Unwetter legt Berlin und Brandenburg lahm – Feuerwehr im DauereinsatzUnwetter legt Berlin und Brandenburg lahm – Feuerwehr im Dauereinsatz
Heftiger Gewitterabend bringt Feuerwehr an die Belastungsgrenze – Verkehr lahmgelegt, Wälder gesperrt, Menschen verletzt
Ein starkes Unwetter hat am Donnerstag erneut Berlin und große Teile Brandenburgs heimgesucht. Binnen weniger Stunden wurden Tausende Notrufe abgesetzt. Umgestürzte Bäume, blockierte Straßen, beschädigte Fahrzeuge und schwer verletzte Menschen forderten die Einsatzkräfte bis tief in die Nacht hinein. Allein die Berliner Feuerwehr zählte rund 780 Einsätze, in Brandenburg summierten sich die Maßnahmen auf über 1.000 – eine außergewöhnliche Belastung innerhalb kurzer Zeit.
Erneut hat damit ein Wetterereignis das öffentliche Leben in einer der bevölkerungsreichsten Regionen Deutschlands empfindlich gestört. Besonders stark betroffen war der Nordwesten Berlins, aber auch in Potsdam, im Havelland, in Oberhavel sowie im Barnim kam es zu erheblichen Schäden. In mehreren Städten wurde der Verkehr zum Teil eingestellt, Rettungsdienste mussten Menschen aus Fahrzeugen oder von Straßen befreien, das Betreten von Wäldern wurde untersagt. Die Aufräumarbeiten dauern an – und sie werden Zeit brauchen.
Bäume blockieren Straßen, Menschen verletzt
In Berlin-Heiligensee wurde ein Fußgänger von einem umstürzenden Baum erfasst und stürzte in einen Graben. Er musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. In einem weiteren Fall stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Auch hier wurde der Insasse verletzt. Am Gendarmenmarkt kam es zu einem ähnlichen Vorfall mit einem Schwerverletzten.
In Potsdam wurden zwei Radfahrer im Neuen Garten von einer herabfallenden Baumkrone getroffen. Nach Angaben der Feuerwehr erlitt eine Frau lebensbedrohliche Verletzungen. Der Mann an ihrer Seite wurde ebenfalls schwer verletzt. Beide befinden sich in ärztlicher Behandlung.
Solche Ereignisse sind in diesen Tagen keine Einzelfälle. Schon am Montag hatte das Tief „Ziros“ eine vergleichbare Lage ausgelöst. Eine Frau kam dabei ums Leben, mehrere Menschen wurden schwer verletzt. Die Rettungskräfte sind seit Tagen im Dauereinsatz – viele von ihnen nahezu ohne Pause.
Feuerwehr: Belastung „an der Grenze und darüber hinaus“
Vinzenz Kasch, Sprecher der Berliner Feuerwehr, beschrieb die Lage am Freitagmorgen als Grenzerfahrung. „Da waren wir absolut an unserer Grenze – und ein bisschen darüber hinaus.“ Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien ausgerückt. In der Leitstelle gingen zeitweise im Minutentakt Notrufe ein. Über Nacht arbeiteten die Feuerwehren ununterbrochen weiter – viele Mitarbeitende hätten nicht geschlafen.
Allein in Heiligensee und Tegel liegen nach Angaben der Feuerwehr Dutzende Bäume auf Straßen, Gehwegen und Hausdächern. Auch in Kreuzberg, Lichterfelde, Wedding und Spandau wurden massive Schäden gemeldet. Im brandenburgischen Raum traf es vor allem Falkensee, Oberhavel, Barnim und die Uckermark. Dort wurden hunderte Einsätze verzeichnet, besonders im Bereich der Landeshauptstadt Potsdam. Die Feuerwehr war in vielen Orten über Stunden im Dauereinsatz. In Teilen der Region mussten sich die Einsatzkräfte kurzzeitig zurückziehen und Pausen einlegen, bevor sie am Freitagmorgen erneut mit den Aufräumarbeiten begannen.
S-Bahn-Stillstand, Straßen blockiert, Parks gesperrt
Auch der öffentliche Verkehr wurde stark beeinträchtigt. Die Berliner S-Bahn stellte den Betrieb am Donnerstagabend vollständig ein – zum zweiten Mal in einer Woche. Ursache waren erneut Bäume und große Äste auf den Gleisen. Auch am Freitagmorgen war der Betrieb auf mehreren Strecken im Norden weiterhin unterbrochen. Zahlreiche Fahrgäste strandeten am Hauptbahnhof. Im Regional- und Fernverkehr kam es ebenfalls zu Beeinträchtigungen, während im Fernverkehr mittlerweile viele Strecken wieder freigegeben sind.
Die Berliner Verkehrsbetriebe meldeten ebenfalls Einschränkungen: Überirdische U-Bahnlinien sowie mehrere Bus- und Straßenbahnverbindungen waren zeitweise unterbrochen. Die Infrastruktur kam an mehreren Stellen an ihre Grenzen. Auch Autofahrer mussten sich vielerorts neue Wege suchen – Straßen blieben teils unpassierbar, weil schwere Stämme oder Äste die Fahrbahn versperrten.
Das Berliner Forstamt sperrte den gesamten Tegeler Forst – eine Maßnahme, die selten und nur bei akuter Gefahr ergriffen wird. Tausende Bäume wurden hier entwurzelt, Baumkronen und Äste stürzten großflächig herab. Selbst Hauptwege waren nicht mehr zugänglich. Auch der Berliner Bezirk Mitte warnte vor dem Betreten öffentlicher Grünanlagen. Das gilt besonders für den Tiergarten. In der offiziellen Mitteilung heißt es, es bestehe „konkrete Lebensgefahr“.
Erste Einschätzungen, keine Entwarnung
Wie groß das gesamte Ausmaß der Schäden ist, lässt sich am Morgen nach dem Sturm noch nicht seriös abschätzen. Die Sicht in viele betroffene Wald- und Parkbereiche ist durch Blockaden eingeschränkt, zudem besteht weiterhin Gefahr durch lose Äste in den Baumkronen. Ob auch historische Bäume wie die "Dicke Marie" oder die "Burgsdorff-Lärche" im Tegeler Forst beschädigt wurden, ist bislang nicht bekannt.
Fest steht: Zwei starke Unwetter innerhalb weniger Tage haben Berlin und Brandenburg ungewöhnlich hart getroffen. Die Feuerwehr spricht von „außergewöhnlich hohen Belastungen“. Gleichzeitig warnt der Deutsche Wetterdienst davor, solche Ereignisse als einmalig abzutun. Meteorolog*innen weisen darauf hin, dass sich durch klimatische Veränderungen Starkwetterlagen häufen können. Zwar sei am Freitag zunächst mit Abkühlung zu rechnen, doch schon am Wochenende kehrt die Hitze zurück. Im Süden Brandenburgs könnten Temperaturen von deutlich über 30 Grad erreicht werden.
Es sind herausfordernde Tage für Einsatzkräfte, Behörden – und für die Menschen in der Region. Wer aktuell Parks oder Wälder betritt, riskiert mehr als einen nassen Schuh. Vorsicht bleibt geboten – und Geduld, denn viele Schäden lassen sich nur langsam beseitigen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Freitag, 27 Juni 2025