Antisemitismus als Showeinlage? Warum der Macklemore-Auftritt ein fatales Signal ist

Antisemitismus als Showeinlage? Warum der Macklemore-Auftritt ein fatales Signal ist


Ein Festival feiert Toleranz, ein Rapper hetzt gegen Israel – und am Ende bleibt jüdischen Menschen nur der Rückzug. Der Fall Macklemore beim Deichbrand-Festival zeigt: Kunstfreiheit wird zur Ausrede, wenn der Mut zur Haltung fehlt.

Antisemitismus als Showeinlage? Warum der Macklemore-Auftritt ein fatales Signal ist

Ein Sommerwochenende an der Nordseeküste: 60.000 Menschen tanzen, trinken, feiern. Und am Ende des Festivals steht auf der Bühne ein Künstler, der mit Millionenpublikum das verbreitet, was jüdische Menschen in Deutschland täglich bedroht: antisemitische Narrative, Geschichtsverdrehung, gezielte Hetze gegen Israel. Macklemore wird das diesjährige Deichbrand-Festival beschließen – ein Auftritt, der alles andere ist als unpolitisch. Wer meint, Musik sei hier nur Musik, verwechselt Naivität mit Verantwortungslosigkeit.

Denn Macklemores jüngstes Werk „Hind’s Hall“ ist keine Kritik an israelischer Politik. Es ist ein Manifest gegen die Existenz Israels selbst. Es ist die stilisierte Dämonisierung eines Staates – eingebettet in popkulturelle Ästhetik, verpackt als moralische Rebellion. In seinem Video schneidet der Künstler Bilder des Warschauer Ghettos mit aktuellen Szenen aus Gaza zusammen. Diese perfide Gleichsetzung – Israel als neues Nazi-Regime – ist nicht nur geschmacklos. Sie ist ein Angriff auf die Erinnerungskultur, auf die Opfer der Schoa, auf alle, die sich tagtäglich gegen Antisemitismus stellen.

Die Bühne wird zur Waffe – und keiner will es gewesen sein

Dass ausgerechnet in Deutschland, einem Land mit vermeintlich unerschütterlichem Bekenntnis zur Erinnerung, ein solcher Auftritt unwidersprochen bleibt, ist nicht nur ein Fehler. Es ist ein Systemversagen. Der Zentralrat der Juden warnt eindringlich. Der Antisemitismusbeauftragte Niedersachsens kündigt Beobachter an. Und das Festival? Schweigt. Oder versteckt sich feige hinter der Floskel von Kunstfreiheit.

Aber Freiheit bedeutet Verantwortung. Und wer einen Künstler wie Macklemore bucht, kennt dessen Botschaft. Es ist die visuelle Auslöschung Israels: eine durchgängig palästinensisch eingefärbte Landkarte ohne jüdischen Staat, unterlegt mit dem Slogan „Free Palestine“. Kein Wort über die Hamas. Kein Wort über den Terror. Kein Wort über jüdische Selbstverteidigung. Stattdessen: Heroisierung von Gewalttätern, Relativierung des Holocaust, Entmenschlichung israelischer Opfer.

Toleranz als Feigheit: Die Verwechslung von Meinungsfreiheit mit Gleichgültigkeit

Macklemore war einst der Liebling des linksliberalen Mainstreams, ein Rapper mit Haltung. Heute ist er ein Aktivist ohne Skrupel. Und während er für das Recht kämpft, seine antisemitische Bildsprache millionenfach zu verbreiten, duckt sich das Festival weg. Man wolle sich nicht einmischen, heißt es – ein bequemes Mantra derer, die Haltung für Meinung halten und Verantwortung mit Zensur verwechseln.

Niemand fordert die Zensur eines Songs. Niemand ruft nach einem Verbot. Aber es ist ein Armutszeugnis, dass ausgerechnet ein Festival, das sich Offenheit und Diversität auf die Fahnen schreibt, keinen Mut aufbringt, wenn es wirklich darauf ankommt. Denn was bedeutet Vielfalt, wenn jüdische Menschen sich ausgeschlossen, verhöhnt oder schlicht nicht sicher fühlen können?

Was bedeutet „Safe Space“, wenn die größten Bühnen des Landes Antisemitismus ästhetisieren – und das Publikum jubelt?

Wenn Erinnerung zur leeren Geste wird

Die Gleichsetzung Israels mit dem NS-Regime ist nicht einfach nur falsch. Sie ist eine gezielte Strategie, die Legitimität des jüdischen Staates zu untergraben. Wer Gaza-Bilder mit dem Warschauer Ghetto montiert, betreibt keinen Protest – er betreibt Geschichtsrevisionismus. Wer israelische Soldaten in eine Erzählung einwebt, in der die Shoah instrumentalisiert wird, der entmenschlicht – nicht nur Israelis, sondern auch die Opfer von damals.

Und wer das auf einer deutschen Bühne zulässt, stellt sich nicht nur gegen Israel. Er verrät das Versprechen der Bundesrepublik, jüdisches Leben zu schützen. Er verwandelt Festivals in Räume, in denen sich jüdische Menschen rechtfertigen sollen – oder lieber gar nicht erst erscheinen.

Der Preis dieser Toleranz: Schweigen, Rückzug, Unsichtbarkeit

Wenn Macklemore am Sonntag die Bühne betritt, werden tausende Menschen feiern. Viele werden die Bilder nicht einordnen können. Manche werden sie ignorieren. Doch die, die betroffen sind, bleiben weg. Aus Angst. Aus Wut. Aus Resignation. Die Bühne gehört dem Popstar – nicht denjenigen, die seine Botschaft trifft.

Und genau darin liegt das Problem: Nicht die Empörung ist das, was fehlt. Sondern die Bereitschaft, den Rückzug der Betroffenen ernst zu nehmen. Was als Festival der Vielfalt begann, endet als Parade der Gleichgültigkeit. Das ist keine offene Gesellschaft. Das ist eine Gesellschaft, die zuschaut, wenn Antisemitismus zur Showeinlage wird.

Antisemitismus auf der großen Bühne – salonfähig gemacht durch Feigheit

Wer glaubt, Macklemores Botschaft sei harmlos, hat entweder nichts verstanden – oder will nichts verstehen. Seine Worte treffen nicht im luftleeren Raum. Sie fallen auf fruchtbaren Boden: auf TikTok, auf Instagram, in Filterblasen voller Hass. Wenn dann auch noch große Bühnen folgen, wird aus einem Song eine Ideologie. Aus einer Botschaft ein Statement – auf Kosten jüdischer Sicherheit, jüdischer Identität, jüdischer Würde.

Kunstfreiheit ist ein hohes Gut. Aber sie endet dort, wo sie zur Waffe wird. Wo sie nicht mehr in Frage stellt, sondern auslöscht. Und wer sich vor dieser Erkenntnis drückt, macht sich mitschuldig – nicht nur am Versagen der Debatte, sondern am Verblassen der Erinnerung.

Wenn Macklemore in Cuxhaven spielt, ist das kein Festivalmoment. Es ist eine moralische Bankrotterklärung. Und ein stilles Zeichen für alle, die es betrifft: Ihr seid nicht gemeint. Nicht eingeladen. Nicht gewollt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von © Markus Felix | PushingPixels (contact me) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47743899


Mittwoch, 16 Juli 2025

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