Was Jordaniens Schulbücher wirklich lehren: „Juden sind von Natur aus verräterisch“Was Jordaniens Schulbücher wirklich lehren: „Juden sind von Natur aus verräterisch“
Ein Land, das als moderat gilt, bereitet seine Kinder auf den Hass vor. Eine neue Analyse zeigt: Jordaniens Schulunterricht ist ein stiller Brandbeschleuniger.
Was wäre, wenn ein vermeintlich moderates Land seinen Kindern systematisch beibringt, Juden zu hassen, Israel als Feind zu sehen, und Gewalt zu verklären? Wenn das Land Jordanien heißt, überrascht das kaum jemanden in der Region – aber umso mehr jene westlichen Staaten, die das Haschemitenkönigreich als „Stabilitätsanker“ und „Friedensbrücke“ feiern. Eine aktuelle Analyse des renommierten Bildungsinstituts IMPACT-se erschüttert dieses Bild. Auf über 300 Schulbücher gestützt, zeigt sie: Die viel beschworene Toleranz in Jordaniens Lehrplänen ist nichts als Fassade. Dahinter verbergen sich Antisemitismus, Verherrlichung des Dschihad – und eine beunruhigende Relativierung des Holocaust.
Gerade weil Jordanien 1994 Frieden mit Israel geschlossen hat, wirken die Inhalte besonders perfide. In offiziellen Erklärungen betont Amman regelmäßig den Wert religiöser Mäßigung. Im Unterricht aber erfahren Schüler ganz andere Botschaften. Ein Schulbuch für die neunte Klasse etwa erklärt: „Verrat und Vertragsbruch sind natürliche Eigenschaften der Juden.“ Eine pauschale Verurteilung eines ganzen Volkes – eingebettet in ein Pflichtfach für Jugendliche.
Auch wirtschaftliche Stereotype fehlen nicht: Juden hätten zur Zeit des Propheten Mohammed durch Wucher und Ausbeutung die Wirtschaft Medinas kontrolliert, heißt es. Nur durch dessen Eingreifen sei die islamische Gesellschaft vor der „jüdischen Kontrolle“ gerettet worden. Eine alte antisemitische Verschwörungserzählung, neu verpackt und in die Köpfe von Schulkindern gepflanzt.
Erschreckend ist auch, was fehlt: Die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden während des Holocausts kommt in keinem der Bücher vor. Der Zweite Weltkrieg wird zwar thematisiert, doch Hitlers Verbrechen werden verschwiegen. Stattdessen bemühen sich die Texte, NS-Deutschland als ein Opfer der „demütigenden Bedingungen“ des Versailler Vertrags darzustellen – ein geschichtsrevisionistischer Zynismus, der Empathie für die Täter statt für ihre Opfer wecken soll.
Noch deutlicher wird der Hass in den Passagen über Israel. Dort wird der jüdische Staat auf Landkarten konsequent ausgelöscht. Wenn überhaupt von ihm die Rede ist, dann nur in negativen Kontexten – als „zionistische Entität“ oder „Kolonie“, nicht als legitimer Staat. Selbst die Friedensverträge mit Israel werden nicht als historischer Fortschritt gewürdigt, sondern als zähneknirschende Konzession zur Abwehr „israelischer Gier“. Die reale Versöhnungsgeste König Husseins, der nach dem Mord an sieben israelischen Schulmädchen durch einen jordanischen Soldaten deren Familien persönlich aufsuchte, bleibt unerwähnt.
Am verstörendsten ist jedoch die Art und Weise, wie der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 behandelt wird. Ein Schulbuch für die zehnte Klasse beschreibt die Massaker an über 1.100 israelischen Zivilisten als legitimen Widerstand gegen „Zionistenkolonien“. Jene, die entführt und ermordet wurden – darunter Babys, Jugendliche, Familien – werden als „Siedler“ und damit implizit als legitime Ziele dargestellt. Kein Wort über das Leid der Opfer, kein moralischer Kompass, kein Mitgefühl. Stattdessen: eine pädagogische Relativierung des Schreckens, der dem schlimmsten Massaker an Juden seit dem Holocaust gleichkommt.
Zugleich wird die Idee des „Märtyrertods“ verklärt. Gedichte in Arabisch-Lehrbüchern preisen es, sich „in die Gruben des Todes“ zu stürzen. Ein Leben, das dem Feind Wut entlockt, sei wertvoller als jedes friedliche Dasein. Das alles wird verbunden mit nationalen Narrativen über die „Befreiung Palästinas“ – ein Euphemismus für Krieg, nicht für Frieden.
Doch nicht nur Juden und Israelis sind Ziel dieser ideologischen Schulung. Auch der Umgang mit Homosexualität ist ein Indikator für den zunehmend rückschrittlichen Kurs. In neuen Ausgaben wird Homosexualität als „sexuelle Perversion“ bezeichnet, die „die Existenz der Menschheit“ gefährde. Eine drastische Verschärfung gegenüber älteren Versionen – ein Rückschritt, nicht nur für LGBT-Rechte, sondern für jedes Verständnis von pluralistischer Gesellschaft.
Wie lässt sich all das erklären? Vielleicht durch ein System, das nach außen hin den Westen bedient, aber im Inneren ganz anderen Kräften verpflichtet ist. Vielleicht durch einen Staat, der sich Stabilität erkauft, indem er dem Mob das gibt, was ihn beruhigt: Feindbilder. Wer Israel zum ewigen Feind macht, muss weniger über Armut, Korruption und politische Reformen sprechen.
Die internationale Gemeinschaft aber muss sich fragen lassen: Wie lange will man Jordanien noch als gemäßigten Partner hofieren, während dessen Schulsystem Hass lehrt? Bildung ist nie neutral. Sie prägt Generationen. Und wenn man Kindern beibringt, dass Juden Verräter sind, dass Israel ausradiert gehört und dass Gewalt ein Ideal ist – dann darf man sich nicht wundern, wenn der Frieden auf tönernen Füßen steht.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Berthold Werner - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8458564
Mittwoch, 21 Mai 2025