La Rosh: Die deutsche LeaLa Rosh:
Die deutsche Lea
Was angesichts all der spektakulären Betrugsfälle in Sachen jüdischer Religionszugehörigkeit in den letzten Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein scheint, ist der Umstand, dass das Genre des Kostümjudentums keineswegs neu ist. Wie weit man mit demjüdischen Ticket kommen kann, hat bereits vor vielen Jahren eine gewisse Edith Renate Ursula, a.k.a. Lea, Rosh vorgeführt.
von Gerrit Liskow
Bis zum Bundesverdienstkreuz hat diese Tochter eines deutschen Wehrmachtssoldaten es mit ihrer One-woman-show geschafft und somit an zivilgesellschaftlich-staatstragenden Blumentöpfen alles abgeräumt, was sich hierzulande abräumen lässt. Dazu musste sie nicht einmal lügen, und auch als Jüdin ausgeben musste sie sich nicht – es genügte in ihrem Fall der bloße Anschein, die Möglichkeit, es könnte so sein. Das ist viel eleganter als etwa der Fall von Frau Wachendorff, und effizienter ist es sowieso; auch kam Frau Rosh noch ohne Facebook aus und ohne FB-Schnüffelei.
von Gerrit Liskow
Dieser soziale Erfolg mag es gewesen sein, der Nachahmungstäterinnen und Trittbrettfahrerinnen inspirierte, wie die zuletzt recht bekannte Irena Wachendorff, ebenfalls Tochter eines Wehrmachtssoldaten, oder Edith Lutz, selbsternannte “jüdische Stimme” auf dem Pogrom-Boot gen Gaza. Zwei, die auf ähnliche Art und Weise wie “La Rosh” eine “gedenkpolitische” Karriere machen wollten; im Fall der beiden zuletzt genannten Damen garniert mit einer Extraportion “Israel-Kritik”, die bei Frau Rosh manchen vielleicht noch gefehlt haben wird – als Kashrut-Stempel auf dem wiedergutgewordenen Gewissen der deutschen Nation.
Gestatten: Rosh
Frau Rosh hat erstmals Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von sich reden gemacht. Damals war sie gerade Chefin des Landesrundfunkhauses des NDR in Hannover geworden; das ist an sich noch nichts Ehrenrühriges, aber wenn man sich zu etwas Höherem berufen fühlt, und das tat Frau Rosh offenbar, dann muss man sich in solch einer Situation ganz schnell etwas einfallen lassen, wenn man nicht in Hannover versauern möchte, und genau das wollte Frau Rosh wiederum nicht.
Ich selbst kenne Hannover ausreichend gut um mir ein Urteil darüber zu erlauben, und Frau Rosh galt in der lokalen Öffentlichkeit damals allgemein als jüdisch. Nicht, dass sie das öffentlich behauptet hätte, aber es war einfach so. Und es schien ihr auch recht viel daran gelegen zu sein, dass sich an dieser Wahrnehmung nichts änderte. Vor allem, nachdem sie erst mal begriffen hatte, wieviele Vorteile mit ihrer sozialen Lage verbunden waren, und das bei minimalem Aufwand. Es kann bei einer so intelligenten und phantasiebegabten Person wie ihr nicht allzu lange gedauert haben, bis sie das für sich zu nutzen verstand.
Es tat Frau Rosh jedenfalls kaum etwas dafür, in der Sache ihrer sozialen Wahrnehmung irgendwelche Klarheit zu schaffen. Vielmehr soll sie eine Menge dafür getan haben, die Ambivalenz in einer in Deutschland nicht immer ganz unwesentlichen Frage zu erhöhen. Zur selben Zeit hat sie sich übrigens auch entschieden, ihren Mädchennamen von Edith in Lea umzuwandeln, zumal ihr Edith zu “germanisch” erschien. Lea ist immerhin der Name einer der Matriarchinnen des Judentums, Edith hingegen ist “Old English” und als Name in etwa so “germanisch” wie Roastbeef mit Pfefferminzsauce; soviel zur Sachkunde von Frau Rosh in Namensdingen.
Reim dich oder ich fress' dich!
Ihre ersten Meriten in Sachen “Vergangheitsbewältigung” erwarb sich Frau Rosh, als sie dem lokalen Hörfunkangebot des NDR, dem sogenannten Radio Niedersachsen, das Niedersachsenlied verbot, weil es ihr “faschistoid” erschien; nun ja, wenn man sich selbst für einen Hammer hält, sieht alles aus wie ein Nagel, oder war es vielleicht eher umgekehrt, Frau Rosh?
Mir scheint dieser Ausdruck “faschistoid” ein echter Gummiparagraf zu sein, den man verwendet, wenn man eigentlich faschistisch sagen will, aber den erforderlichen Beweis nicht erbringen kann – also sagt man dann eben “faschistoid” und hofft, man wäre damit aus dem Schneider.
Nun handelt es sich beim Niedersachsenlied unbestreitbar nicht um bedeutende Literatur, sondern vielmehr um eine ziemlich tumbe, behäbige und stumpfsinnige Wortverkettung in Versform aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist darin viel von den römischen Armeen des Varus die Rede, die im Jahre 9 d.Z. in den Sümpfen, pardon: den Feuchtbiotopen des Teutoburger Waldes, pardon: einer bedeutenden CO2-Senke, versanken, wegen “Widukinds Stamm”; ich warte bis heute darauf, dass man in diesen historischen Niedersachsen die Vorboten der deutschen Umweltbewegung entdeckt, aber faschistoid ist das Niedersachsenlied deswegen noch lange nicht.
Aus dem historisch unstrittigen Befund der gescheiterten Varus-Expedition wird vielmehr ein allgemein zivilisationsfeindlicher Heilsauftrag an die Bewohner von Niedersachsen abgeleitet, dem man in Teilen dieses Bundeslandes bis heute gerne Folge zu leisten scheint; und auch das ist nicht faschistoid, sondern einfach nur blöd, vielleicht sogar saublöd. Dabei habe ich nichts Grundsätzliches gegen dieses Land, und es kann dort bestimmt sogar ganz dufte sein, wenn man als Kuh, Huhn, Schwein, Runkelrübe oder Kartoffel auf die Welt gekommen ist.
Mit ihrem Niedersachsenlied-Verbot hatte Lea Rosh sich zunächst mal ihren Namen gemacht – im wahrsten Sinne des Wortes, denn immerhin hieß sie nun offiziell Lea und war in der Öffentlichkeit als Lea positioniert, am Markt für “Politik”-Angebote. Es soll übrigens nur ein Gerücht gewesen sein, dass es im Landesfunkhaus des NDR zu dieser Zeit eine Dienstanweisung gab, in der Frau Rosh verlangte, ihren Nachnamen möglichst nicht “Rohs”, wie es der Wahrheit entsprochen hätte, sondern Hebräisch als “Rosch” auszusprechen, damit es “authentischer” klingt.
Dieser war ihr erster Streich doch der zweite folgt sogleich
So hätte man es mit Wilhelm Busch sagen können. Lea Rosh hatte zu diesem Zeitpunkt einen sozialen Abstandshalter entdeckt, der sie vor zu vielen kritischen Fragen isolierte, und lernte schnell, ihn zu instrumentalisieren: ihren “irgendwie jüdisch” anmutenden Namen.
Es galt damals als ausgesprochen unschicklich, wenn nicht gar skandalös, die jüdischen Credentials von “La Rosh”, wie sie bald nicht nur bei ihrem Lieblingsitaliener bekannt war, in Frage zu stellen; in der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover war Frau Rosh übrigens ebenso wenig persönlich bekannt, wie Jahrzehnte später Irena Wachendorff bei Gesher LaMasoret, und einen Newsletter abonnieren konnte Fau Rosh in den 80ern nicht, weil es damals nämlich noch gar kein Internet gab, und in folge dessen auch kein Facebook und keinen FB-Intrigantenstadel.
Man lebte in Hannover mehr schlecht als recht damit, mitansehen zu müssen, wie Santa Rosh zur Stammmutter der Kostümjuden mutierte, zur Schutzpatronin aller Möchtegerns und zur heiligen Lea der Wiedergutgewordenen; denn siehe, sowohl der Papa von Frau Rosh wie der von Frau Wachendorff standen einmal bei der deutschen Wehrmacht im Dienst – gegen ihren Willen, versteht sich, denn es werden ganz bestimmt aufrechte Antifaschisten gewesen sein, die man erst mit vorgehaltener Waffe zum “Dienst an Volk und Vaterland” hatte zwingen müssen, das war ja in Fällen wie diesen so üblich.
Die Versuche, die ganze Legende von Frau Rosh auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, schlugen fehl oder verliefen im Sande, denn irgendwie galt es als ungehörig, an der Fassade zu kratzen, fast als antisemitisch, denn welche Rolle spielte es schon, ob jemand jüdisch ist oder nicht? Eben!
Nun ja, unter bestimmten Umständen eine ganz bestimmte, aber soweit sind wir in dieser Sache noch nicht.
Das Ganze ging damals so weit, dass Bitten seitens Menschen mit einem berechtigten Interesse, den Umstand aufzuklären, brüsk abgeschmettert oder einfach nur dezent unter den Teppich gekehrt wurden, mit dem Hinweis, es täte doch gar nichts zur Sache, ob Frau Rosh nun wirklich jüdisch wäre oder nicht, durch Geburt oder Konversion oder wie auch immer - entscheidend war für die Honoratioren der lokalen Gedenkpolitik einzig und allein, dass Frau Rosh den ihr zugedachten Part als “Jüdin der Herzen” gut spielte, wenn es nicht bloß “politisch”, sondern “gedenkpolitisch” werden sollte.
Frau Rosh hat damals fast alles so gemacht, wie es in Deutschland seitdem eine sozial erfolgreiche Masche geworden ist: Sie hat die Sache ausgesessen und sich weder auf die eine noch auf die andere Art erklärt; sie hat weder gelogen, noch hat sie die Wahrheit gesagt. Sie hat, kurz gesagt, sich geradezu vorbildlich verhalten, und wenn man das mit Fällen wie Irena Wachendorff oder Edith Lutz vergleichen wollte, ausgesprochen erfolgreich; sogar Vorsatz ist ihr nicht einmal nachzuweisen.
Denn um aus dieser etwas muffeligen Provinzmetropole rauszukommen, in die sie da reingeraten war, war Frau Rosh jedes Mittel recht, sogar die etwas zweifelhafte “gedenkpolitische” Provinzposse, die sie zuletzt sogar mit einem “Machtwort” von Gerhard Schröder versus der Stadtverwaltung von Hannover zu garnieren verstand; “Denkmal jetzt” sagte damals der Gerd, als er damals gerade zum ersten Mal niedersächsischer Landesvater geworden war. Und wusste, dass ihm ein bisschen Profil bei der “Aufarbeitung der Vergangenheit” (Adorno) ebensowenig schaden würde, wie Frau Rosh ein Denkmal in Hannover; zumindest, bis sich ihr die Gelegenheit bot, mit ihren Plänen in die Hauptstadt umzuziehen.
If I can make it there - I'll make it anywhere
Das Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers, mit dem “La Rosh” sich, ihrem Wehrmachts-Daddy, den lokalen Honoratioren und den Gedenkweltmeistern aus Germany die Absolution vor der Weltgeschichte erteilen wollte, ist dann schließlich ohne sie fertig geworden und alle waren zufrieden damit – man hatte neben die Staatsoper eine kleine Pyramide gestellt; neben dem klassizistischen Laves-Bau mutete sie ausgesprochen exotisch an, wenn nicht sogar aztekisch.
Doch immerhin: Es wurde öffentlich gedacht, die Namen, soweit bekannt, waren in Stein gemeißelt, und die hannöversche Gedenkpolitik hatte unter der Ägide ihrer “Jüdin der Herzen” bei weitem mehr erreicht, als die etwa die “Konkurrenz” in der Freien und Hansestadt, die erst mehr als zwanzig Jahre später etwas fertig bringen sollte, das nicht allzu sehr nach einem Provisorium aussah; und das heute vor der Provinzialloge von Niedersachsen steht.
Seitens der jüdischen Gemeinde machte man gute Mine zum etwas selbstzweckhaften Spiel der Frau Rosh, denn immerhin war ja auch etwas Gutes dabei herausgekommen. Frau Rosh wiederum hatte auf ihrer Station in Hannover genau das gelernt, was sie in der wiedervereinigten Hauptstadt des ebenso wiedervereinigten Deutschlands in größerer, quasi globaler Dimension noch einmal durchexerzieren wollte. Denn wenn es in Hannover geklappt hat, wird es überall funktionieren: if I can make it there, I'll make it anywhere – die Absolution des wiedergutgewordenen Deutschlands im Angesicht der Weltgeschichte, mit Pauken und Trompeten, nahm “gedenkpolitische” Formen an.
Denkmal, die Zweite. Und bitte!
Man kann sicherlich unterschiedlicher Meinung darüber sein, welche die geeigneten Formen sind, in denen die Konfrontation mit der Shoah individuell und kollektiv statffinden sollte; man würde denken, dass bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Wege zur Einsicht führen, und solange bei allem Wissen um die Fakten nicht die Fähigkeit, sich auch emotional mit den Opfern auseinanderzusetzen, auf der Strecke bleiben, kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen, wie viele gelungene Beispiele beweisen, allen voran natürlich Yad VaShem in Jerusalem.
Man kann aber auch gerade immer noch gerade genug verkehrt machen damit. Denn ob das Denkmal für die ermordeten Juden Europas nun ausgerechnet in einer Form sein musste, die auf Urlaubsfotos einen spannenden Kontrast mit dem Reichstag bildet, und auch als Kulisse für die üblichen Bekanntschaftsanzeigen in den Kontakforen im Internet gerne genutzt wird, das sei mal dahingestellt. Es ist eine Ästhetik, die sich zu sehr der gefälligen Benutzung angedient hat; das ist es, mehr nicht, was daran auf den ersten Blick fragwürdig erscheint.
Auf den zweiten Blick fragwürdig wird es, wenn man weiß, dass allein im Umkreis von Berlin viele Stätten verfallen, für die schlicht kein Geld mehr da ist. Aber diese historisch authentischen Orte der Shoah (und nicht nur der Shoah, versteht sich) eignen sich eben aus “gedenkpolitisch” deutscher Sicht nicht annähernd so gut wie das zentrale Denkmal in Berlin zur Selbstdarstellung, pardon: “Vergangenheitsbewältigung”.
Auch aus Gründen des Tourismus-Marketings sind sie weniger relevant; was auch nur ein etwas hochtrabender Begriff für den Verkauf von Fassbrause und Wiener Würstchen ist; pardon: von Latte Macchiato und Schinken-Käse-Toasts.
Genau das ist die Kehrseite eines Gedenkortes, den Michael Naumann vielleicht nicht ohne Grund in eine Reihe mit dem Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald und dem Völkerschlachtsdenkmal bei Leipzig gestellt hat – ein Meilenstein der Renationalisierung, made in Germany, auf Kosten der Opfer.
Mithin eine fragwürdige Form der Selbstvergewisserung, in der es möglich wird, sich “endlich” positiv auf die Shoah zu beziehen, weil man aus ihr in seiner Funktion als wieder “gut” gewordener Deutscher, etwas “gelernt” hätte - was einen dann mutmaßlich dazu prädestiniert, anderen Nationen ins Gewissen zu reden, nicht wahr?
Was pikanterweise vor allem gegenüber dem jüdischen Staat in dieser Form gerne gemacht wird, und zwar nicht nur seitens der “Bewährungshelfer” vom Schlage eines Ruprecht Polenz, der auf seiner FB-Pinwand gerne darüber wachen lässt, dass die Juden die “Lektion” nicht vergessen, die ihnen in Form der Shoah “beigebracht” worden war.
Claus Leggewie und Erik Meyer haben das, auch nicht ohne Grund, als eine “schuldstolze” Form des nationalen Selbstgesprächs denunziert, als überhebliche Inszenierung des “Gedenkweltmeisters”; sie haben dabei nicht an Ruprecht Polenz gedacht, sondern an das Denkmal für die ermordeten Juden in Berlin, wie gesagt.
Es fragt sich nun, warum diese Form der Selbstvergewisserung und des Selbstgesprächs so dringend der Assistenz durch die Opfer bedarf, dass es nicht einmak davor zurückschreckt, sich Ersatz- und Alibi-”Jüdin” zu konstruieren, wenn es sie braucht, auch wenn allen Beteiligten inklusive Lea Rosh klar ist, dass diese in etwa so jüdisch ist, wie ein Schinken-Käse-Toast mit einem Latte Macchiato dazu (manche werden jetzt sagen: “Dann ist sie aber sogar sehr jüdisch”, aber diese Art von Judentum ist jetzt grade nicht gemeint).
Deutschland und seine “Jüdin” nach Maß
Ob Frau Rosh nun jüdisch ist oder nicht, (sie ist es nicht, und nimmt inzwischen Abstand davon, sich in diesem Punkt mehrdeutig zu verhalten), scheint dem unheilsam gesunden Volksempfinden solange egal zu sein, wie Frau Rosh im Rahmen ihrer sozialen Funktion nicht allein “politisch”, sondern vor allem “gedenkpolitisch” einwandfrei funktioniert – und das tut sie viel besser, als andere es jemals gekonnt oder gewollt hätten, egal ob jüdisch oder nicht.
Und täte sie genau das nicht, funktionieren, wäre es auch in ihrem Fall mit der Toleranz schnell vorbei und sie würde angegriffen werden, entweder antisemitisch oder als “Nestbeschmutzerin”; oder beides.
Wenn es keine “Kronzeugen” gäbe, die der wiedergutgewordenen Nation in ihrem assistierten Selbstgespräch zur Verfügung stehen, dann würde sie sich eben welche schaffen, und zwar nach Maß, denn “Kronzeugen” braucht sie anscheinend – also kann irgendwas wohl nicht so ganz stimmen mit der “Aufarbeitung der Vergangenheit”, wie sie in Deutschland praktiziert worden ist?
Was man Lea Rosh vernünftiger Weise vorwerfen kann, ist nicht etwa, dass sie die sich ihr bietende Gelegenheit beim Schopf gepackt hat. Dazu gehörte, außer einem etwas sportlichen Umgang mit der Wahrheit, nicht sehr viel. Was man Frau Rosh vielmehr zum Vorwurf machen muss, ist der Umstand, dass sie die Konfrontation mit der Shoah moralisch und ästhetisch so billig gemacht hat, wie dieses Denkmal in Berlin, das zurecht als die Quintessenz ihres Lebenswerks gelten wird: Ein Ort, der die Kontinuitäten dekontextualisiert und Geschichte zu einem Nirvana aus Bauklötzen derealisiert. Und das zu einem Anlass, zu dem es darum gegangen wäre, historische Zusammenhänge aufzuzeigen – nicht zuletzt in deutlicher Parteinahme gegen deutsche Kontinuitäten und für den jüdischen Staat, und beides verstanden als wesentliche Strategie gegen den Vernichtungsantisemitismus.
Aber so ist das eben, wenn es in Deutschland nicht nur “politisch”, sondern gedenkpolitisch wird – die Erwähnung des Staates Israel stört da den geregelten Gang der Ereignisse, weil sie zudem “politisch” polarisiert, ach so; ein Trip zu den “Spuren jüdischen Lebens” aber wird selbstzweckhaft, wenn er die Einsicht verhindern möchte, dass es auch heute noch Bedrohungen jüdischen Lebens gibt, die eine Parteinahme erforderlich machen müssen.
Hat im Ernst niemand gewusst, dass der Antisemitismus auch ohne Judentum auskommen würde? Oder sich dieser ebenso individuelle wie typische Wahn die ihm adäquaten Objekte vielmehr im schnödesten Eingennutz nach Maß der “politischen” Umstände so erzeugen kann, wie er sie braucht oder gerne hätte? Und dann und wann in Ermangelung “echter” Juden mit ein paar falschen “Salafisten” vorlieb nimmt? Rhetorische Frage, ich weiß.
Im sozialen Zusammenhang hat Frau Rosh ihre Aufgabe erfüllt: den Wiedergutgewordenen, den Fans von Ruprecht Polenz' “kritischem Dialog” bis Günter Grass' “Gedichten”, das Lineal zu halten, auf dem sie ihre Schlussstriche unter die deutsche Geschichte ziehen – Denkmal fertig, Vergangenheit “bewältigt” und abgehakt, bingo! Dafür hat Rau Rosh ihr Bundesverdienstkreuz bekommen; es sei ihr gegönnt, denn Deutschland und seine Lea haben einander wie Arsch und Eimer verdient.
“Aug' um Aug'” - und Backenzahn um Backenzahn
Lea Rosh, Schutzpatronin des Kostümjudentums und der Wiedergutgewordenen deutscher Nation, schnurrt zusammen in der Episode mit dem Backenzahn. Sie ist etwas unappetitlich, aber sie muss an dieser Stelle sein.
Pünktlich zur Eröffnung “ihres” Denkmals in Berlin hatte Frau Rosh noch irgendetwas ausgebuddelt, das auf sie wie ein jüdischer Backenzahn gewirkt haben muss, den sie angeblich in Belzec stiebitzt oder mitgehen lassen hat; logisch, dass es ein jüdischer Backenzahn war, denn KZ-Aufseher konnten nun mal keine Backenzähne haben oder verlieren, das ist ja bekannt. Diese von ihr erbeutete “Reliquie” wollte Frau Rosh an zentraler Stelle unter “ihrem” Mahnmal in Berlin beigesetzt sehen (Hannover kam hierfür zu keinem Zeitpunkt mehr in Betracht).
Frau Rosh brachte diesen Backenzahn, in dem sich das Dilemma ihres fetischisierten Bewusstseins wie in nichts Anderem manifestiert, erst nach Belzec zurück, nachdem Paul Spiegel gedroht hatte, entweder auf der Stelle in Ohnmacht zu fallen oder den wilden Mann zu markieren, was von beidem eher geschah. In keinem von beiden Fällen hätte er dann aber in seiner Funktion als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland für Frau Rosh an ihrem großen Tag, der Einweihung “ihres” Denkmals in Berlin, zur Verfügung stehen können, und so kam ein Kompromiss mit “La Rosh” diesmal in einer rekordverdächtig schnellen, ganz und gar einmaligen Geschwindigkeit zustande, nämlich sofort.
Fazit
Alles in allem als Lebenswerk nicht schlecht für eine Person, die 1954 aus der evangelisch-lutherischen Landeskirche ausgetreten war und sich aktuell als Atheistin bezeichnet. Angesichts eines verlorenen Zweiten Weltkriegs, der mit einem Wirtschaftswunder belohnt worden ist, kann ich es verstehen, wenn man vom Glauben abgefallen ist; jeweils eins von beidem wäre schon eine harte Probe gewesen, nicht wahr, aber beides zusammen ist dann wohl doch ein bisschen zuviel. Zynisch und sarkastisch von mir, ich weiß.
Der Mensch ist das Produkt sozialer Umstände, und wäre es nicht sehr dumm, davon keinen Gebrauch zu machen; zumal, wenn die sozialen Umstände so gnädig mit einem sind, wie mit Lea Rosh? Warum nicht mal vom Extremismus der Mitte profitieren, nur ein einziges Mal? Kann sein, dass man damit für ein ganzes Leben auskommen muss! Warum also nicht die Gelegenheit am Schopfe packen, wenn die Möglichkeit dazu einem derartig günstig, um nicht zu sagen: moralisch so billig, vor die Füße gelegt worden ist, und eine Karriere als “Kronzeugin” nach “gedenkpolitischem” und/oder “israelkritischem” Maß machen, in Germany?
Es klingt fast wie ein Schildbürgerstreich, den das deutsche Bürgertum sich an diesem seinem blinden Fleck der Selbstwahrnehmung immer wieder spielt, wie ein Stoff für eine Komödie von Gogol, wenn diese ganzen leidigen Affären nicht so einen einmalig ernsten Hintergrund hätten, und es immer noch Überlebende gibt, die sich von derartigen Selbstinszenierungsversuchen nur peinlich berührt abwenden können.
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Autor: haolam.de
Bild Quelle:
Montag, 23 Juli 2012