Beschädigung an der East Side Gallery: Verdächtiger mit rechtsextremen Symbolen festgenommen

Beschädigung an der East Side Gallery: Verdächtiger mit rechtsextremen Symbolen festgenommen


Ein antisemitisch motivierter Farbanschlag auf ein bekanntes Kunstwerk an der Berliner East Side Gallery sorgt für Empörung und erneute Diskussionen über den Umgang mit Hasssymbolen im öffentlichen Raum.

Beschädigung an der East Side Gallery: Verdächtiger mit rechtsextremen Symbolen festgenommen

Wie die Berliner Polizei mitteilte, wurde am Dienstag ein 33-jähriger Tatverdächtiger festgenommen, nachdem er ein Kunstwerk, das die deutsche Flagge mit einem Davidstern zeigt, mit roter Farbe besprüht hatte. Das Werk mit dem Titel „Vaterland“ stammt von dem deutschen Künstler Günther Schaefer (1954–2023) und gehört zu den bekanntesten Gemälden an der East Side Gallery – einem Symbol der Freiheit und Erinnerung an die Teilung Berlins.

Der Mann flüchtete zunächst auf einem E-Roller, konnte aber in der Nähe seiner Wohnung gestellt werden. Bei der Durchsuchung fanden die Einsatzkräfte mehrere Spraydosen sowie umfangreiches Propagandamaterial mit verfassungsfeindlichen Symbolen. An der Eingangstür seines Hauses, im Treppenhaus und an einer Wohnungstür entdeckte die Polizei Flyer und Aufkleber mit Hakenkreuzen.

Ein Anwohner hatte die Beamten darauf aufmerksam gemacht, dass der Verdächtige bereits mehrfach durch das Anbringen rechtsextremer Aufkleber und Plakate aufgefallen sei. Die Materialien wurden noch vor Ort entfernt. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen Sachbeschädigung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen.

Symbolträchtiger Angriff

Das beschädigte Werk „Vaterland“ war 1990 von Günther Schaefer an der damaligen Berliner Mauer geschaffen worden. Es zeigt die Bundesflagge, in deren Zentrum ein blauer Davidstern steht – ein bewusstes Zeichen für die Verbundenheit zwischen Deutschland und dem jüdischen Volk. Der Künstler, Sohn eines Wehrmachtssoldaten, hatte das Motiv als Bekenntnis gegen Antisemitismus und nationale Ausgrenzung verstanden.

Im Jahr 2004 ergänzte Schaefer das Werk zeitweise um die palästinensische Flagge – als Appell zu Frieden und gegenseitiger Anerkennung im Nahen Osten. Dass gerade dieses Gemälde zum Ziel einer antisemitischen Attacke wurde, unterstreicht für viele Beobachter die wachsende Anfälligkeit öffentlicher Räume für ideologisch motivierte Gewalt.

Reaktionen aus Politik und Kultur

Kulturvertreter und Politiker äußerten sich am Mittwoch bestürzt über die Tat. Sie sehen in dem Angriff nicht nur eine Beschädigung eines Kunstwerks, sondern auch einen Angriff auf die Werte, für die die East Side Gallery steht. „Das war kein Vandalismus, sondern ein symbolischer Angriff auf Demokratie und Erinnerungskultur“, sagte eine Sprecherin der Stiftung Berliner Mauer.

Die East Side Gallery ist das längste erhaltene Teilstück der Berliner Mauer und zieht jährlich Millionen Besucher an. Seit Jahren kommt es immer wieder zu Schmierereien, doch der gezielte Angriff auf ein Werk mit jüdischer Symbolik gilt als besonders schwerwiegend.

Ein wiederkehrendes Problem

Der Vorfall reiht sich ein in eine wachsende Zahl antisemitischer und rechtsextremer Straftaten in Deutschland. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums hat sich die Zahl solcher Delikte seit Beginn des Nahostkriegs im Oktober 2023 deutlich erhöht. Experten warnen vor einer gefährlichen Radikalisierung an den gesellschaftlichen Rändern, die sich zunehmend in öffentlichen Symbolhandlungen äußert – von Angriffen auf Synagogen bis hin zu gezielter Kunstzerstörung.

Während der Staatsschutz die Hintergründe weiter prüft, steht fest: Der Anschlag auf das „Vaterland“-Gemälde trifft nicht nur die Kunst, sondern das Selbstverständnis eines Landes, das sich der Erinnerung an seine Geschichte verpflichtet hat.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von edwin.11 - Part of the Berlin Wall at the Eastside Gallery, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24431524


Donnerstag, 06 November 2025

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