Wenn Israelkritik zur Tarnung wird: Jüdische Gemeinde Halle warnt vor neuem AntisemitismusWenn Israelkritik zur Tarnung wird: Jüdische Gemeinde Halle warnt vor neuem Antisemitismus
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, spricht von einer gefährlichen Entwicklung: Antisemitismus tarne sich zunehmend als linke Israelkritik und mache jüdisches Leben in der Stadt unsicherer. Er rät inzwischen sogar vom Tragen der Kippa in bestimmten Vierteln ab.
Wer die Jüdische Gemeinde in der halleschen Altstadt besuchen will, passiert Sicherheitsschleusen und Polizeiposten – ein Alltag, der seit dem Terroranschlag vom Oktober 2019 zur Normalität gehört. Doch für Gemeindevorsitzenden Max Privorozki hat sich die Bedrohungslage seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal verschärft. „Der Antisemitismus ist nach dem 7. Oktober rasant gestiegen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so etwas in Deutschland und in meiner Stadt möglich ist – jetzt ist es Realität“, erklärt er.
Während viele öffentliche Debatten den Fokus auf den importierten Judenhass aus Teilen der islamischen Welt legen, warnt Privorozki ausdrücklich vor einer unterschätzten Quelle: dem linken Milieu. Unter dem Deckmantel angeblich „progressiver“ Israelkritik hätten sich an Universitäten radikale Gruppen gebildet, die gemeinsam mit islamistischen Aktivisten eine gefährliche Allianz bildeten. „Das ist eine ganz gefährliche Suppe“, so Privorozki.

Ein Beispiel für diese Entwicklung liefert der Streit um ein Relief auf dem Campus der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Es zeigt neben einer Palästina-Flagge auch einen Schweinekopf – eine deutliche Anspielung auf mittelalterliche „Judensau“-Darstellungen. Für den Gemeindevorsitzenden ein Skandal: „Wie können Studierende, die intelligent sein sollten, so etwas propagieren? Das tut mir weh.“
Ähnliche Muster finden sich auch in den USA, wo Studentenproteste gegen Israels Kriegsführung regelmäßig in offenen Antisemitismus umschlagen. Präsident Donald Trump hat Hochschulen wegen solcher Exzesse bereits mit massiven finanziellen und politischen Konsequenzen gedroht.
Für Halle hat das unmittelbare Folgen: Privorozki rät jüdischen Männern inzwischen, die Kippa in bestimmten Vierteln lieber nicht zu tragen – vor allem nachts auf dem Marktplatz oder in Halle-Neustadt. „Am Tag fühlen wir uns relativ sicher, aber in manchen Gegenden sieht die Realität anders aus.“
Die Mahnungen aus Halle machen deutlich, wie tief Antisemitismus heute in die deutsche Gesellschaft eingesickert ist – nicht nur von rechts oder aus islamistischen Milieus, sondern zunehmend auch von links, wo Kritik an Israel als Deckmantel dient. Die jüdische Gemeinde spürt diese Realität im Alltag – zwischen Polizeischutz, Misstrauen und dem schmerzhaften Gefühl, dass Normalität längst verloren gegangen ist.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Allexkoch - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42881121 Bild im Text: Bündnis gegen Antisemitismus Halle
Dienstag, 26 August 2025