Wenn ein israelisches Restaurant vor dem Hass kapitulieren mussWenn ein israelisches Restaurant vor dem Hass kapitulieren muss
„Gila and Nancy“ wollte Genuss und Begegnung bieten – doch antisemitische Proteste machten die Eröffnung unmöglich. Jetzt steht das Lokal leer. Und mit ihm eine bittere Frage: Wer schützt jüdisches Leben in Berlin wirklich?
Was bleibt von einer Idee, wenn sie sich nicht mehr verwirklichen lässt? Eine Woche ist vergangen, seit die Betreiber des israelischen Restaurants „Gila and Nancy“ in Berlin-Mitte die Notbremse zogen. Die geplante Eröffnung ihres Lokals in der Mohrenstraße musste abgesagt werden – nicht aus organisatorischen Gründen, sondern wegen einer Welle antisemitischer Hetze und Bedrohung.
Schon Tage vor dem Termin war in sozialen Netzwerken zu Protesten aufgerufen worden. Der Tonfall war brutal, die Bilder verstörend: „Stop feeding genocide“, „Blut an euren Händen“, „Nein zu Kriegsverbrechern und Völkermördern“. Die vermeintlich politische Kundgebung vor dem Gendarmenmarkt entpuppte sich als gezielte Einschüchterung – gegen ein Restaurant, das israelische Küche, Gastfreundschaft und Offenheit verkörpern wollte.
Die Betreiber zeigten sich auf Instagram betroffen, aber nicht polemisch. Ihr Statement las sich wie ein trauriger Abschiedsbrief: „Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine fröhliche Feier sein. Doch unter den aktuellen Umständen ist es kaum möglich, diese Freude zu spüren.“ Sie hoffen nun, irgendwann öffnen zu können – in einigen Wochen vielleicht. Ob sie es wirklich tun, bleibt offen.
Dabei ging es hier nie nur um Hummus oder Wein. Es ging um Identität. Um Sichtbarkeit. Um das Recht, als Israelis in Deutschland nicht nur zu leben, sondern auch öffentlich präsent zu sein – mit allem, was dazugehört. Der Fall „Gila and Nancy“ zeigt, wie fragil dieses Recht inzwischen geworden ist. Nicht, weil der Staat es aberkennt, sondern weil eine lautstarke Allianz aus Aktivisten, Ideologen und Mitläufern es systematisch untergräbt.
Die Polizei war bei der Demonstration zwar präsent, blieb aber zurückhaltend. Die Stadtregierung äußerte sich bislang nicht. Kein Wort des Bedauerns, kein Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens. Stattdessen Stille. Und in dieser Stille ein leerstehendes Restaurant – Symbol für ein Klima, in dem Angst und Aggression dominieren.
Wer glaubt, es handle sich hier um einen Einzelfall, irrt. Schon jetzt berichten andere jüdische oder israelfreundliche Projekte von ähnlichen Erfahrungen: Drohungen, Online-Kampagnen, Aufkleber mit durchgestrichenen Davidsternen. Was früher am Rand der Gesellschaft brodelte, steht heute mitten auf Berlins Plätzen – legitimiert durch Parolen, die sich als Menschenrechtsrhetorik tarnen, aber Antisemitismus meinen.
Besonders perfide ist die moralische Verdrehung: Wer israelisch kocht, wird als „Komplize eines Völkermords“ gebrandmarkt. Wer sich gegen solche Vorwürfe wehrt, gilt als unsensibel gegenüber „palästinensischem Leid“. In Wahrheit geht es den Protestierenden nicht um Differenzierung, sondern um Delegitimierung. Israel als Staat, Israelis als Menschen – sie sollen aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden. Und das nicht irgendwo, sondern im Herzen der deutschen Hauptstadt.
Die Betreiber von „Gila and Nancy“ haben ihr Lokal nicht aufgegeben. Noch nicht. Doch der Schaden ist angerichtet. Die Botschaft, die bleibt: Wer heute in Berlin ein israelisches Restaurant eröffnen will, braucht mehr als ein Konzept. Er braucht Mut, Schutz – und eine Gesellschaft, die hinter ihm steht. Die Frage ist nur: Tut sie das noch?
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Dienstag, 22 Juli 2025