Sind die IS-Frauen unschuldige Opfer?

Sind die IS-Frauen unschuldige Opfer?


Den ‚IS-Witwen’ wird zur Zeit viel Sympathie entgegengebracht.

Sind die IS-Frauen unschuldige Opfer?

von Seth J. Frantzman, The Jerusalem Post

 

‚Hunderte IS-Witwen sitzen angesichts des Zusammenbruchs des Kalifats in Syrien fest’, behauptet eine Überschrift der Sunday Times. In dem Artikel wird berichtet, dass die jungen IS-Bräute Heimweh haben. Sie sind jetzt die Opfer. Da ist beispielsweise die Geschichte der deutschen Frau, die sich dem Islamischen Staat anschloss und nun behauptet, es sei ‚idiotisch’ gewesen, dies zu tun. Als Teenager lief sie von zu Hause weg und machte die romantisch-exotische Reise nach Syrien und in den Irak. Einem Artikel im Telegraph zufolge hat sie wenig Reue gezeigt. Die deutsche Teenagerin habe sich in einen Tschetschenen verliebt, den sie online kennengelernt hatte. Angeblich kannte sie nicht einmal seinen Nachnamen und trat dennoch die lange Reise nach Syrien und in den Irak mit ihm an. Er war nur ‚Mohammed’ und seine Nachname war ‚irgendwie tschetschenisch’. Das Leben im Kalifat bestand für sie angeblich aus Putzen, dem Umherziehen zwischen Raqqa und Mosul und der Betreuung von Kindern anderer IS-Frauen.

 

Die tausenden jesidischen Sklavinnen, die im August 2014 verschleppt wurden, haben anderes über die IS-Frauen zu erzählen. Eine berichtete einem Reporter von Alternet, manche der Frauen der Dschihadisten seien ‚schlimmer’ als die Männer gewesen. Eine Jesidin namens Seeham berichtete, die IS-Frauen hätten sie angeschrien und beleidigt. Eine der Frauen zwang sie, ihren Körper zu rasieren, und ‚brachte sexy Kleidung, die ich für ihren Mann tragen musste, und half ihm dann dabei, mich zu vergewaltigen, indem sie mich ans Bett fesselte’. (…)

 

So also verhielt es sich mit dem Islamischen Staat und seiner Armee aus Frauen und Männern. Ähnlich wie die ehemaligen Nazis, versuchen die verbliebenen Extremisten nun, sich als Opfer darzustellen. Dies gilt insbesondere für die Frauen, die nun behaupten, sie seien Opfer einer ‚Gehirnwäsche’ gewesen und säßen jetzt im Irak oder in Syrien in der Falle. Dies sind die Frauen, die sich 2014 dem Islamischen Staat auf dem Höhepunkt seiner Macht gar nicht schnell genug anschließen konnten. Sie hielten das Vierte Reich, das der Islamische Staat in Syrien und dem Irak unter seiner schwarzen Flagge errichtete, für einen romantischen und glorreichen Staat. Sie genossen und beteiligten sich an den Misshandlungen der einheimischen Bewohner des Irak und Syriens und lebten koloniale Kontroll- und Machtfantasien aus.

 

Aus den Dutzenden von Zeugenaussagen von Opfern und Angehörigen des Islamischen Staats und Zivilisten aus Raqqa und Mosul ist die Rolle der IS-Frauen deutlich zu ersehen. Sie waren keine unschuldigen Opfer irgendeiner Gehirnwäsche. Sie schlossen sich ihren Männern, die oftmals ebenfalls ausländische Kämpfer waren, bei der Beschlagnahmung des Eigentums der einheimischen Bevölkerung an, halfen bei deren Vertreibung und bei der Misshandlung der von ihren Männern erworbenen ‚Sklaven’. Berichten zufolge spornten IS-Frauen ihre Männer beim Kauf und Verkauf von Frauen in Onlineforen wie Telegram an. So zu tun, als hätten die ‚IS-Witwen’  keine Rolle gespielt und seien unschuldige Opfer, reproduziert die chauvinistische Weltanschauung des Islamischen Staats und behandelt die Frauen so, als seien sie im Gegensatz zu den Männern nicht zu eigenständigen Entscheidungen fähig.

 

 

Übersetzt von MENA Watch


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Dienstag, 26 Dezember 2017