Dr. Nathan Warszawski: Die Zukunft des Aachener Friedenspreises

Dr. Nathan Warszawski:

Die Zukunft des Aachener Friedenspreises


Die Zukunft des Aachener Friedenspreises

An Aachener Zeitung

Sehr geehrter Herr Hinrichs,

mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht und insbesondere den Kommentar über den Aachener Friedenspreis in der Dürener Zeitung vom 28. November 2011 gelesen. Ich habe mich des Öfteren über den Antisemitismus des AFP geäußert, meine Meinung setze ich als bekannt voraus.

In Ihrem Kommentar schreiben Sie:

„Es müsste eine Selbstverständlichkeit sein, auch die Ängste der Israelis angesichts des palästinensischen Terrors zum Thema zu machen – ebenso deutlich wie die Kritik an der konservativen Regierung in Jerusalem.“

Dieser Satz ist mutig und ein Paradigmenwechsel in der AZ. Ist es denn politisch korrekt, erlaubt, vom PALÄSTINENSISCHEN Terror statt von Notwehr zu schreiben? Sind Sie sicher, dass die Regierung Israels in Jerusalem, der Hauptstadt des Judenstaates residiert, obwohl die Palästinenser Jerusalem als ihre Hauptstadt beanspruchen?

Im Nahen Osten verheddert sich selbst der größte Experte.

Doch lassen wir die politische Correctness außen vor. Glauben Sie, dass sich ein Jude, Araber oder Druse in Israel dafür interessiert, ob Mitglieder einer in Aachen bekannten pazifistischen Vereinigung ihre Ängste angesichts des palästinensischen Terrors thematisieren? Nicht einmal der Israeli Uri Avnery, Träger des AFP, wird sich dafür begeistern.

Befremdlich ist der zweite Teil Ihres Satzes. Finden Sie, dass der AFP mit der Befassung mit Israel in seiner Zielsetzung ausgefüllt ist? Der bekannte jüdische Schriftsteller aus den Niederlanden Leon de Winter behauptet zu Recht, dass für Antisemiten "Zionismus" ein Deckmäntelchen ist, um sich negativ über die Juden äußern zu können. So betrachtet verwechseln Sie den Aachener Friedensverein und seine pazifistischen Anhänger mit der NPD und der Kameradschaft Aachener Land KAL und deren braune Gefolgschaft, deren Existenzberechtigung der Antisemitismus ist, deren Ziel die Vernichtung Israels und der wenigen verbliebenen Juden in Deutschland ist, auf dass vom Reich aus der Siegfriede die Welt beglücke. Auch der frühere Vorsitzende des AFP, Otmar Steinbicker, erwähnt zu Anfang seines Leserbriefes, der am 1.12.2011 in Ihrer Zeitung großartig publiziert worden ist, dass die Duldung von Antisemitismus in der Friedensbewegung keinen Platz habe.

Das Thema Juden nimmt den AFP nicht zufällig in Beschlag. Doch während NPD und KAL unter sich damit keine Probleme haben, steht Antisemitismus im absoluten Widerspruch zu Antirassismus und Friedensliebe. Aus inneren Widersprüchen heraus gehen Gesellschaften zugrunde: Sowjetunion, imperium romanum, FDP. Der Aachener Friedenspreis wird sich für den Frieden oder für den Antisemitismus entscheiden müssen.

Laut Wikipedia, der obersten Instanz der Wahrheitsfindung, sind bedeutende und einflussreiche Aachener Organisationen Mitglieder des AFP: die Stadt Aachen, der regionale DGB, die katholischen Kirche im Bistum Aachen, der evangelische Kirchenkreis, der SPD-Unterbezirk, der Kreisvorstand der Grünen, Die Linke in der Städteregion Aachen.

Nicht dass die genannten ehrenwerten Organisationen einen Schaden nehmen würden, wenn der AFP sich auflöst, dem wahren Frieden wäre sogar gedient. Der AFP fungiert jedoch als hervorragendes Dach, wo sich die bestimmenden Personen in Aachen unauffällig zum Wohl der Stadt und seiner Bürger treffen. Ein solcher Verein verdient den Erhalt.

Und somit gelange ich in medias res. Ich bin bereit, mich zur Rettung des AFP zur Verfügung zu stellen. Als Jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen, deren Zusammenarbeit nicht nachweisbar ist, verfüge ich über genügend Insiderwissen der Seelenlage der Aachener und der Eifeler, um jeden noch so widersprüchlichen Haufen zusammenzuhalten. Als Arzt bin ich dem Wohl des Einzelnen verpflichtet, als Jude verfüge ich über mehr Migrationshintergründe als die oberste Perzentile der Aachener Bevölkerung. Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde Aachen habe ich gelernt, Wichtiges vom Lauten zu unterscheiden. Als Presseausweis besitzender Journalist bin ich wegen meines aufrichtigen Kampfes gegen Antisemitismus gefürchtet. Als Nideggener bin ich der Eifel verbunden. Außerdem bin ich Idealist und habe somit keine finanziellen oder politischen Ambitionen, außer der Wahrheit Gehör zu verschaffen. Dank meiner seit Jahrzehnten vorhandenen pazifistischen Gesinnung habe ich nirgendwo gedient. Und schließlich habe ich keinerlei Berührungsängste mit Kommunisten. Seit einigen Jahrzehnten bin ich Mitglied der zum Frieden neigenden atheistischen Vereinigten Arbeiterpartei Israels, die seit derselben Zeit ihre Eigenständigkeit verloren hat.

Zudem bin ich ein vortrefflicher Kenner der Religionen und Bewunderer des Islam, was mich jedoch nicht davon abhält, die Demokratie und Menschen und Frauen verachtende Scharia in Europa zu bekämpfen.

Als Vorsitzender des AFP werde ich es begrüßen, wenn neben Politik und Religion auch die Zeitung als medialer Transmissionsriemen die Mitgliedschaft im AFP anstrebt. Sobald der Antisemitismus aus den Reihen des AFP getilgt sein wird, werde ich dafür sorgen, dass die Jüdische Gemeinde Aachen dem Pazifistenverein beitritt. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sollte integraler Bestandteil des AFP werden und ihre Eigenständigkeit aufgeben.

Ich hoffe auf Ihre und Ihrer Zeitung Unterstützung.

 

Mit friedliche Grüßen

Dr. Nathan Warszawski

Jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen


Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Samstag, 03 Dezember 2011

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