Giftanschlag mit Arsen? Unbekannte verteilen hochtoxisches Metall in Harzer IndustriegebietGiftanschlag mit Arsen? Unbekannte verteilen hochtoxisches Metall in Harzer Industriegebiet
Nach Einbruch in Metallbetrieb finden Einsatzkräfte gezielt verstreutes Arsen auf Firmengelände und Feldern – Spezialkräfte im Großeinsatz, Umweltgefahr nicht ausgeschlossen
Nach einem Einbruch in ein metallverarbeitendes Unternehmen im Harz sind größere Mengen des hochgiftigen Stoffes Arsen entdeckt worden. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter nicht nur Arsen gestohlen, sondern den Gefahrstoff gezielt außerhalb des Firmengeländes verteilt haben. Derzeit läuft in Osterwieck ein großangelegter Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Spezialkräften.
Wie der Landkreis Harz mitteilte, handelt es sich bei dem betroffenen Betrieb um ein Unternehmen, das hochreine Metalle für die Halbleiter- und Elektronikproduktion herstellt. Aus dem Gelände wurden mehrere Dosen Arsen entwendet, von denen bislang neun wieder aufgefunden wurden – teils beschädigt, teils auf offenen Flächen verstreut. Auch auf einem angrenzenden Feld stießen Ermittler auf Spuren des giftigen Schwermetalls. Ob eine Belastung des Bodens oder Grundwassers vorliegt, wird aktuell untersucht.
Gesundheitsgefahr durch Einatmen und Kontakt
Bei dem gefundenen Stoff handelt es sich laut Behördenangaben um Arsen in Pulver- und Granulatform. Arsen ist als Schwermetall hochgefährlich – sowohl beim Einatmen als auch beim Verschlucken. Bereits geringe Mengen können langfristige gesundheitliche Schäden verursachen, darunter Hautkrankheiten, Nervenstörungen und Krebs. Akute Vergiftungen führen mitunter zu Erbrechen, Kreislaufproblemen oder Atemstillstand.
Die Bevölkerung in Osterwieck und den umliegenden Ortschaften wurde aufgefordert, besonders wachsam zu sein. Wer verdächtige Behälter oder Rückstände entdeckt, soll umgehend den Notruf 112 wählen und den Fund nicht selbst berühren. Eine offizielle Gefahrenmeldung wurde am Vormittag veröffentlicht. Bislang wurden keine Verletzten gemeldet.
150 Kräfte im Einsatz – ABC-Spezialisten vor Ort
Rund 150 Einsatzkräfte sind nach Angaben der Kreisverwaltung im Einsatz, darunter die Feuerwehr, Polizei, das Umweltamt und spezialisierte ABC-Einheiten. Letztere kommen bei atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrensituationen zum Einsatz und sind mit spezieller Schutzausrüstung und Messgeräten ausgestattet. Sie übernehmen die Dekontamination, die Ortung des Gefahrstoffs und die Sicherung betroffener Bereiche.
Zusätzlich wurde das mobile Speziallabor des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge alarmiert. Dieses Labor kann etwaige Kontaminierungen direkt vor Ort analysieren und unterstützt bei der fachlichen Einschätzung der Lage.
Einbruch als Auslöser – Motiv noch unklar
Nach Informationen des MDR war dem Vorfall ein Einbruch in das betroffene Unternehmen vorausgegangen. Die Täter verschafften sich Zugang zu den Gefahrstoffen und verteilten mutmaßlich gezielt Arsen auf dem Gelände und in der Umgebung. Eine Drohne wurde eingesetzt, um die mögliche Fluchtroute der Täter nachzuvollziehen – auf diesem Weg wurde auch das Arsen auf dem Feld entdeckt. Ob es sich um einen gezielten Sabotageakt, Umweltterrorismus oder anderweitig motivierten Diebstahl handelt, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen.
Region weiträumig abgesperrt – Verkehrsbehinderungen
Die Polizei hat den betroffenen Bereich weiträumig abgesperrt. Auch die Landesstraße 87 zwischen Osterwieck und Hoppenstedt ist derzeit für den Verkehr gesperrt. Autofahrer werden gebeten, das Gebiet großräumig zu umfahren. Die Lage werde laufend neu bewertet, teilte die Polizei mit.
Noch ist unklar, wie viel Arsen sich weiterhin im Umlauf befindet. Der Fund beschädigter Behälter lässt vermuten, dass zumindest ein Teil des Materials freigesetzt wurde. Die genaue Menge des gestohlenen Stoffes konnte bislang nicht beziffert werden.
Historisch bekanntes Gift mit industrieller Nutzung
Arsen war über Jahrhunderte als sogenanntes „Mordgift“ bekannt. Es wurde bis in die 1980er-Jahre als Pflanzenschutzmittel eingesetzt und diente später auch als Holzschutzmittel. Heute fällt es vor allem als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Metallen wie Kupfer oder Gold an und wird in der chemischen Industrie, bei Metalllegierungen und in der Halbleiterfertigung verwendet.
Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, sich an die Sicherheitshinweise zu halten und keine eigenständigen Bergungsversuche zu unternehmen. Die Lage sei unter Kontrolle, so der Landkreis, werde jedoch mit höchster Priorität bearbeitet.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Dienstag, 22 Juli 2025