Diskussionsbeitrag: Europa - von der Krise zum Kollaps?

Diskussionsbeitrag:

Europa - von der Krise zum Kollaps?


Das Skandalöse an Muttis neuem Deutschland besteht nicht zuletzt darin, wie vom Staatsfunk und der halbamtlichen Presse über unvereinbare Widersprüche hinweggeschwiegen wird: über den Konflikt zwischen dem, was man als offizielle Politik präsentiert und dem, was hinter den Kulissen in Brüssel und Berlin tatsächlich geschieht.

Europa - von der Krise zum Kollaps?

von Ramiro Fulano


Europa erlebt derzeit eine Phase krisenhafter, epochaler Umwälzungen: Die griechische Staatsschuldenkrise ist weiter ungelöst, der türkische EU-Beitritt wirft hinsichtlich der zukünftigen Macht- und Mehrheitsverhältnisse in der EU schwerwiegende Fragen auf und bereits die Aussicht auf einen Austritt der Briten aus der EU („Brexit“) legt in Brüssel, Berlin und deren Dependance in Whitehall alle Nerven blank. Von „Die schlimmste Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg!“, „climate change“ usw. mal ganz abgesehen. Aber gäbe es keine Krisen, wäre das politische Establishment in kürzester Zeit arbeitslos – honi soit qui mal y pense… 


Der EU-Imperialismus ist zuletzt in der Ukraine recht kläglich gescheitert. Selbstverständlich auf Kosten Dritter, liebe nationale und internationale Sozialisten. Denn das ist ja das Sozialgerechte an der linken Politik: Dass alle an der Verteilung des politisch instrumentalisierten Elend beteiligt werden. Auf dass der Staat qua Steuereinnahmen jene gesellschaftlichen Zustände vermittelt, unter denen der Sozialismus dann endlich funktioniert – hurra! Da nunmehr über die Hälfte der Bevölkerung entweder beim Staat beschäftigt ist oder von seinen Sozialleistungen lebt, hat derlei Politik sogar in demokratischen Wahlen Erfolg.


Wer noch nicht weiß, wie entwickelter Sozialismus endet, kann einen Blick nach Nord-Korea werfen. Oder nach Kuba. Oder nach Venezuela. Dort fressen die Menschen nun den Tieren die Tabletten weg, weil es nach zwanzig Jahren „Socialismo XXI“ nicht mehr genug Antibiotika gibt. Pech, wenn Sie da krank werden, liebe Leserinnen und Leser – aber Sie tun es aus den „richtigen“ Gründen und für den „guten“ Zweck! Das sage nicht ich, sondern das sagt jene selbsternannte links-alternative Elite, die sich (vor allem aber ihre Opfer) nach wie vor fürs sozialromantisch verklärte Elend begeistert. „Arm, aber glücklich“ und wo weiter.


Versuchen Sie mal, Sozialdemokraten oder Grünen zu erklären, dass Vater Staat ihnen nichts geben kann, was er ihnen nicht vorher weggenommen hat – sie könnten genauso gut mit einer Wand reden! Die Linke kann sich Freiheit nur in der Form einer ideologischen Totgeburt denken: als Freiheit von etwas – nicht als Freiheit zu etwas. Letztere basiert auf einem Verzicht auf staatliche Repression und Regulation und passt einem natürlich schlecht ins Konzept, wenn man sich auf Kosten Dritter in Amt und Würden bumsen will, weil man denkt, man hätte die Weisheit mit dem Löffel gefressen und die Schale zum Dessert, nicht wahr, liebe uffjeklärte Milieus?

 
Aber man muss gar nicht allzu weit schweifen, um sich vom Scheitern des Sozialismus zu überzeugen. In der Pleitezone der EU sind die Arbeitslosenzahlen weiterhin astronomisch, während in ihren sporadischen Wachstumszonen dringend benötigte „Facharbeiter und Experten“ importiert werden – aus den Bürgerkriegsgebieten den Mittleren und Nahen Ostens. Und das, versichert uns die Einheitsfront aus Medien und Politik, geschieht zu unserer Sicherheit! Denn: Scheitert der Terror, dann scheitert „Europa“. 


Angesichts dieser Zustände liegt der Schluss nahe, dass eine neue Ära angebrochen ist. Nachdem nationalstaatlich verfasste Demokratien alter Tage wenigstens noch mehr oder weniger überzeugend den Anspruch erheben konnten, eine Regierung der Bevölkerung für die Bevölkerung und durch die Bevölkerung zu sein, ist inzwischen ganz offensichtlich, dass sowohl die EU als auch ihre Erfüllungsgehilfen in den Mitgliedstaaten nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine Beamtendiktatur im Auftrag einer unheiligen Allianz aus Wirtschaft und Politik sein möchten.  
Aber ein so altmodisches Konzept wie politische Selbstbestimmung im Rahmen bürgerlicher Freiheitsrecht muss natürlich gegenüber den Vorteilen des gemeinsamen Marktes verblassen: Endlich kein Geld mehr umtauschen, wenn man einmal im Jahr auf die Kanarischen Inseln fährt. Nicht wahr, liebe Europathen?


Vor diesem Hintergrund mutet es nicht verwunderlich an, mit welcher Verschwiegenheit das spektakuläre Scheitern des missglückten Freilandversuchs namens EU von den Medien behandelt wird. Im hermetisch gegen den Rest der Welt abgeriegelten „weltweit größten Binnenmarkt“ ist das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Rest der Welt prekär: 1,6% in der EU, 4,2% in Nordamerika, 6,7% in Ostasien. Wenn man gerne „arm, aber glücklich“ ist, müsste man jetzt sehr glücklich sein, liebes politisches Establishment! Aber leider sehen die Spezialisten von Sparfuchs Schäuble bis hin zur Alleskönnerin Ursel aus dem Ei genauso verknittert und verbittert aus wie immer. Sind ökonomischer und sozialer Erfolg vielleicht doch jene zwei Seiten derselben Medaille, von denen die eine nur um den Preis der anderen zu haben ist?


Natürlich haben die aktuellen gesellschaftlichen Zustände nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner produziert. Die Verlierer sind bemerkenswerterweise Personen, die sich nicht für Verlierer halten. Linke Politik –hohe Steuern, viel Staat und gesellschaftliche Umverteilung des angeblichen „Reichtums“ – ist ein Luxus, den sich nur sehr wenige leisten können. Der Erfolg dieser „Politik“ (vulgo: dieses Wahns) ist dem Umstand geschuldet, dass die Linke den vermeintlichen gesellschaftlichen Reichtum nicht als das relative Elend erkennt, das er tatsächlich darstellt und den leutseligen Beteuerungen „ihrer“ Anführer glaubt. Sie bestätigt damit ein altes Sprichwort: Niemand betrügt Dich so gut, wie Du selbst. Endstation der progressiven Politik: das Selbstmordkollektiv. 


Die Gewinner residieren in den derzeit angesagten Szenevierteln und genießen ihre Bereicherung in Form bunter Multi-Kulti-Folklore auf politisch korrekten Völkerkundeausstellungen wie dem Notting Hill Carnival, dem Festival der Kulturen der Welt oder dieser verschwiemelten Altonale, die seit den frühen 70ern den ungewaschenen Unterbauch der Freien und Hansestadt Hamburg begeistert. Natürlich ist nichts gegen etwas kunstgewerblichen Tinnef und Tand einzuwenden, wenn er hübsch produziert ist und nicht allzu viel kostet. Aber die maßgebliche gesellschaftliche Leistung derartiger Veranstaltungen besteht doch wohl eher darin, ihre Besucher gegen jede Anfechtung durch die real-existierende Wirklichkeit zu immunisieren, die sich nicht auf ein beherztes „Piep, piep, piep, wir haben uns alle Lieb“ reduzieren lässt. 


Entweder bemerkt die Multi-Kulti-Industrie nichts vom Rassismus, den sie in ihren ostentativen Verweisen auf die gesellschaftlichen Vorbilder aus fernen Ländern produziert und reproduziert. Oder sie nutzt ihre scheinbare Ignoranz zumindest so geschickt aus, dass ihre Kundschaft nichts von diesem Rassismus merkt. Denn warum jemand nun ein besserer Mensch sein soll, bloß weil er/sie aus irgendeinem anderen Land kommt (solange es nicht Deutschland ist), sollte auch nach jahrelanger Indoktrination an einer linksalternativen Papageienschule Fragen aufwerfen. Wer als Tourist aus der Provinz durch die derzeit angesagten Szeneviertel stolpert, wird von den ach so toleranten Szenemenschen jedenfalls überraschend schnell darauf hingewiesen, wenn er der „falsche“ Fremde ist.


Ernsthafte und in der Sache berechtigte Kritik an der deutschen Einwanderungspolitik wird es natürlich selbst dann nicht geben, wenn sie auch weiterhin an geltenden Gesetzen vorbei „durchregiert“ wird. Oder wenn aus dem Kreis der „Facharbeiter und Experten“ noch mehr sexualisierte Gewaltdelikte gegen Frauen, Mädchen und schwule Männer verübt werden. Sondern erst dann, wenn sich auch bei den dümmsten Ökopathen herumgesprochen hat, dass die „Refugees“ ihren Müll nicht richtig trennen. Dann ist aber was los! Der arme Flüchtling, der es dann mit den germanisch-alternativen Tugendbütteln beiderlei Geschlechts aufnehmen muss, tut mir jetzt schon leid.


Die Gewinner linker Politik sitzen auch heute wieder da, wo politische Gewinner immer sitzen: an den Fleischtöpfen der Macht. Sie sitzen an den Schalthebeln der EU sowie in den Dienststuben ihrer staatlichen und pseudo-staatlichen Komplizen – weitgehend ohne, dass sie dort mit demokratischen Mitteln zu entfernen wären. Diese Beamtendiktatur erreicht mithilfe der sogenannten Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) längst Lebensbereiche, die sich der Staat allein mit seinen verfassungsmäßigen Organen (Schule, Polizei und Militär) niemals erobert hätte. So wird linientreue Gesellschaft in ihrer Fläche und Breite gestaltet. Das Produkt nennt sich ganz orwellianisch korrekt und nicht ohne ein Quäntchen Hohn „Zivilgesellschaft“. Fett schwimmt oben, besagt ein Sprichwort ebenso platt wie wahr. 


Es mutet also fragwürdig an, dass das Spektakel um die Flüchtlings-Schokolade von Ferrero und ein Böhmermann-Gedicht, das ich nicht mal auf die Rückseite einer Klotür schreiben würde (das vom Staatsfunk aber als geradezu nobelpreisverdächtiger Ausdruck des literarischen Genies von Muttis neuem Deutschland gefeiert wird), die derzeit alles bestimmenden Themen des Tages sein sollen. Aber es geht vermutlich nichts über eine gegen alle Anfechtungen der Wirklichkeit abgeriegelte Ersatz-Realität, wenn man von den bestimmenden Problemen einer Epoche zweckdienlich ablenken möchte.


PS: Sogar, wenn die Franzosen das machen, was sie am besten können – streiken und Tankstellen anzünden – wird das medial einzig und allein aus der Perspektive reflektiert, ob der linke Rent-a-Mob mit seinen Protesten gegen Monsieur Hollandes Arbeitsmarktpolitik die ordnungsgemäße Durchführung der Fußballeuropameisterschaft (sprich: einen deutschen Sieg beim ehemaligen „Erzfeind“) gefährdet. Wahrscheinlich nicht, liebe Fußballfans. Denn das mit dem Sozialismus hört auch in Frankreich spätestens dann auf, wenn niemand mehr mit dem Geld anderer Leute großzügig sein kann – ganz schlicht und ergreifend, weil keins mehr da ist. 

 

Foto: Fotilia


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Sonntag, 29 Mai 2016