Deutsche Presse: Proteste gut - Film böse

Deutsche Presse:

Proteste gut - Film böse


Proteste gut - Film böse

In einer absolut vorhersehbaren medialen Volte auf die Ermordung von US-Botschafter Stevens hat die deutsche Journaille inzwischen den Schuldigen identifiziert. Und: Es ist nicht der Bossanova, sondern ein “Film” namens “Die Unschuld der Muslime”, der die Massen in Benghazi, Kairo und Yemen wie Drohnen angeleitet hat. Ein “Film”, der einer Person namens “Sam Bacile” zugeschrieben wird, die im übrigen anscheinend gar nicht existiert (dazu später mehr).

“Die Unschuld der Muslime” ist es, nach landläufiger Meinung, was die islamistisch motivierten Massen in Aufruhr versetzt hat, und nicht etwa die jahrzehntelange radikal-islamistische Indoktrination, in der ein Tropfen das Fass nun mal wieder zum Überlaufen bringt, wie seit den dänischen Karikaturen nicht mehr.

Dieser sogenannte Film ist selbstverständlich auch weiterhin auf Youtube zu sehen, und angesichts des gesammelten Unsinns, der dort im Laufe des letzten Jahrzehnts hochgeladen wurde, wird der kaum zu ertragende Unsinn namens “Die Unschuld der Muslime” noch nicht einmal der hirnrissigste Unsinn sein.

Denn selbstverständlich haben auch die Anhänger anderer Glaubensrichtungen den einen oder anderen Witz auf ihre Kosten zu ertragen gehabt. Und wenn es um Humor geht, so fallen seine Produkte in zwei große Gruppen: dumme Scherze und intelligente Witze – der Rest ist Schweigen, zumindest diesseits der Zivilisation.

Was gehen Sie auch mit so einem kurzen Rock in den Wald!

Wer in dem Machwerk des “Sam Bacile” allerdings eine “Billigversion von Monthy Pythons `Life of Brian`” erkennen möchte, wie ein gewisser Jonas Nonnenmann in der Frankfurter Rundschau (FR), zeigt damit, dass er nicht nur wenig von Film, sondern noch weniger vom Islam versteht.

Immerhin zeichnet dieser sogenannte Film, der auf Youtube mit Stand von heute bereits über eine Million Klicks registriert hat, sich nicht durch seine “Billigkeit” (kostengünstig waren die Monthy-Pythons-Filme nämlich auch), sondern durch seine freiwillig-unfreiwillige, abgrundtiefe Blödheit aus.

Darin besteht der wesentliche Unterschied zwischen “The Life of Brian” und dem selbstbeschämenden Versuch von “Sam Bacile”, ein denunziatorisches Meisterwerk zu produzieren. Aber das fällt einem offenbar nicht auf, wenn man den Kopf so voller Sauerkraut hat, wie Jonas Nonnenmann.

Als ob es damit nicht genug wäre, fährt Herr Nonnenmann in der für die deutsche Presse allgemein verbindlichen Richtung fort: Der Film wäre “Sprengstoff”. Nun, wenn er das dumme Zeug, das da auf Youtube hinterlegt ist, mal bloß nicht zu wichtig nimmt.

Und wer bereits vor dem 11. Spetember 2012 darüber nachgedacht hat, wird vielleicht der Ansicht sein, dass der “Sprengstoff” schon lange dort herumgelegen hat, wo es jetzt kracht, wo also Botschafter Stevens und sein Stab vom Lynchmob, oder dessen Agenten, ermordet wurde.

(Apropos: Welches Regime war zuletzt so erpicht darauf, Botschafter zu ermorden, etwa den saudi-arabischen Botschafter in den USA? Kleiner Tipp: Fängt mit “I” an und hört mit “ran” auf).

Foggy Bottom rudert zurück (zu spät!)

Was nun die Quintessenz der Täter-Opfer-Umkehr bedeutet, macht der amerikanischen Gesandtschaft in Kairo allerdings so leicht keiner was nach. Ging diese Foggy-Bottom-Filiale doch tatsächlich nach den Ausschreitungen in Kairo und Bengazhi mit folgendem Communiqué on-line, das an die Diktion historischer Urteilsbegründungen in stalinistischen Schauprozessen erinnert und wie durch Zauberhand am nächsten Tag aus dem Internet verschwunden war:

Die Botschaft der Vereinigten Staaten in Kairo verurteilt die fortwährenden Bemühungen fehlgeleiteter Individuen, die das religiöse Empfinden der Moslems verletzen. (…) Wir weisen die Handlungen derjenigen, die das universelle Recht auf freie Meinungsäußerung missbrauchen, um den religiösen Glauben (sic) anderer zu verletzen, entschieden zurück.”We firmly reject the actions by those who abuse the universal right of free speech to hurt the religious beliefs of others. (…) The Embassy of the United States in Cairo condemns the continuing efforts by misguided individuals to hurt the religious feelings of Muslims.”
(http://pjmedia.com/tatler/2012/09/11/the-second-911-today-will-go-down-in-infamy-as-the-day-our-government-became-our-enemy/?singlepage=true)

Ganz nebenbei stellt sich da zunächst mal die Frage, wie und wodurch sich der “religiöse Glaube” vom “nicht-religiösen Glauben”, also vom säkularen und “politischen” Glauben unterscheiden soll, aber das ist wohl eine Frage, die man Hillary Clinton und “The Won” stellen muss.

Ob der in maßgeblichen Teilen des Westens genährte “säkulare” Glaube, wonach die panarabischen Unruhen und der Frühling des “politischen” Islam (a.k.a. Pan-Islamismus) das Beste seit geschnittenem Brot wäre, jetzt in die Krise geraten könnte? Sicherlich nicht in Europe, und im Amerika von Hillary schon lange nicht.

Daniel Bax und wie er die Welt sah (die Geschichte eines Missverständnisses)

Und auch nicht in der taz, der Leib-und-Magen-Speise des neudeutschen Alternativspießertums und seiner “Gegenöffentlichkeit”, zu der man gelegentlich auch Parallelwelt sagen könnte. Dort “weiß” Daniel Bax:

Gezündelt wird aber nicht nur in Nordafrika, sondern auch in den USA, wo die Lunte für diese Explosion der Gewalt gelegt wurde. (...) man muss davon ausgehen, dass die Macher des Anti-Islam-Films diese Reaktion einkalkuliert und billigend in Kauf genommen haben.”

Offensichtlich hat Herr Bax eine Verschwörung aufgedeckt: “Filme”-Macher “Sam Bacile” hatte es nämlich auf das Leben von Botschafter Stevens abgesehen, und weil er wusste, dass man dafür ins Gefängnis kommt, hat er sich lokaler Erfüllungsgehilfen in Benghazi bedient, hinterlistiger Luntenleger, der im Parallekosmos des Herrn Bax eben ist.

Und die armen, aber guten “Wilden” haben “Sam Bacile” dann auch prompt den Gefallen getan, denn dass sie genau das tun und wie auf Knopfdruck funktionieren, ist bei dieser Art von wahnhafter, und eben deshalb effizienter, anti-imperialistischer Journaille des Herrn Bax immer schon stillschweigend vorausgesetzt: Dass die Umstände regieren – selbstverständlich nur, zumindest aber vor allem, bei den Anderen (schönen Gruß an Judith Butler!).

Bax hätte es besser wissen können, denn wenigstens Geschmack bei der Auswahl seiner Kopiervorlagen bewies “Der Spiegel”.Für das “deutsche Nachrichtenmagazin” hat Christoph Sydow das Geschehen in einem einigermaßen zutreffenden Panorama arrangiert.

Was nicht verwunderlch ist, zumal sein Text über weite Strecken eine wortgetreue Übersetzung, Adaption und freie Nachdichtung zwei wesentlicher Primär- und Sekundärquellen zu sein scheint, nämlich der Augenzeugenberichte auf Daily Breeze und Times of Israel; es ist ja nicht so, als würde man an der Ericus-Spitze nichts dazulernen können.

Das “Wissen” der “Karin Leukfeld” (bzw. der Person, die sich mit Karin Leukefeld verwechselt)

Für die “Junge Welt” war mit Stand von Mittwoch in der arabischen Welt nichts Besonderes geschehen; vermutlich lagen die “Nahostexperten” dieses Zentralorgans des wahnhaften Anittimperialismus bereits im Winterschlaf.

Heute hingegen ist das ehmalige Zentralorgan der FDJ aufgewacht und es fantabuliert Karin Leukfeld von einer “gezielten Provokation” und macht ihr Verdikt an einem angeblichen AP-Interview mit “Sam Bacile” fest.

Blöd ist nur, dass eine Person diesen Namens vermutlich gar nicht existiert; die Jakarta Post zumindest beschreibt recht ausführlich die gescheiterten Versuche, den angeblichen “Filme”-Machers am Telefon zu kontaktieren (http://www.thejakartapost.com/news/2012/09/13/california-man-confirms-role-anti-islam-film.html).

Frau Leukefeld aber “weiß”: “Der Film sollte provozieren.” Damit sind auch in diesem Fall für sie und ihre Leser die Fronten wieder klar: Hier die Islamisten in ihrer Funktion als Rotkäppchen des “politischen” Antiimperialismus, und dort der Böse Wolf, der “gezielt provoziert.” Gähn!

Was im übrigen ganz okay ist, solange das die sogenannten Richtigen tun, die “Linken”. Die können selbstverständlich provozieren, so viel sie wollen, ob nun gezielt oder ungezielt, mit Gewalt oder ohne. Die dürfen das, denn die sind ja die “Guten”; die einzigen, die wissen, was sie tun (wenn auch nicht immer, warum).

Die Erde hingegen ist eine Scheibe, die auf dem Rücken von Schildkröten ruht...

Sam Bacile” ist nicht zu fassen (weil er nicht existiert?)

Aber Frau Leukefeld “weiß” sogar noch mehr: Sie “weiß” auch in der “jungen Welt” nach wie vor “von mehr als 100 jüdischen Spendern” zu berichten, die sich als ebensolche Lüge herausstellen werden, wie die angebliche israelische Staatsbürgerschaft von “Sam Bacile”, zu der das Innenministerium in Jerusalem bereits alles Wesentliche gesagt hat (njet, lo, nada!).

Wie sollte es auch anders sein, denn eine Person dieses Namens existiert anscheinend nicht, und wenn doch, dann als Alias von Nakoula Basseley Nakoula, einem koptischen Christen, der nach Ansicht diverser US-Bundesbehörden auch auf die Namen Nicola Bacily, Erwin Salameh “and others” hören könnte.

Oder auch nicht. Denn wie es einer der an der Herstellung von “Die Unschuld der Muslime” Beteiligten selbst behauptet: “Keiner ist etwas anderes als Staatsbürger der Vereinigten Staaten. (…) Sie sind aus Syrien, Türkei, Pakistan, und ein paar sind aus Ägypten. Einige sind Kopten, aber die Mehrheit von ihnen sind Evangelikale.”
(
http://www.thejakartapost.com/news/2012/09/13/california-man-confirms-role-anti-islam-film.html)

Evangelikale”, das sei dieser offensichtlich nicht nur religions- sondern auch rechercheunkundigen “Journalistin” der “jungen Welt” auf den Merkzettel geschrieben, sind in der Regel aller Fälle keine Juden.

Wie es scheint, kann Frau Leukefeld keiner Lüge hinterherschreiben, ohne sie zu glauben, und qualifiziert sich damit hinlänglich für das Publikum einer “linken” Wochenzeitung aus Berlin, die freiwillig-unfreiwillig jenen Schmonzes von den “hundert jüdischen Spendern” nachplappert, der ja auch schon im Vorwort der “Protokolle der Ältesten von Zion” gestanden haben soll.

Aber in diesen Kreisen glaubt ja auch an Karl Marx... und an den Weihnachtsmann?

Fakten, Fakten, Fakten. Lügen, Lügen, Lügen?

Die oben zitierte Behauptung stammt von Steve Klein, einem ehemaligen US-Marine und langjährigem Kämpfer für Religionsrechte, der in einer kalifornischen Kirche paramilitäre Milizen ausgebildet haben soll.

Er gilt als Gründer der “Courageous Christians United” (Vereinigung Mutiger Christen”), die vor Abtreibungskliniken, Mormonentempeln und Moscheen demostrieren, schreibt die Jakarta Post (er wird also, ganz nebenbei gesagt, nicht zwangsläufig ein Fan von Mitch Romney sein).

Nun ja, Information, Desinformation, wo ist da der Unterschied in einem Nachrichtenlabyrinth, das sich unversehens als ein Zerrspiegel der eigenen “Weltanschauung” erweisen kann, liebe staatliche und halbstaatliche Medien?!

Also lässt die deutsche Journaille besser die Finger von irritierenden Fakten, die von ungefähr auch ein bißchen an eine Neuauflage des Iran-Contra-Deals eines Oliver North erinnern, solange die grobe Richtung stimmt:

Was muss der Westen aber auch immer “Empfindungen” verletzen, am besten wie schaffen das Ganze ab, nicht wahr, liebe uffjeklärte deutsche Presse, die dem unheilbar "gesunden" Menschenverstand hinterherschreibt? Ob die Anschläge in Bengazhi und Kairo nun von Mitch Romney inszeniert wurden, um Obama den Sieg zu Kosten, darüber schweigt die “linke” Journaille sich derzeit noch aus.

Das Schweigen der Vernunft

Bei der djungle world hat man sich auch zwei Tage nach de Ermordung von Botschafter Stevens anscheinend noch keine abschließende Meinung über das Geschehen in Bengazhi und Kairo gebildet; bei einschlägigen Suchbegriffen gähnt einen auf der Website dieser “anderen” linken Wochenzeitung nur die modisch gestaltete Leere an.

Naja, man hat bei der Nachfolgeorganisation der "jungen Welt" eben auch noch grade genug damit zu tun, sich zu überlegen, warum es nichts mit Antisemtismus zu tun hat, wenn man den Juden die Beschneidung verbietet, sondern eher schon mit “Israel-Kritik”.

 

Gerrit Liskow

 

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Donnerstag, 13 September 2012

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