„Kein Platz für Israelis?“ – Wie Fortuna-Fans gegen einen Spieler hetzen, den sie nicht kennen

„Kein Platz für Israelis?“ – Wie Fortuna-Fans gegen einen Spieler hetzen, den sie nicht kennen


Noch bevor er überhaupt unterschrieben hat, schlagen ihm Hasswellen entgegen: Der israelische Nationalspieler Shon Weissman wird in Deutschland zum Ziel anonymer Hetze – weil er für Israel Partei ergriff.

„Kein Platz für Israelis?“ – Wie Fortuna-Fans gegen einen Spieler hetzen, den sie nicht kennen

Es sind die hässlichen Reflexe, die einem den Atem rauben: Der israelische Nationalspieler Shon Weissman steht kurz davor, beim deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf zu unterschreiben. Doch noch bevor die Tinte trocken ist, wird er im Netz zum Feindbild erklärt – nicht etwa wegen seiner sportlichen Qualitäten, sondern weil er sich nach dem 7. Oktober auf die Seite seines eigenen Landes stellte.

Was wie eine Randnotiz aus der Welt des Transfers klingt, ist in Wahrheit ein beunruhigendes Symptom für ein größeres Problem: Die Entmenschlichung israelischer Stimmen in Europa – insbesondere dann, wenn sie sich weigern, sich für ihr bloßes Existenzrecht zu entschuldigen.

Weissman, 29 Jahre alt, Stürmer mit internationaler Erfahrung in Spanien, Italien und Österreich, ist eigentlich genau das, was sich ein ambitionierter Klub wie Fortuna Düsseldorf wünschen dürfte: Durchsetzungsstark, treffsicher, erfahren. Doch kaum wurde bekannt, dass der Verein sich mit ihm einig sei, wühlten sich manche Fans durch seine Wikipedia-Seite – und fanden dort, was sie suchten: Aussagen, in denen er Israel nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 seine Solidarität aussprach. Er sprach damals von Rache, von Entschlossenheit, von Verteidigung. Worte, die für viele Israelis nach diesem beispiellosen Terroranschlag keine Drohung, sondern ein Ausdruck von Schmerz und Trauer waren.

Für einige deutsche Fans aber offenbar Grund genug, den Spieler öffentlich abzulehnen. In sozialen Netzwerken ist die Rede von einem „ungeeigneten Transfer“, von einem Mann, der „Unruhe bringt“ und „nicht zu den Werten des Vereins“ passe. Es ist eine surreale Umkehrung: Nicht die Mörder vom 7. Oktober sind das Problem – sondern der, der sich gegen sie stellt.

Dass ein deutscher Traditionsklub wie Fortuna Düsseldorf in dieser Lage nicht schweigt, sondern klar Haltung zeigt, ist alles andere als selbstverständlich. „Was passiert hier eigentlich? Menschen auf Basis eines Wikipedia-Artikels zu verurteilen – passt das wirklich zu unserem Publikum?“, fragte der offizielle Social-Media-Kanal des Vereins. Eine einfache, aber eindringliche Frage, die viele Unterstützer auf den Plan rief. Zahlreiche Fans bekundeten anschließend ihre Solidarität mit Weissman – und erinnerten daran, dass Fußball Menschen zusammenbringen sollte, nicht auseinanderreißen.

Und dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Denn dieser Vorfall reiht sich ein in eine Serie von ähnlichen Fällen: Israelische Sportler, Künstler, sogar Wissenschaftler sehen sich nach dem 7. Oktober zunehmend Anfeindungen ausgesetzt – allein wegen ihrer Herkunft oder weil sie sich weigern, Israel für die Angriffe der Hamas verantwortlich zu machen. Die Grenze zwischen legitimer Kritik und antisemitischer Projektion verschwimmt immer öfter.

Dass Weissman aufgrund der antisemitischen Reaktionen bereits früher ein Spiel in Spanien verpasst hatte und zeitweise ausgeliehen wurde, zeigt, wie real diese Gefahr ist. Was als politische Meinung beginnt, endet nicht selten in Ausgrenzung, Jobverlust oder körperlicher Bedrohung.

Es ist höchste Zeit, diese Dynamik zu erkennen – und klar zu benennen. Wer Menschen wie Shon Weissman ablehnt, weil sie nach einem Massaker an ihren Landsleuten nicht schweigen, sondern für ihr Land eintreten, der trifft keine „Meinungsäußerung“. Er beteiligt sich an der Entwertung jüdischen Lebens und jüdischer Selbstbehauptung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Botend - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42812189


Dienstag, 05 August 2025

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