Deutschland erneut mit der Realität, dass der Schutz der Bevölkerung auch bedeutet, unbequeme Fragen zu stellen – über Einwanderung, über Sicherheitslücken, über politische Verdrängung.
Und sie zeigt einmal mehr: Es braucht mehr als schnelle Festnahmen. Es braucht Mut zur Wahrheit – und den Willen, aus ihr Konsequenzen zu ziehen.
Autor: Redaktion
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Dienstag, 20 Mai 2025