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Ein Preis mit Verantwortung: Warum wir die Petition gegen die Auszeichnung für Sophie von der Tann unterstützen

Ein Preis mit Verantwortung: Warum wir die Petition gegen die Auszeichnung für Sophie von der Tann unterstützen


Die Petition stellt die geplante Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2025 an Sophie von der Tann infrage. Wir halten diese Petition für berechtigt, notwendig und im Interesse journalistischer Verantwortung. Deshalb haben wir sie selbst unterzeichnet.

Ein Preis mit Verantwortung: Warum wir die Petition gegen die Auszeichnung für Sophie von der Tann unterstützen

Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis soll journalistische Arbeiten würdigen, die durch Distanz, Unabhängigkeit und klare Haltung überzeugen. Diese Kriterien sind anspruchsvoll – und sie sind das Fundament, auf dem öffentlich-rechtlicher Journalismus seinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit aufbaut. Genau hier beginnt das Problem, das die Petition präzise herausarbeitet: Die geplante Ehrung steht in einem deutlichen Widerspruch zu diesen Maßstäben.

Die Petition richtet sich an die Stiftung, die Jury, die Medienpartner sowie die Rundfunkräte von ARD, BR und HR. Ihr Anliegen ist nicht polemisch, sondern sachlich formuliert. Sie benennt genau jene Punkte, die seit Monaten öffentlich diskutiert werden: eine sprachliche Relativierung des Hamas-Terrors, eine historisierende Rahmung, die Täter entlastet, und eine Berichterstattung, die von Diplomaten, Medien und jüdischen Organisationen als einseitig wahrgenommen wird. Diese Analyse deckt sich mit Beobachtungen, die wir seit Langem dokumentieren.

Klare Kritik an sprachlicher Verharmlosung

Der zentrale Vorwurf betrifft die Wortwahl „militante Palästinenser“ für die Täter der Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023. Diese Formulierung verschleiert die Realität eines organisierten Massenmords. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk trägt eine besondere Verantwortung: Wer Terror nicht beim Namen nennt, schafft ein verzerrtes Bild der Lage und verwischt die klare Grenze zwischen Gewalt und ihrer Bewertung. Genau hier entsteht ein Vertrauensproblem, das die Petition konsequent aufgreift.

Hinzu kommt die in der Petition erwähnte historische Einordnung bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches. Mehrere öffentliche Stellungnahmen – darunter von Israels Botschafter Ron Prosor und dem Antisemitismusbeauftragten Bayerns, Ludwig Spaenle – werten diese Darstellung als Relativierung antisemitischer Gewalt. Auch Medien wie die Jüdische Allgemeine, Welt und Pro Medienmagazin dokumentierten die Kritik an diesen Aussagen. Es handelt sich also nicht um isolierte Vorwürfe, sondern um eine breite, nachvollziehbare und öffentlich belegte Kritik.

Verantwortung gegenüber jüdischen Gemeinden

Die Petition betont einen weiteren Aspekt, der in der öffentlichen Debatte häufig übersehen wird: die Wirkung solcher Berichterstattung auf jüdische Menschen in Deutschland. Viele von ihnen empfinden die sprachliche Abschwächung der Terrorakte als Entwertung ihrer Perspektive. Das betrifft nicht nur die Frage der Wortwahl, sondern das Grundgefühl, dass antisemitische Gewalt im deutschen Medienraum nicht entsprechend benannt wird. Angesichts der steigenden Bedrohungslage für jüdische Gemeinden ist dieser Punkt nicht nebensächlich, sondern zentral.

Wer journalistische Auszeichnungen vergibt, muss berücksichtigen, wie Berichterstattung gesellschaftlich wirkt. Die Petition benennt dies klar – und wir teilen diese Einschätzung.

Institutionelle Konsequenzen

Von hoher Bedeutung ist auch die institutionelle Ebene: Wenn ein Preis, der Distanz und Unabhängigkeit auszeichnen soll, eine Arbeit ehrt, die von staatlichen Stellen, jüdischen Organisationen und unabhängigen Medien als einseitig kritisiert wurde, sendet dies ein Signal mit weitreichenden Folgen. Es geht nicht um persönliche Angriffe, sondern um die Frage, welche Standards öffentlich-rechtlicher Journalismus einhalten muss.

Die Petition weist zu Recht darauf hin, dass eine solche Preisvergabe die Glaubwürdigkeit des Preises und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks belastet. Die Initiatorinnen und Initiatoren argumentieren, dass eine Bestätigung dieser journalistischen Linie den Eindruck erweckt, Verzerrungen seien nicht nur akzeptabel, sondern sogar preiswürdig. Das wäre ein falsches Zeichen in einer Zeit, in der antisemitische Gewalt und Delegitimierungsnarrative gegen Israel in Europa spürbar zunehmen.

Ein notwendiger Diskurs über journalistische Verantwortung

Die Petition endet mit der Forderung nach einer breiten gesellschaftlichen und politischen Debatte über journalistische Maßstäbe. Dieser Punkt ist entscheidend. Es geht nicht nur um eine einzelne Auszeichnung. Es geht um die Frage, ob öffentlich-rechtliche Redaktionen ihrem Auftrag gerecht werden, Terror klar zu benennen, israelische Perspektiven korrekt abzubilden und antisemitische Verzerrungen nicht zu reproduzieren.

Wir unterstützen diese Forderung uneingeschränkt. Wir halten sie für notwendig und überfällig.

Klare Forderungen

Die Petition verlangt drei konkrete Schritte:

– die Rücknahme oder Aussetzung der Preisverleihung,
– eine öffentliche Stellungnahme der Stiftung und Jury,
– eine Überprüfung der journalistischen Standards durch die zuständigen Rundfunkräte.

Diese Forderungen sind sachlich, angemessen und nachvollziehbar. Sie sind kein Angriff auf Personen, sondern Ausdruck eines legitimen Anspruchs auf verantwortlichen Journalismus.

Wir stehen hinter dieser Petition. Wir haben sie unterzeichnet, weil sie Missstände benennt, die seit Langem sichtbar sind. Und weil sie ein notwendiges Zeichen setzt: Für mehr Präzision, für klare Sprache und für einen Journalismus, der Terror als Terror benennt und jüdische Perspektiven ernst nimmt.

Der vollständige Petitionstext ist auf change.org abrufbar.

https://www.change.org/p/kein-hanns-joachim-friedrichs-preis-f%C3%BCr-sophie-von-der-tann


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Dienstag, 02 Dezember 2025

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