Francesca Albanese in Berlin: Wie die FU einer umstrittenen UN-Beauftragten eine Bühne bietetFrancesca Albanese in Berlin: Wie die FU einer umstrittenen UN-Beauftragten eine Bühne bietet
Die Freie Universität Berlin (FU) ist an diesem Mittwoch Gastgeberin eines Workshops, der bereits im Vorfeld heftige Debatten ausgelöst hat. Eingeladen ist Francesca Albanese, Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrats für die palästinensischen Gebiete. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Person, die seit Langem für Aufsehen sorgt – nicht wegen nüchterner Analysen, sondern wegen Vorwürfen des Antisemitismus und der einseitigen Parteinahme für die Hamas.
Der Workshop, organisiert von der European Society of International Law (ESIL), trägt den Titel „Forensische und gegenforensische Ansätze zur Rekonstruktion des Völkerrechts – Kartografie und Anatomie des Völkermords“. Albanese soll dort über Israels Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen sprechen, das sie seit über einem Jahr als „Genozid“ bezeichnet. Damit bewegt sie sich nicht im Feld neutraler Rechtswissenschaft, sondern auf der Bühne politischer Anklage.
Viele Kritiker sehen darin eine gefährliche Instrumentalisierung des Völkerrechts. Jüdische Studierendenverbände und Hochschullehrende schreiben in einem offenen Brief, dass die Rede von einem „Genozid in Gaza“ keine wissenschaftliche Tatsache sei, sondern ein „politischer Kampfbegriff, der auf der Delegitimierung Israels basiert“. Sie warnen, dass solche Begriffe die Debatte vergiften und eine reale Bedrohung für jüdische Menschen in Deutschland verschärfen.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) fand klare Worte: „Wir tolerieren keinen Antisemitismus an unseren Hochschulen.“ Albanese, so Wegner, habe wiederholt Israel dämonisiert und die Rolle der Hamas als Terrororganisation verharmlost. Von der FU erwartet er daher ein klares Signal: Universitäten seien nicht nur Orte von Forschung, sondern auch von Werten.
Doch die Universitätsleitung verweist auf die Wissenschaftsfreiheit. Damit schiebt sie die Verantwortung ab – eine Haltung, die im aktuellen Klima in Berlin hochproblematisch wirkt. Seit dem 7. Oktober 2023 fühlen sich viele jüdische Studierende zunehmend unsicher an Hochschulen. Veranstaltungen mit Personen wie Albanese verstärken diese Unsicherheit.
Die Kontroversen um Albanese sind kein Einzelfall. Bereits bei ihrem letzten Auftritt in Berlin vor sieben Monaten hatten Politiker, darunter Israels Botschafter Ron Prosor, protestiert. Damals wurde die Veranstaltung kurzfristig von der FU verlegt. International ist Albanese seit Jahren umstritten: Sie relativierte Terrorakte der Hamas, sprach von „jüdischer Einflussnahme“ auf US-Politik und äußerte sich in Interviews in einer Weise, die klassische antisemitische Denkmuster aufgreift. Mehrfach haben westliche Regierungen ihre Absetzung gefordert – bisher erfolglos.
Für ihre Unterstützer ist Albanese eine mutige Kritikerin Israels. Für ihre Kritiker ist sie eine Person, die die UN missbraucht, um Israel zu dämonisieren. Dass ausgerechnet eine deutsche Universität ihr nun wieder eine Bühne bietet, wirft Fragen auf: Wo verläuft die Grenze zwischen Wissenschaftsfreiheit und politischer Agitation?
Die Symbolik dieses Mittwochs ist daher größer als ein einzelner Workshop. Sie betrifft das Verhältnis von Hochschulen zur politischen Verantwortung. Sie betrifft die Frage, ob Deutschland es ernst meint mit seiner Verantwortung gegenüber dem jüdischen Leben. Und sie betrifft die Frage, ob antisemitische Narrative heute in akademischen Kreisen wieder salonfähig werden dürfen – getarnt als Wissenschaft.
Wer in Berlin eine Bühne für Francesca Albanese öffnet, öffnet auch eine Tür für das, was sie verkörpert: die Normalisierung von Antisemitismus unter dem Deckmantel der Menschenrechte. Genau das ist der eigentliche Skandal.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Universitätsbibliothek - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=146422954
Mittwoch, 10 September 2025