Antisemitischer Hass auf dem Fußballplatz: Wenn Sport zum Schlachtfeld wirdAntisemitischer Hass auf dem Fußballplatz: Wenn Sport zum Schlachtfeld wird
In Köln eskaliert ein Kreisliga-Spiel: Spieler des jüdischen Vereins Makkabi werden bespuckt, gewürgt und antisemitisch beleidigt. Der Vorfall zeigt, wie sehr Judenhass längst mitten in unserer Gesellschaft angekommen ist – auch dort, wo eigentlich Fairplay regieren sollte.
Es war ein Sonntag, wie er in deutschen Amateur-Ligen tausendfach stattfindet – bis aus einem Fußballspiel blanker Hass wurde. Beim Duell von TuS Makkabi Köln gegen Nippes 78 II kippte die Stimmung, und aus sportlichem Wettkampf wurde ein antisemitischer Gewaltausbruch. Spieler des jüdischen Vereins Makkabi berichten von Beleidigungen wie „Scheiß Zionisten“, „dreckiges Judenpack“ und „Judenschwein“. Worte, die nicht einfach Beschimpfungen sind, sondern der Versuch, Juden auszugrenzen, zu entmenschlichen, sie als Feinde zu markieren.
Doch es blieb nicht bei Worten. Ein Gegenspieler spuckte Makkabi-Akteuren ins Gesicht. Nach Abpfiff kam es zu Handgreiflichkeiten: Spieler wurden gewürgt, an den Haaren gezogen, gegen den Kopf geschlagen. Ein Zuschauer, offenbar dem Umfeld des Gegners zuzurechnen, schlug ebenfalls zu. Gewalt, die nur eine Botschaft hatte: Juden sollen auch auf dem Fußballplatz nicht sicher sein.
Der Vorsitzende von Makkabi Köln, Witek Krymalowski, fand deutliche Worte: „Erschütternd und beschämend.“ In einer Stadt, die sich gern als weltoffen versteht, zeigt sich, wie dünn der Lack der Toleranz an manchen Stellen geworden ist. Was hier geschehen ist, ist kein Betriebsunfall des Sports, sondern ein Spiegel der gesellschaftlichen Realität: Judenhass ist wieder Alltag, laut, hemmungslos, gewaltbereit.
Makkabi-Präsident Alon Meyer erinnerte daran, dass die Spirale der antisemitischen Gewalt seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 dramatisch zugenommen hat. Auf deutschen Straßen, in Universitäten, in Betrieben – und nun offen auf Sportplätzen. Die immer gleichen Appelle reichen nicht mehr. „Solidaritätserklärungen sind nett, aber sie reichen längst nicht mehr. Wir brauchen keine warmen Worte, wir brauchen konsequentes Handeln“, fordert Meyer.
Klar ist: Dieser Vorfall darf nicht folgenlos bleiben. Der Fußball-Verband Mittelrhein steht nun vor der Bewährungsprobe. Wer glaubt, man könne antisemitische Gewalt auf dem Platz mit ein paar Spielsperren abtun, unterschätzt die Sprengkraft. Es braucht harte Sanktionen, lebenslange Sperren für Täter, klare Bekenntnisse der Verbände und endlich wirksame Präventionsarbeit. Auch das Verhalten des Schiedsrichters, der nach Angaben von Makkabi nicht konsequent einschritt, muss aufgearbeitet werden.
Die Spieler von Makkabi Köln kündigten bereits an, den Vorfall gemeinsam mit dem Präventionsprojekt „Zusammen1“ umfassend zu dokumentieren und juristisch aufzuarbeiten. Das ist wichtig – nicht nur für diesen Verein, sondern für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Denn jeder Angriff auf dem Fußballplatz ist auch ein Angriff auf unsere Gesellschaft.
Es ist bezeichnend, dass jüdische Sportvereine in Deutschland, fast 80 Jahre nach der Schoah, wieder Schutz brauchen. Wer nach den Szenen von Köln immer noch meint, Antisemitismus sei ein Randproblem, der verschließt bewusst die Augen.
Dieser Fall schreit nach Konsequenzen – von den Sportverbänden, von der Politik, von uns allen. Denn wenn ein Fußballplatz nicht mehr sicher ist für Juden, was sagt das über unser Land aus?
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Donnerstag, 18 September 2025