Antisemitismus in Bayern: Von Fürth bis München – eine gefährliche Welle der AusgrenzungAntisemitismus in Bayern: Von Fürth bis München – eine gefährliche Welle der Ausgrenzung
Eine preisgekrönte Pizzeria in Bayern verweigert Israelis den Zutritt, ein Musikgeschäft in München verlangt von einem israelischen Orchester eine politische Stellungnahme, und in Fürth wird eine ganze Gemeinde vor den Kopf gestoßen: Immer mehr Vorfälle zeigen, dass Antisemitismus in Deutschland nicht nur ein fernes Problem ist, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen ist.
Ausgerechnet eine Pizzeria, die noch vor wenigen Monaten von einem Fachmagazin zur „besten Pizzeria Deutschlands“ gekürt wurde, sorgte in Fürth für Empörung. Am Eingang hing ein Schild, auf dem stand: „Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie ihre Augen, Ohren und Herzen öffnen.“
Der Betreiber, der Italiener Gaspere Squitieri, räumte später gegenüber Medien ein, das Schild nach zwei bis drei Stunden entfernt zu haben – doch die Wirkung war da. In einer halbherzigen Entschuldigung erklärte er: „Okay, vielleicht war das ein Fehler. Aber gemeint war, dass die israelische Regierung aufhören muss mit dem, was sie tut.“ Für die jüdische Gemeinde vor Ort bleibt das blanker Antisemitismus.
Jüdische Gemeinde schlägt Alarm
Julia Tschekalina, die Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Fürth, sprach von einem erschütternden Erlebnis: „Das erinnert an 1933, als auch alles mit Schildern begann. Es geht nicht um Politik, es geht um Ausgrenzung eines ganzen Volkes.“ Ihre Worte zeigen, wie verletzend und symbolträchtig ein solcher Aushang in Deutschland ist.
Ron Prosor kündigt rechtliche Schritte an
Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, reagierte ungewöhnlich scharf: „Wir werden jeden zur Rechenschaft ziehen, der Juden zu Bürgern zweiter Klasse machen will. In Deutschland darf kein Platz sein für diese Formen der Diskriminierung.“ Gemeinsam mit den bayerischen Behörden werde die israelische Botschaft dafür sorgen, dass der Fall nicht folgenlos bleibt.
München: Politische Gesinnungsprüfung für Musiker
Fast zeitgleich sorgte ein weiterer Fall für Empörung. Ein Musikgeschäft in Oberbayern weigerte sich, einem israelischen Orchester einen Verstärker zu vermieten – mit der Begründung, die Musiker sollten zunächst „die Lage in Gaza bewerten“. Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte des Freistaates Bayern, verurteilte den Vorfall scharf: „Das ist eine Form von Antisemitismus im Geiste der BDS-Bewegung. Wer Israelis auf diese Weise behandelt, überschreitet eine rote Linie.“
Das gefährliche Muster
Die Häufung solcher Vorfälle ist kein Zufall. Nur Tage zuvor hing in Flensburg ein Zettel mit der Aufschrift: „Juden haben hier Hausverbot! Nichts Persönliches, auch kein Antisemitismus, ich kann euch nur nicht ausstehen.“ Auch wenn es sich um eine andere Stadt und einen anderen Kontext handelt – die Botschaft ist identisch: Ausgrenzung, die als „Meinungsäußerung“ getarnt wird.
Bayern zwischen Bekenntnis und Realität
Die Staatsregierung in München verweist gerne auf ihre Unterstützung für jüdisches Leben. Kanzler Merz selbst sprach vor kurzem in einer Münchner Synagoge und versprach, dass jüdisches Leben in Deutschland sicher sei. Doch die Realität vor Ort zeigt: Die Taten wiegen schwerer als Worte. Wenn preisgekrönte Restaurants, Musikgeschäfte oder kleine Händler meinen, sich offen gegen Israelis stellen zu können, wird die gesellschaftliche Akzeptanzschwelle gefährlich verschoben.
Die historische Symbolik ist verheerend: Wieder hängen in Deutschland Schilder, die Juden und Israelis ausschließen. Wer heute meint, Israelis kollektiv für die Politik ihrer Regierung verantwortlich machen zu dürfen, zeigt damit nicht „Zivilcourage“, sondern bedient antisemitische Muster. Bayern, das Land der Weltoffenheit und Vielfalt, muss klarstellen: Solche Praktiken dürfen hier keinen Platz haben.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:
Freitag, 26 September 2025