Deutschland am Scheideweg: Weimer warnt vor neuem Antisemitismus

Deutschland am Scheideweg: Weimer warnt vor neuem Antisemitismus


Kulturstaatsminister Wolfram Weimer schlägt Alarm: Jüdische Künstlerinnen und Künstler in Deutschland werden zunehmend bedroht, ausgegrenzt und unter Druck gesetzt. Unter dem Deckmantel von Israel-Kritik verbreitet sich Judenhass aus verschiedenen gesellschaftlichen Richtungen – eine Entwicklung, die Weimer an die 1930er Jahre erinnert.

Deutschland am Scheideweg: Weimer warnt vor neuem Antisemitismus

Berlin – Eine der eindringlichsten Warnungen seit Jahren kommt in diesen Tagen aus dem Bundeskanzleramt: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer äußert sich mit großer Besorgnis über die neue Welle antisemitischer Angriffe in Deutschland. In einem Interview mit der Bild-Zeitung, geführt von Matthias Ronzheimer, beschreibt Weimer ein alarmierendes Klima, das jüdisches Leben in der Bundesrepublik zunehmend gefährdet.

Der Minister vergleicht die derzeitige Situation mit den 1930er Jahren – einer Zeit, die als Vorstufe der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte in Erinnerung bleibt. Damals kam die nationalsozialistische Diktatur an die Macht und verfolgte systematisch Juden. Heute sei die Bedrohung nicht identisch, doch die Muster alarmierender Parallelen seien unverkennbar: Judenhass, Verleumdung und soziale Ausgrenzung nehmen rasant zu.

Weimer unterstreicht, dass der Antisemitismus von verschiedenen Seiten kommt: von rechten wie linken Gruppen, aber auch von islamistischen Kreisen. Besonders betroffen ist die Kulturszene, in der Jüdinnen und Juden – ob Musiker, Schauspieler oder DJs – zunehmend mit Boykotten, Drohungen und offener Ablehnung konfrontiert werden. „Ob du Geigerin bist, Sängerin oder DJ – sie kriegen keine Aufträge mehr. Sie werden von Bühnen ausgeschlossen. Warum? Weil sie Juden sind“, so Weimer.

Der Minister beschreibt eine spürbare Veränderung im Alltag vieler jüdischer Menschen. Sie seien nicht nur mit offener Ablehnung konfrontiert, sondern spürten auch die latente Aggressivität der Gesellschaft. Die Angst sei real und greifbar, insbesondere in Bereichen, in denen Juden öffentlich sichtbar auftreten. „Das ist nicht nur Diskriminierung, das ist eine direkte Bedrohung, die das Leben erschwert“, warnt Weimer.

Ein besonders brisantes Thema ist die Instrumentalisierung des Nahost-Konflikts. Laut Weimer nutzen manche Gruppen die Israel-Kritik als Vorwand, um antisemitische Ressentiments zu verbreiten. Unter dem Deckmantel legitimer politischer Diskussionen entstehe eine gefährliche Grauzone, in der offener Judenhass wieder gesellschaftlich toleriert werde. „Die alten Fratzen des Antisemitismus kommen jetzt wieder hervor, getarnt als Kritik an Israel“, sagt Weimer. Diese Dynamik sei besonders in kulturellen und akademischen Bereichen spürbar, wo jüdische Menschen öffentlich agieren.

Der Kulturstaatsminister fordert daher klare Signale von politischen und gesellschaftlichen Institutionen. Deutschland müsse konsequent Position beziehen, Antisemitismus benennen und konsequent ahnden. Weimer betont, dass der Schutz jüdischen Lebens ein zentraler Bestandteil demokratischer Verantwortung sei: „Wer jüdisches Leben bedroht oder systematisch ausgrenzt, greift nicht nur einzelne Menschen an, sondern das Fundament unserer Gesellschaft.“

Weimers Warnung richtet sich nicht nur an die politische Klasse, sondern auch an die Medien, Hochschulen und Kulturbetriebe. Sie alle stehen in der Verantwortung, klare Grenzen zu ziehen, antisemitische Tendenzen zu benennen und sich gegen jede Form von Judenhass zu stellen. Nur so könne verhindert werden, dass die gesellschaftliche Atmosphäre weiter vergiftet wird.

Das Ronzheimer-Interview verdeutlicht, dass Antisemitismus in Deutschland heute wieder eine akute Bedrohung darstellt. Weimer plädiert für Wachsamkeit, Konsequenz und eine klare Haltung: Wer antisemitische Strömungen toleriert, riskiert, dass gesellschaftliche Werte wie Freiheit, Gleichheit und Respekt weiter erodieren. Die Zeit für passive Beobachtung sei vorbei.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=122743559


Donnerstag, 11 September 2025

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