Karoline Preisler erhält Paul-Spiegel-Preis – für ihren Einsatz gegen das Vergessen der GeiselnKaroline Preisler erhält Paul-Spiegel-Preis – für ihren Einsatz gegen das Vergessen der Geiseln
Sie hielt die Gesichter der Verschleppten hoch, dort, wo sie kaum jemand sehen wollte: Karoline Preisler wird vom Zentralrat der Juden mit dem Paul-Spiegel-Preis geehrt, weil sie jüdische Geiseln sichtbar machte – auch inmitten von Feindseligkeit.
Karoline Preisler, Publizistin, FDP-Politikerin und Aktivistin, hat in den vergangenen zwei Jahren immer wieder dasselbe getan: Sie hat die Gesichter der israelischen Geiseln sichtbar gemacht. Dort, wo man sie am wenigsten sehen wollte – am Rand lautstarker pro-palästinensischer Demonstrationen in Berlin. Mit Fotos in den Händen erinnerte sie an die Männer, Frauen und Kinder, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppt wurden und seitdem in Gaza festgehalten werden. Ein stilles Zeichen, das inmitten von Parolen und Feindseligkeit auffiel.
Für dieses Engagement zeichnet der Zentralrat der Juden Preisler nun mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage aus. Präsident Josef Schuster erklärte am Montag in Berlin, Preisler stehe »wie kaum eine andere für Zivilcourage in unserer Zeit«. Sie zeige Haltung gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus – und sie gebe den Geiseln eine Stimme, wenn andere schon lange weggesehen hätten.
Preisler ist seit Jahren bekannt für ihren Einsatz gegen Rechtsextremisten. Nach dem 7. Oktober erweiterte sie diesen Kampf: Nicht politische Parolen sollten dominieren, sondern die Erinnerung an die Entführten und das Leid ihrer Familien. Mit dieser Haltung stellte sie klar, dass die Debatte über den Nahostkonflikt Täter und Opfer nicht vertauschen darf.
Ihre Aktionen führten immer wieder zu Anfeindungen, doch Preisler ließ nicht nach. Mal allein, mal mit Unterstützern, immer am Rand der Aufmärsche, hielt sie die Gesichter der Verschleppten hoch – eine einfache, aber eindringliche Geste. Dass sie dafür nun geehrt wird, ist ein Signal über ihre Person hinaus: Der Einsatz für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus ist nicht selbstverständlich, sondern erfordert Mut.
Die Preisverleihung findet am 5. November statt. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) wird die Laudatio halten. Mit der Ehrung reiht sich Preisler in eine kleine, aber bedeutende Reihe von Preisträgern ein: Zuvor wurden etwa »Omas gegen Rechts«, die Journalistin Andrea Röpke, der evangelische Pfarrer Wilfried Manneke und zuletzt 2022 der Fußballverein Tennis Borussia Berlin ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2009 in Erinnerung an Paul Spiegel, den langjährigen Präsidenten des Zentralrats der Juden, vergeben.
Indem Preisler beharrlich an den Geiseln festhielt – trotz Anfeindungen, trotz Missachtung –, hat sie gezeigt, dass Zivilcourage mehr ist als ein Schlagwort. Es ist der Wille, das Richtige zu tun, auch wenn es unbequem ist.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Dienstag, 30 September 2025