Gefährlicher Angriff in Neukölln: Wenn ein Schulleiter zur Zielscheibe extremistischer Netzwerke wirdGefährlicher Angriff in Neukölln: Wenn ein Schulleiter zur Zielscheibe extremistischer Netzwerke wird
Ein Mann, der Jugendlichen Freiheit, Bildung und kritisches Denken vermitteln will, wird am helllichten Tag am Bahnhof Rathaus Neukölln attackiert. Der Vorfall zeigt, wie tief extremistischer Druck in Berliner Bezirken wirkt – und wie einsam jene stehen, die sich klar gegen islamistische Ideologien, gegen die Hamas und für arabisch-israelischen Dialog einsetzen.
Der Angriff auf Hudhaifa Al-Mashhadani ist keine isolierte Gewalttat. Er ist das Ergebnis eines Klimas, in dem Hass gegen demokratische Stimmen systematisch geschürt wird und Brückenbauer zu Feinden erklärt werden.
Der Leiter der deutsch-arabischen Ibn-Khaldun-Schule, ein langjähriger Kritiker islamistischer Netzwerke, berichtete, wie ihn am Freitagvormittag ein Unbekannter von hinten mehrfach hart stieß – genau in dem Moment, als die U-Bahn einfuhr. Ein einziger verlorener Schritt, und der Pädagoge, der seit Monaten Drohungen erhält, hätte unter dem Zug liegen können. Der Angreifer soll ihm anschließend sogar den Tod angedroht haben.
Die Beschreibung des Täters, die die Schule veröffentlichte, lässt wenig Zweifel an einem politischen Hintergrund: europäischer Typ, schwarzer Mantel, schwarze Haare, rote palästinensische Kufiya. Genau jene Kombination, die in Berlin seit Oktober 2023 immer wieder bei extremistischen Demonstranten auftaucht, die offen Sympathien für die Hamas zeigen. Dass der Staatsschutz übernommen hat, ist deshalb nicht überraschend.
Zwischen Angst und Verantwortung
Der Schulleiter steht seit dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 unter massivem Druck. Bedrohungen gegen ihn, seine Schule und sein Umfeld gehören mittlerweile zum Alltag. Viele dieser Angriffe kommen aus Kreisen, die jede Form des Dialogs zwischen Arabern und Israelis als Verrat deuten. Die Gewaltbereitschaft dieser Milieus hat sich in Neukölln in den vergangenen zwei Jahren spürbar radikalisiert.
Dass die Ibn-Khaldun-Schule gerade wegen ihres säkularen Konzepts und ihres Engagements gegen Islamismus unter Polizeischutz steht, sagt viel über die Realität im Bezirk aus. Mädchen berichteten nach ihrem Wechsel an die Schule von strengem Kopftuchzwang in Moscheegemeinden, während Al-Mashhadani öffentlich Extremismus anprangert. Seine klare Haltung hat ihn sichtbar gemacht – und verwundbar.
Politik reagiert – aber reicht das?
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner verurteilte die Attacke scharf. Er sprach von einer feigen Tat und stellte klar, dass Berlin den Menschen gehöre, die Brücken bauen. Worte, die in der gegenwärtigen Lage richtig klingen, aber allein kaum ausreichen. Denn der Angriff zeigt, wie selbstverständlich extremistisches Gedankengut inzwischen im Alltag auftaucht – auch dort, wo Kinder lernen sollen, ohne Angst zu leben.
Auch die Kurdische Gemeinde Deutschland stellte sich demonstrativ an die Seite des Schulleiters. Sie tat, was zu viele politische Kräfte scheuen: Sie nannte den Angriff ein Attentat gegen die freiheitliche Grundordnung und machte deutlich, dass islamistische Netzwerke gezielt demokratische Stimmen einzuschüchtern versuchen.
Die Lage in Neukölln ist seit längerem angespannt. Bezirksbürgermeister Martin Hikel, selbst oft Ziel islamistischer und clanbezogener Anfeindungen, tritt 2026 nicht mehr an. In Teilen der SPD stieß seine klare Linie gegen extremistische Strukturen auf Widerstand. Al-Mashhadani kritisierte diese Entwicklung deutlich. Dass er damit erneut ins Fadenkreuz bestimmter Gruppen geraten ist, überrascht niemanden in der Stadt, die den Konflikt zwischen Demokraten und Radikalen längst im Alltag spürt.
Eine Schule als Schutzwall gegen Extremismus
Die Ibn-Khaldun-Schule ist seit ihrer Gründung 1974 eine seltene Ausnahme im Berliner Süden. Sie bietet säkularen Unterricht und schafft Räume, in denen arabischstämmige Jugendliche frei lernen können – ohne ideologische Bevormundung. Dass diese Einrichtung unter Polizeischutz steht, ist ein bedrückender Hinweis darauf, wie weit sich extremistische Milieus in manchen Stadtteilen einnisten konnten.
Ihr Leiter kämpft nicht nur gegen konkrete Bedrohungen, sondern auch gegen eine Atmosphäre, die ausgerechnet in Deutschland Menschen gefährlich macht, die sich gegen Terror und für Dialog einsetzen.
Dass der Täter offenbar erkannt hat, wen er attackiert, zeigt, wie persönlich dieser Hass geworden ist. Hier geht es nicht um Zufall, nicht um spontane Gewalt, sondern um gezielte Einschüchterung.
Die entscheidende Frage ist deshalb nicht, wer den Schulleiter an jenem Freitag gestoßen hat. Die entscheidende Frage lautet: Wie viele Menschen dieses Angreifers Weltbild teilen – und wie viele bereit sind, aus Ideologie heraus Gewalt auszuüben?
Der Vorfall offenbart eine gefährliche Realität. Es gibt in Berlin Menschen, denen zu viel daran liegt, Brücken abzureißen. Menschen, die den Einfluss extremistischer Gruppen stärken wollen, indem sie jene angreifen, die jungen Menschen Freiheit, Bildung und Unabhängigkeit vermitteln.
Wenn ein Mann, der für Aufklärung, Dialog und Schutz vor Radikalisierung steht, am helllichten Tag beinahe getötet wird, darf niemand mehr so tun, als sei das ein Randphänomen. Es ist ein Angriff auf die offene Gesellschaft.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von A.Savin - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2842909
Samstag, 15 November 2025