All Eyes on Gaza: Berlin erwartet Massenprotest – erfahrungsgemäß mit HassparolenAll Eyes on Gaza: Berlin erwartet Massenprotest – erfahrungsgemäß mit Hassparolen
Heute ziehen in Berlin Zehntausende unter dem Motto „All Eyes on Gaza“ auf die Straße. Doch die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt: Wo Gaza-Demos stattfinden, sind Hassparolen, Israelhass und antisemitische Hetze meist nicht weit.
Berlin bereitet sich an diesem Samstag auf eine der größten pro-palästinensischen Demonstrationen der vergangenen Jahre vor. Unter dem Motto „All Eyes on Gaza“ wollen nach Angaben der Veranstalter mehr als 50.000 Menschen in der Hauptstadt auf die Straße gehen. Ab 14:30 Uhr startet ein Protestzug vom Alexanderplatz, am Abend soll die Kundgebung am Großen Stern mit Konzerten und Redebeiträgen enden.
Die Organisatoren – ein Bündnis von mehr als 50 Gruppen, darunter die Palästinensische Gemeinde Deutschland, Medico International und Amnesty International – kündigen eine „breite Allianz für Frieden und Menschenrechte“ an. Auch jüdische Stimmen wie der Musiker Michael Barenboim sollen auf der Bühne zu Wort kommen. Doch hinter den bunten Parolen und der Vielfalt des Bündnisses steht eine Sorge, die in Berlin seit langem wächst: Wird diese Kundgebung ein Forum für legitime Kritik – oder ein Freibrief für Hass?
Sorge vor Eskalation
Die Polizei stellt sich auf ein Großaufgebot ein. Teile der Innenstadt, darunter die Straße des 17. Juni, die Yitzhak-Rabin-Straße und der Große Stern, wurden schon seit Freitag gesperrt. Offiziell soll das der Sicherheit dienen. Doch nicht nur der Verkehr ist betroffen. Auch die jüdische Gemeinschaft blickt mit Angst auf das Wochenende. Immer wieder waren Gaza-Demos in Berlin Schauplatz von antisemitischen Parolen, Israel-Flaggen wurden verbrannt, und Symbole von Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah tauchten im Protestumfeld auf.
In der Vergangenheit ist es bei ähnlichen Kundgebungen in Berlin jedoch immer wieder zu Vorfällen gekommen, die weit über politische Kritik hinausgingen: Slogans wie „From the river to the sea“, das Abbrennen von Israelflaggen oder offene Sympathiebekundungen für Hamas und Hisbollah gehörten wiederholt zum Straßenbild.
„Es geht längst nicht mehr nur um Kritik an einer Regierung“, sagt ein Vertreter einer Berliner Synagoge. „Viele dieser Demonstrationen bestreiten offen das Existenzrecht Israels. Wer dort mitläuft, darf nicht so tun, als ginge es nur um Frieden.“
Der schmale Grat zwischen Kritik und Hetze
Die Veranstalter der heutigen Demo betonen in ihrem Aufruf, man verurteile alle Kriegsverbrechen, ob israelische oder palästinensische. Doch zugleich richtet sich die „Hauptkritik an die israelische Regierung und ihre Unterstützer“. Gefordert wird ein sofortiger Stopp aller deutschen Waffenlieferungen. Diese Formulierungen sind politisch geschickt gewählt – sie suggerieren Ausgewogenheit, zielen aber einseitig auf Israel.
Beobachter verweisen darauf, dass genau diese Verschiebung der Begriffe gefährlich ist. Wer von „Menschenrechten“ spricht, gleichzeitig aber die Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 verschweigt, öffnet Tür und Tor für eine Verdrehung der Realität. Für viele Juden in Berlin bedeutet das: Ihr Sicherheitsgefühl schwindet weiter. Schon jetzt raten Schulen jüdischen Kindern, keine sichtbaren religiösen Symbole mehr zu tragen.
Politische Unterstützung aus der Linken
Neben palästinensischen Organisationen ruft auch die Partei Die Linke zur Teilnahme auf. Sie spricht von einem „Zeichen der Solidarität mit Gaza“ und betont die Forderung nach einem Waffenstillstand. Kritiker sehen darin eine fatale Symbolik: Wenn deutsche Parteien Seite an Seite mit Gruppen marschieren, die Israels Existenz infrage stellen, verschwimmen die Grenzen zwischen legitimer Kritik und stiller Duldung von Israelhass.
Dass Künstler wie KIZ, Ski Aggu oder Pashanim auf der Bühne auftreten sollen, verleiht der Veranstaltung zusätzlich Popkultur-Charakter. Gerade das macht sie attraktiv für Jugendliche, die nicht unbedingt politisch gefestigt sind – und erhöht die Gefahr, dass antisemitische Botschaften in einem Mantel von „Kultur“ normalisiert werden.
Eine Frage der Verantwortung
Für Berlin ist diese Demonstration ein Testfall. Gelingt es, den Protest friedlich und ohne Hetze zu gestalten? Oder wird die Hauptstadt erneut Bilder liefern, die zeigen, wie offen Israelhass und Judenhass auf deutschen Straßen artikuliert werden darf?
Die jüdische Gemeinschaft erwartet klare Grenzen: Wer Parolen ruft, die Israels Vernichtung fordern, muss strafrechtlich verfolgt werden. Wer Terrororganisationen verherrlicht, darf keine Bühne bekommen. Alles andere wäre ein Signal der Schwäche – und eine Bestätigung für jene, die glauben, dass Antisemitismus in Deutschland wieder sagbar geworden ist.
Die Kundgebung „All Eyes on Gaza“ wird zehntausende Menschen mobilisieren, Straßen lahmlegen und Schlagzeilen produzieren. Doch die eigentliche Frage lautet: Wird sie ein Forum für Frieden – oder für Hass? In einem Land, das aus seiner Geschichte besondere Verantwortung trägt, ist diese Frage nicht nebensächlich, sondern zentral.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Montecruz Foto - https://flic.kr/p/oEBBoo, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34823856
Samstag, 27 September 2025