Antisemitismus in der Bundeswehr Ermittlungen gegen FallschirmjägerregimentAntisemitismus in der Bundeswehr Ermittlungen gegen Fallschirmjägerregiment
Was als interne Beschwerde begann, entwickelt sich zu einem der schwersten Skandale der deutschen Streitkräfte seit Jahren. In einer Eliteeinheit der Bundeswehr häufen sich Hinweise auf offenen Antisemitismus, rechtsextreme Netzwerke, sexuelle Übergriffe und Drogenmissbrauch. Der Fall Zweibrücken wirft eine grundsätzliche Frage auf, wie ernst Deutschland den Kampf gegen Judenhass in den eigenen Reihen wirklich nimmt.
Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das 26. Fallschirmjägerregiment der Bundeswehr im rheinland pfälzischen Zweibrücken. Auslöser waren Berichte mehrerer Soldatinnen an die Wehrbeauftragte des Bundestages. Was sie schilderten, war kein einzelner Ausrutscher, sondern ein Klima der Angst, der Gewalt und der ideologischen Verrohung. Von den rund 1500 Angehörigen des Regiments stehen inzwischen 55 Soldaten unter Verdacht. Mehr als 200 einzelne Vorfälle werden geprüft.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen Vorwürfe des Antisemitismus und des Rechtsextremismus. Interne Quellen beschrieben gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Gruppe von Soldaten, die offen den Hitlergruß gezeigt, rechtsextreme Rituale gepflegt und sich als geschlossene Clique verstanden habe. Jüdische Feindbilder seien nicht nur geduldet, sondern Teil des internen Umgangs gewesen. Für ein Land, das den Schutz jüdischen Lebens zur Staatsräson erklärt hat, ist das ein politischer und moralischer Offenbarungseid.
Doch der Skandal reicht weiter. Frauen innerhalb der Einheit berichteten von sexuellen Übergriffen, exhibitionistischem Verhalten und zynischen Witzen über Vergewaltigungsfantasien. Hinzu kommen Hinweise auf systematischen Drogenkonsum. Mindestens 19 Soldaten werden derzeit von der Staatsanwaltschaft Zweibrücken untersucht, vor allem wegen Drogendelikten. Mehrere Angehörige der Einheit wurden bereits aus dem Dienst entfernt.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich öffentlich schockiert. Besonders schwer wiegt sein Vorwurf an die militärische Führung. Die Vorgänge seien offenbar nicht frühzeitig erkannt oder konsequent verfolgt worden. Damit steht nicht nur eine einzelne Einheit unter Anklage, sondern auch eine Struktur, die Warnsignale ignoriert oder kleingeredet hat.
Der Fall erinnert an einen früheren Skandal. Bereits 2020 musste eine Einheit des Kommandos Spezialkräfte aufgelöst werden, nachdem dort rechtsextreme Netzwerke, Hitlergrüße und eine Kultur des Schweigens aufgedeckt worden waren. Dass fünf Jahre später erneut eine Eliteeinheit im Fokus steht, lässt Zweifel an der Nachhaltigkeit der damaligen Reformen aufkommen.
Für Israel und für jüdische Gemeinschaften in Europa ist dieser Fall mehr als eine innerdeutsche Angelegenheit. Die Bundeswehr ist ein zentraler Partner Israels in Sicherheitsfragen, politisch wie symbolisch. Antisemitische Strukturen innerhalb dieser Armee beschädigen Vertrauen. Sie nähren die Sorge, dass Judenhass in Europa nicht nur auf der Straße oder im Internet existiert, sondern auch dort, wo staatliche Macht konzentriert ist.
Besonders beunruhigend ist die soziale Dynamik innerhalb der Einheit. Berichte über gewalttätige Rituale, Abschottung nach außen und Gruppenzwang deuten auf eine Parallelwelt hin, in der demokratische Werte nicht mehr gelten. Antisemitismus erscheint hier nicht als Randphänomen, sondern als verbindendes Element. Das ist gefährlich, nicht nur für jüdische Soldaten, sondern für die innere Sicherheit insgesamt.
Die Bundeswehr hat angekündigt, in den kommenden Tagen einen umfassenden Bericht und einen Aktionsplan vorzulegen. Darin sollen disziplinarische Maßnahmen, strukturelle Reformen und Präventionsprogramme beschrieben werden. Entscheidend wird sein, ob diesen Worten Taten folgen. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass symbolische Nulltoleranz nicht ausreicht, wenn sie nicht mit echter Kontrolle und persönlicher Verantwortung verbunden ist.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Air National Guard photo by Tech. Sgt. Joseph Pagan - This image was released by the United States National Guard with the ID 250708-Z-WT190-1123 (next).This tag does not indicate the copyright status of the attached work. A normal copyright tag is still required. See Commons:Licensing.العربية ∙ বাংলা ∙Bahaso Jambi ∙Deutsch ∙ Deutsch (Sie-Form) ∙ English ∙ español ∙ euskara ∙ فارسی ∙ français ∙ italiano ∙ 日本語 ∙ 한국어 ∙ македонски ∙ മലയാളം ∙ Plattdüütsch ∙ Nederlands ∙ polski ∙ پښتو ∙ português ∙ русский ∙ slovenščina ∙ svenska ∙ Türkçe ∙ українська ∙ 简体中文 ∙ 繁體中文 ∙ +/−, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=171283475
Mittwoch, 31 Dezember 2025