Deutschland erhöht Entschädigungen für Holocaust-Überlebende auf Rekordniveau

Deutschland erhöht Entschädigungen für Holocaust-Überlebende auf Rekordniveau


Ein historischer Schritt: Die Bundesrepublik stellt für das Jahr 2026 fast eine Milliarde Dollar zur Unterstützung von Holocaust-Überlebenden bereit. Neben Pflegehilfen werden auch Bildungsprogramme verlängert – ein Zeichen fortdauernder Verantwortung und Erinnerung.

Deutschland erhöht Entschädigungen für Holocaust-Überlebende auf Rekordniveau

Acht Jahrzehnte nach dem Ende des Holocaust bekennt sich Deutschland erneut zu seiner historischen Verantwortung – mit der höchsten jemals zugesagten finanziellen Unterstützung für Überlebende der Schoa. Im Rahmen der jährlichen Verhandlungen mit der Claims Conference hat das Bundesfinanzministerium eine Gesamtsumme von 923,9 Millionen Euro (rund 992 Millionen Dollar) für das Jahr 2026 zugesagt. Diese Mittel sollen weltweit für Pflege, Sozialhilfe und Bildungsprogramme rund um die Erinnerung an den Holocaust eingesetzt werden.

Der neue Rekordbetrag umfasst eine zusätzliche Aufstockung um 30 Millionen Euro für häusliche Pflege, wodurch betagte Überlebende – viele von ihnen über 90 Jahre alt – weiterhin in ihren eigenen vier Wänden betreut werden können. Für sie ist dies weit mehr als finanzielle Hilfe: Es bedeutet ein Stück Selbstbestimmung und Würde in einem Lebensabschnitt, den sie sich nach den Schrecken ihrer Jugend hart erkämpft haben.

„Diese historische Erhöhung spiegelt die wachsenden und komplexen Bedürfnisse der Überlebenden wider“, erklärte Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference. „Mit jedem Jahr verlieren wir viele von ihnen – doch die, die bleiben, sind älter und verletzlicher denn je. Dieses Geld ermöglicht ihnen, in Würde zu altern – die Würde, die ihnen einst geraubt wurde.“

Laut Angaben der Organisation ist das Durchschnittsalter der Überlebenden, die Pflegeunterstützung erhalten, seit 2018 von 86 auf 88,5 Jahre gestiegen. Viele von ihnen benötigen heute tägliche Hilfe bei grundlegenden Tätigkeiten – vom Ankleiden bis zur Körperpflege. Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Demenz erschweren das Leben zusätzlich. Die Zahl der Überlebenden, die eine umfassende Betreuung benötigen, hat sich in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt.

Das Abkommen sieht zudem die Fortführung der jährlichen Härtefallzahlungen vor, die derzeit 1.450 Euro (etwa 1.550 Dollar) pro Jahr betragen. Mehr als 127.000 Überlebende weltweit profitieren davon. Darüber hinaus werden erstmals auch Nichtjuden, die während der Shoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten – die sogenannten Gerechten unter den Völkern –, Anspruch auf häusliche Pflegehilfe erhalten. Damit würdigt Deutschland ihren Mut und ihre Menschlichkeit mit derselben Fürsorge, die den Überlebenden selbst zuteilwird.

Botschafter Stuart Eizenstat, der die Verhandlungen leitete, hob hervor, dass die Erhöhung trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, steigender Energiekosten und erhöhter Verteidigungsausgaben möglich gemacht wurde. „Dies zeigt das fortdauernde Engagement der deutschen Regierung gegenüber den Überlebenden und der Holocaust-Erziehung – auch in einer Zeit globaler Unsicherheit.“

Erinnerung als Auftrag

Ein weiterer zentraler Bestandteil der Vereinbarung betrifft die Förderung der Holocaust-Erziehung. Deutschland verpflichtet sich, das Budget für Bildungsprogramme bis 2029 zu verlängern – insgesamt 175 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren. Finanziert werden damit Lehrerausbildungen, Forschungsprojekte sowie neue didaktische Formate, darunter digitale Medien, Filme, Spiele und virtuelle Realität. Ziel ist es, jüngere Generationen zu erreichen – in einer Zeit, in der das Wissen über den Holocaust weltweit abnimmt und antisemitische Tendenzen wieder zunehmen.

„Wir müssen jetzt investieren, solange die Überlebenden unter uns sind, um ihre Zeugnisse zu bewahren“, sagte Greg Schneider, Vizepräsident der Claims Conference. „Durch moderne Technologien können ihre Stimmen erhalten bleiben, damit die Lehren aus dem Holocaust nie vergessen werden.“

Colette Avital, selbst Überlebende und Mitglied der Verhandlungsdelegation, sprach von einem „tief bewegenden Moment“: „Auch 80 Jahre nach der Befreiung bedeutet es den Überlebenden unendlich viel, dass Deutschland seine Verantwortung weiterhin wahrnimmt. Jeder Überlebende und jeder Gerechte unter den Völkern verdient es, in Würde zu altern – gesehen, gehört und umsorgt zu werden.“

Mit dieser Entscheidung setzt Deutschland ein starkes Zeichen: Verantwortung endet nicht mit der Zeit. Sie lebt fort – in Pflege, in Erinnerung, in Bildung. Das Ziel bleibt, dass keine Generation das Vergessen lernen kann.


Autor: Redaktion
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Samstag, 01 November 2025

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