„Juden unerwünscht“: Antisemitisches Schild in Flensburg erinnert an dunkelste Zeiten „Juden unerwünscht“: Antisemitisches Schild in Flensburg erinnert an dunkelste Zeiten
Ein Ladenbesitzer im hohen Norden Deutschlands hängt ein Schild auf, das Juden den Zutritt verbietet. Offizielle sprechen von Antisemitismus in seiner reinsten Form, Bürger von Scham – und der israelische Botschafter warnt: So fing es auch in den 1930er Jahren an.
In Flensburg, der nördlichsten Großstadt Deutschlands, sorgte ein Vorfall für Entsetzen: An der Scheibe eines kleinen Geschäfts, das vor allem Gothic-Artikel und Secondhand-Bücher verkauft, prangt ein Schild. Darauf steht: „Juden sind hier nicht erlaubt. Nichts Persönliches, nichts Antisemitisches – ich kann euch nur nicht ausstehen.“
Der Besitzer, ein 60-jähriger Mann, weigert sich, das Schild zu entfernen. Gegenüber der Lokalpresse rechtfertigte er sich mit absurden Erklärungen: Er habe nichts gegen Juden, aber auch nichts mit Israel zu tun – und es sei doch „heuchlerisch, immer zu sagen, die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen“.
Für die Behörden ist die Lage eindeutig. Felix Klein, der Bundesbeauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus, nannte das Schild „Antisemitismus in seiner reinsten und explizitesten Form“ und zog den direkten Vergleich zur NS-Zeit, als Juden durch ähnliche Schilder aus Geschäften und öffentlichen Räumen ausgeschlossen wurden. Auch die frühere Oberbürgermeisterin von Flensburg, Simone Lange, stellte Strafanzeige, ebenso wie ein örtlicher Lehrer.
Reaktionen voller Scham und Wut
Flensburg gilt nicht als Hochburg extremistischer Strömungen. Umso größer ist die Bestürzung, dass ausgerechnet hier wieder ein Schild hängt, das an den Boykott-Aufruf „Kauft nicht bei Juden“ erinnert.
Der israelische Botschafter Ron Prosor fand scharfe Worte: „In Flensburg, im Jahr 2025, hängen wieder Schilder in Schaufenstern: ‘Juden nicht erlaubt’. Genau so begann es damals – Schritt für Schritt, Schild für Schild. Erst kamen die Worte, dann die Scherben, das Feuer, die Zerstörung. Und wieder redet man es klein, als sei es ‘nichts Persönliches’.“ Prosor erinnerte daran: „Es war nie nur Zionismus. Es war immer jüdisches Leben. Und es endete nie harmlos.“
Sein Appell an die deutsche Politik war deutlich: „Man darf nicht warten, bis Worte erneut zu Taten werden. Jüdisches Leben muss sichtbar und sicher sein – überall in Deutschland.“
Ein Mahnmal im Jahr 2025
Dass so ein Schild in einem deutschen Schaufenster hängt, fast 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus, ist mehr als ein Skandal. Es ist ein Testfall für die deutsche Gesellschaft: Wird weggeschaut, relativiert, beschwichtigt? Oder wird klar gemacht, dass Judenfeindschaft – ob plump oder verschleiert – keinen Platz mehr hat?
Die Polizei hat den Laden inzwischen aufgesucht, das Schild hing jedoch bis in die Nacht hinein weiter. Ein unheilvolles Symbol dafür, dass Antisemitismus nicht Vergangenheit ist, sondern mitten unter uns lebt – und dass es klare, konsequente Antworten braucht, bevor wieder mehr als nur Worte im Schaufenster stehen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild: By Kjetil Ree - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52338354
Freitag, 19 September 2025