Berlin tauscht Islamismusberater aus – und warnt vor wachsender Bedrohung

Berlin tauscht Islamismusberater aus – und warnt vor wachsender Bedrohung


Das Bundesinnenministerium stellt seine Beraterstruktur neu auf und reagiert damit auf eine Lage, die längst eskaliert ist. Berlin setzt auf prominente Experten – doch der Ernst der Lage wird zwischen den Zeilen deutlich.

Berlin tauscht Islamismusberater aus – und warnt vor wachsender Bedrohung

Berlin zieht Konsequenzen aus Jahren verpasster Prävention: Das Bundesinnenministerium ersetzt die erst 2023 eingerichtete Task-Force gegen Islamismus durch einen deutlich breiter aufgestellten „Beraterkreis Islamismusprävention und Islamismusbekämpfung“. Der Schritt wirkt nüchtern, fast technokratisch – doch in Wahrheit ist es ein Eingeständnis. Die Bedrohungslage ist komplexer, aggressiver und sichtbarer geworden. Und Deutschland braucht dringend eine klarere Linie.

Der Parlamentarische Staatssekretär Christoph de Vries (CDU) betonte bei der Vorstellung des neuen Gremiums, dass der Islamismus „eine große Gefahr für unsere freiheitliche Demokratie“ darstellt. Es sind Worte, die im politischen Berlin lange zu vorsichtig gewählt wurden – während Parallelstrukturen wuchsen, Radikalisierungen sich im Netz beschleunigten und Schulen, Universitäten sowie ganze Stadtviertel mit religiöser Einschüchterung konfrontiert wurden.

Wer künftig beraten soll

Der neue Beraterkreis besteht aus 15 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis und Sicherheitsbehörden. Namen wie Ahmad Mansour, Psychologe und einer der bekanntesten Stimmen gegen Radikalisierung, oder Güner Balci, Integrationsbeauftragte aus Berlin-Neukölln, stehen für einen nüchternen, erfahrungsgeprägten Blick auf die Realität im Land. Der Migrationsforscher Ruud Koopmans sowie die bereits im Vorgängergremium vertretenen Fachleute wie Mouhanad Khorchide und Florian Endres ergänzen die Runde.

Der Auftrag ist klar umrissen: einen umfassenden Bund-Länder-Aktionsplan zur Islamismusbekämpfung auszuarbeiten. Was auf dem Papier nach Routine klingt, ist in Wahrheit ein politisches Signal. Der Staat will wieder handlungsfähig sein – genau dort, wo er jahrelang gezögert hat.

Wenn der Alltag die Warnung liefert

Der Staatssekretär ließ keinen Zweifel daran, warum dieses Gremium notwendig ist: Terrorgefahr, Online-Radikalisierung, religiös begründetes Mobbing an Schulen, Geschlechtertrennung an Hochschulen, Kalifatskundgebungen mitten in deutschen Städten. Das sind keine Randphänomene mehr, sondern Ausdruck einer rapiden Radikalisierung, die sich gerade dort festsetzt, wo staatliche Strukturen überfordert oder handlungsunfähig waren.

Bemerkenswert ist die Offenheit, mit der de Vries die Lage beschreibt. Diese Deutlichkeit war in Berlin lange nicht möglich – zu groß war die Angst vor falschen Bildern, zu tief das Misstrauen gegenüber klaren Worten. Doch die Realität holt das Land ein: Islamistische Ideologie ist längst kein abstraktes Sicherheitsproblem mehr. Sie ist sozial verankert, öffentlich sichtbar und politisch organisiert.

Was Berlin jetzt plant

Zu den angekündigten Maßnahmen gehört eine Dokumentationsstelle zum politischen Islam – ein Schritt, den Sicherheitsexperten seit Jahren fordern. Die Radikalisierungsforschung soll ausgebaut, die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern vertieft und eine einheitliche Linie gegenüber islamistischen Strukturen geschaffen werden.

Doch Experten warnen: Ein neues Gremium ersetzt nicht die mühsame Arbeit vor Ort. Radikalisierung entsteht nicht im luftleeren Raum. Sie speist sich aus sozialen Räumen, religiösen Milieus, digitalen Netzwerken und politischen Narrativen. Ohne konsequente Umsetzung bleibt jeder Aktionsplan ein Papierprojekt.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell Ideologien, die Freiheit verachten, Räume erobern können, wenn ihnen niemand Einhalt gebietet. Der neue Beraterkreis ist ein Schritt – aber kein endgültiger Schutzwall. Entscheidend wird sein, ob Politik und Gesellschaft den Mut haben, diese Gefahr beim Namen zu nennen und konsequent zu handeln. Dafür brauchen sie Klarheit, nicht Beschwichtigung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Elena Ternovaja - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141077226


Samstag, 22 November 2025

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