Huthis testen Israels Grenzen mit neuer AngriffstaktikHuthis testen Israels Grenzen mit neuer Angriffstaktik
Wenige Tage nach der gezielten Tötung der Huthi-Führung in Sanaa meldet sich die iranische Stellvertreter-Miliz mit einer neuen, weitaus gefährlicheren Angriffsform zurück. Israel steht damit vor einer strategischen Herausforderung im Roten Meer, die über die regionale Schifffahrt hinausreicht.
Die Operation „Lucky Drop“, bei der Israel in der vergangenen Woche den „Premierminister“ der Huthis sowie weitere hochrangige Kommandeure in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ausschaltete, hat erwartungsgemäß eine Reaktion ausgelöst. Doch was sich am Sonntag im Roten Meer ereignete, übertrifft die bisherigen Muster: Die vom Iran gesteuerte Terrororganisation griff nicht in den bekannten Küstengewässern des Jemen an, sondern schoss ein Geschoss über mehr als tausend Kilometer in Richtung einer israelischen Öltankerflotte.
Die „Scarlet Ray“, ein offiziell registriertes israelisches Schiff, wurde nördlich der saudi-arabischen Hafenstadt Yanbu von einem Raketenangriff überrascht. Zwar entstand kein Schaden, doch das Ereignis markiert eine neue Qualität. Bisher setzten die Huthis vor allem auf Drohnen und Raketenangriffe im südlichen Roten Meer, nahe ihrer eigenen Küsten. Diesmal aber handelte es sich um eine Langstreckenattacke, die zeigt: Die Huthis wollen ihre Reichweite ausdehnen – und testen die Reaktionsfähigkeit Israels, der Saudis und der internationalen Seeschifffahrt.
Parallel meldete das israelische Militär den Abschuss einer weiteren Rakete, die offenbar direkt Richtung Israel abgefeuert worden war, aber noch vor dem Ziel abstürzte. Auch hier geht es weniger um den unmittelbaren Erfolg als um die Botschaft: Trotz der harten Schläge gegen ihre Führung wollen die Huthis ihre Rolle als Frontakteur im iranischen Stellvertreterkrieg behaupten.
Die symbolische Dimension wird zusätzlich unterstrichen: Während die Raketen flogen, versammelten sich in Sanaa zehntausende Anhänger bei der pompösen Beerdigung der getöteten Anführer. Solche Bilder sind Teil des Propagandakriegs, mit dem die Huthis Stärke demonstrieren wollen, obwohl ihre Führungsebene schwer getroffen ist.
Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Der Angriff auf die Scarlet Ray war kein erfolgreicher Schlag, sondern ein Test – und damit eine Warnung. Die Huthis setzen auf Eskalation, ohne derzeit in der Lage zu sein, Israel oder seine Wirtschaft wirklich zu treffen. Das Risiko liegt in der langfristigen Strategie: Je weiter ihre Reichweite wächst, desto größer wird die Bedrohung für internationale Routen im Roten Meer und möglicherweise im östlichen Mittelmeer.
Israel hat mit der gezielten Ausschaltung der Huthi-Spitze eine klare Botschaft gesendet: Kein Akteur im Iran-Lager ist unantastbar. Die neue Angriffswelle zeigt, dass der Schlag gesessen hat – aber auch, dass der Gegner bereit ist, unter iranischer Anleitung neue Wege zu suchen.
Es ist bezeichnend, dass die Huthis gerade in einer Phase zuschlagen, in der die Region ohnehin von Unsicherheit geprägt ist: der anhaltende Krieg gegen die Hamas seit dem 7. Oktober, die strategische Konfrontation mit dem Iran nach dem Zwölf-Tage-Krieg, die Fragilität der globalen Handelswege. In diesem Geflecht stellt jeder neue Angriff aus dem Jemen nicht nur eine militärische Herausforderung dar, sondern auch eine politische: Er zwingt Israel und seine Partner, ihre Verteidigungsdoktrin ständig anzupassen.
Die Frage ist nicht, ob die Huthis erneut zuschlagen werden – sondern wann, wo und mit welchen Mitteln. Israel aber hat gezeigt, dass es bereit ist, auch weit entfernte Bedrohungen zu eliminieren, bevor sie dauerhaft Schaden anrichten können. Die Botschaft ist eindeutig: Wer israelische Ziele ins Visier nimmt, darf keine Schonung erwarten – weder in Gaza noch in Sanaa, weder an der Grenze noch 1.200 Kilometer entfernt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By AgainErick - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=145081584
Montag, 01 September 2025