Berlin fordert Teheran zur Mäßigung: „Stoppt die Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe“Berlin fordert Teheran zur Mäßigung: „Stoppt die Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe“
Nach dem Untergang der „Eternity C“ im Roten Meer wächst der Druck auf Iran. Deutschland erwartet klare Konsequenzen – nicht nur in der Atomfrage, sondern auch gegenüber Teherans Terror-Proxies.
Die Bilder aus dem Roten Meer sind kaum zu ertragen: Ein sinkender Frachter, schwarze Rauchsäulen, und ein Video, das gezielt von den Huthi-Terroristen verbreitet wurde. Der jüngste Angriff auf das griechisch betriebene, unter liberianischer Flagge fahrende Handelsschiff „Eternity C“ markiert einen neuen Höhepunkt in der Gewaltspirale. Und diesmal ist auch Deutschland ungewohnt deutlich: Außenminister Johann Wadephul fordert Iran offen auf, seine Schützlinge zur Ordnung zu rufen.
„Wir verurteilen das auf das Schärfste und erwarten von Iran, seinen Einfluss auf die Huthis geltend zu machen, um dem ein Ende zu setzen“, sagte Wadephul am Donnerstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinen israelischen und österreichischen Amtskollegen in Wien.
Teherans Verantwortung – nicht nur nuklear
Es ist ein seltener Moment diplomatischer Klarheit aus Berlin. Die Bundesregierung macht erstmals explizit deutlich, dass Irans Verantwortung weit über das Atomabkommen hinausgeht. Wadephul formulierte es unmissverständlich: „Das zeigt, dass wir mit Iran nicht nur über nukleare Entwicklungen sprechen müssen, sondern auch über das regionale Verhalten Teherans.“
Hintergrund dieser Äußerungen ist eine Eskalation, die sich seit Monaten anbahnt – und nun wieder offen ausbricht. Nach sieben Monaten relativer Ruhe haben die vom Iran unterstützten Huthis in dieser Woche zwei Handelsschiffe angegriffen und versenkt. Die Angriffe erfolgen im Namen eines „Protests“ gegen den Krieg in Gaza – doch in Wahrheit geht es um geopolitische Erpressung, bei der Menschenleben als Druckmittel dienen.
Seit 2023: Mehr als 100 Angriffe auf die Seeschifffahrt
Die Bilanz ist erschütternd: Seit November 2023 haben die Huthis über 100 Schiffe im Roten Meer angegriffen. Vier davon wurden versenkt, ein weiteres gekapert, mindestens acht Seeleute kamen ums Leben. Im aktuellen Fall der „Eternity C“ wird angenommen, dass sechs Besatzungsmitglieder sowie drei Sicherheitskräfte weiterhin von den Huthis festgehalten werden. Die britische Sicherheitsfirma Vanguard Tech bestätigte, man sei „tief besorgt über das Wohlergehen der Crewmitglieder“ und forderte deren „schnelle und sichere Freilassung“.
Für die globale Schifffahrt ist das eine Katastrophe. Viele Reedereien meiden mittlerweile das Rote Meer ganz, Routen werden über das Kap der Guten Hoffnung verlegt – mit massiven wirtschaftlichen Folgen. Doch was auf den ersten Blick wie eine regionale Krise wirkt, ist in Wahrheit ein Stellvertreterkrieg, bei dem Iran die Fäden zieht.
Iran, der Drahtzieher hinter der Bühne
Die Verantwortung Irans für die Huthi-Aggressionen ist kein Geheimnis. Teheran versorgt die schiitischen Milizen im Jemen seit Jahren mit Waffen, Drohnen und Raketen. Militärberater der iranischen Revolutionsgarden unterstützen Angriffe logistisch, Satellitenkommunikation und strategische Zielauswahl werden mit Unterstützung aus dem Iran koordiniert.
Doch während Israel, die USA und andere Partnerstaaten die Gefahr benennen und mit Gegenangriffen reagieren, blieb Europa lange zögerlich. Nun scheint Berlin langsam zu begreifen, dass man sich nicht länger auf die Rolle des neutralen Beobachters zurückziehen kann.
Zeichen der Entschlossenheit – oder nur diplomatische Geste?
Wadephuls Worte markieren eine Zäsur. Doch die Frage bleibt: Folgen den Worten auch Taten? Bislang hat Deutschland keine konkreten Konsequenzen angedroht – weder gegen Iran noch gegen die Huthis. Der Vorschlag, iranische Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen, liegt weiterhin auf Eis. Und von EU-Sanktionen gegen Teheran ist keine Rede.
Gleichzeitig zeigt der Blick nach Afghanistan, wie vorsichtig Berlin diplomatisch agiert. Auch dort gab sich Wadephul in Wien zurückhaltend. Zwar betonte er die „ernste Besorgnis“ über die Lage der Frauen und Mädchen unter dem Taliban-Regime, verwies aber darauf, dass der Kontakt mit den Taliban „technischer Natur“ sei. Innenminister Faeser hatte zuvor angekündigt, man wolle direkte Abschiebeabkommen mit den Taliban verhandeln – eine heikle Strategie, die für viel Kritik sorgt.
Ein Weckruf – nicht nur für Berlin
Die Angriffe im Roten Meer sind nicht nur eine Bedrohung für den Welthandel. Sie zeigen, wie eng Terror und Staatspolitik im Iran miteinander verwoben sind. Und sie zeigen, wie naiv es ist, nur über Irans Atomprogramm zu verhandeln, ohne das geopolitische Gesamtbild zu betrachten. Wer wirklich Frieden und Sicherheit in der Region will, muss auch den Einfluss Irans auf seine Stellvertretertruppen beenden – in Gaza, in Syrien, im Irak, im Libanon und eben auch im Jemen.
Die Bundesregierung hat nun die Gelegenheit, eine entschlossene Linie zu zeigen – gemeinsam mit Israel, den USA und weiteren Partnern. Ob sie diese Chance nutzt, bleibt abzuwarten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Video-Projekt im Bundestag 2014 - Wiki loves parliaments Johann Wadephul, CDU CC https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wadephul,_Johann.webm?uselang=de#globalusage
Freitag, 11 Juli 2025