„Tod dem Regime“ am Roten Rathaus – Exil-Iraner fordern Ende der Mullah-Herrschaft„Tod dem Regime“ am Roten Rathaus – Exil-Iraner fordern Ende der Mullah-Herrschaft
Sie kamen aus ganz Deutschland – in Bussen, mit Plakaten, mit Wut im Bauch. Vor dem Berliner Rathaus riefen Hunderte nach einem neuen Iran – ohne Ajatollahs, ohne Unterdrückung.
An einem Samstag, der wie jeder andere begann, hallten am Roten Rathaus in Berlin Rufe, die in Teheran wie eine Kriegserklärung klingen müssen: „Freiheit für Iran“, „Sturz des Regimes“, „Keine Geschäfte mit den Mullahs“. Es sind Stimmen, die seit Jahrzehnten an Europas Rand gedrängt wurden – nun sind sie laut, sichtbar und fordernd. 1.300 Menschen, so die Polizei, versammelten sich mitten in der Hauptstadt. Der Nationale Widerstandsrat Iran (NWRI), eine der ältesten Exilbewegungen gegen das theokratische Regime, hatte zum Protest aufgerufen.
Die Exiliraner fordern mehr als nur Unterstützung. Sie verlangen Konsequenz. „Der Westen muss seine Beziehungen zu diesem Unrechtsregime abbrechen“, sagt Javad Dabiran, Sprecher des NWRI. Seine Worte sind deutlich, seine Forderung radikal: Kein Dialog mehr mit einem System, das Frauen steinigt, Demonstranten erschießt und Terror finanziert – von Gaza bis Beirut.
Doch wer sind die Menschen, die am Samstag in Berlin demonstrierten? Viele von ihnen leben seit Jahren oder Jahrzehnten im Exil. Sie haben Familie verloren, Heimat und Hoffnung – und dennoch nicht den Willen, sich mit dem Status quo abzufinden. Aus über 60 Städten Deutschlands reisten sie an, in organisierten Bussen, ausgestattet mit Fahnen, Bannern, Megaphonen. Für sie ist die Islamische Republik kein Staat, sondern ein Albtraum, der endlich enden muss.
Im Zentrum ihrer Forderungen steht ein Regimewechsel durch die iranische Bevölkerung. Keine militärische Intervention, keine ausländischen Truppen – sondern ein freier, demokratischer Umbruch von innen. Der NWRI sieht sich als Katalysator dieses Wandels, als politische Alternative für die Zeit danach. Kritiker halten die Gruppe für sektenähnlich, und selbst viele säkulare Oppositionelle in Europa lehnen sie ab. Doch an diesem Tag zählt etwas anderes: Die Menschen, die dort stehen, eint ein klares Ziel. Und der Ruf nach Freiheit kennt keine perfekten Sprecher.
Die Geschichte des NWRI reicht bis 1981 zurück, als er aus dem Umfeld der Volksmudschahedin hervorging – einer Bewegung, die einst gegen den Schah kämpfte, dann gegen die Islamisten und schließlich ins Exil gedrängt wurde. Heute ist sie im Iran verboten, ihre Mitglieder werden verfolgt, ihre Webseiten gesperrt. In Deutschland jedoch dürfen sie ihre Stimme erheben – und das taten sie eindrucksvoll.
Bemerkenswert ist, dass die Demonstration nicht nur von älteren Exilanten getragen wurde. Auch junge Iranerinnen und Iraner, die in Deutschland geboren wurden, standen Schulter an Schulter mit ihren Eltern. Für sie ist das, was im Iran passiert, mehr als nur ein geopolitisches Problem. Es ist Teil ihrer Identität, Teil ihres Traumas – und Teil ihrer Verantwortung.
Die Berliner Politik reagierte zurückhaltend. Kein Vertreter des Berliner Senats zeigte sich. Doch dass so viele Menschen an einem einzigen Ort zusammenkommen, um eine andere Zukunft für den Iran zu fordern, ist nicht zu übersehen – und sollte nicht überhört werden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Sonntag, 22 Juni 2025