Morbus Meghan: Lights! Camera! Action!

Morbus Meghan: Lights! Camera! Action!


Nach ihrem sensationellen Enthüllungs-Interview bei Hollywood-Quasselstrippe Oprah Winfrey ist Meghan Markle noch berühmter - fragt sich nur, wofür.

Morbus Meghan: Lights! Camera! Action!

Von Ramiro Fulano

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen, meine Damen und Herren: Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Covid-Pandemie. Weltweit sterben Tag für Tag Menschen zu zehntausenden an oder in Folge von Covid-19. Volkswirtschaften stehen still, ehemals prosperierende Wirtschaftszweige verwittern. Eine ungeahnte Pleitewelle steht uns erst noch bevor und es wird Jahrzehnte dauern, den Schaden zu beheben (und vor allem zu bezahlen), den das Wuhan-Virus der KP Chinas angerichtet hat - aber Mr und Mrs Meghan Markle aus Hollywood wollen uns weismachen, dass sie die „Opfer“ sind, die momentan am dringendsten unser Mitleid verdienen.

Das alles wäre weit weniger lachhaft, wenn es für unsere Zeit nicht so typisch wäre. Hier saßen zwei unermesslich reiche Menschen vor den Augen der Weltöffentlichkeit, an einer der schönsten (vor allem aber teuersten) Ecken von Kalifornien und wollten uns vormachen, es ginge ihnen nicht anders als Otto und Erna Normalverbraucher. Die Markles haben mehr Geld als so gut wie jeder Normalsterbliche jemals verdienen oder ausgeben könnte (naja, letzteres vielleicht schon), verfügen über ein Personal-Heer, das ihnen jeden Wunsch von den Lippen abliest, und im Fall von chronischem oder akutem Weltschmerz müssen sie sich nicht an den Kummerkasten beim lokalen Käseblatt oder die Telefonseelsorge wenden. Sondern für ihr Selbstmitleid steht ihnen die Weltmeisterin im Tränendüsen-Drücken, Oprah Winfrey, persönlich zur Verfügung - zum Stückpreis von schlappen 9 Millionen US-Dollar pro Interview-Session. So viel hat die Winfrey-Firma nämlich für die royale Soap-Oprah eingestrichen, die am letzten Sonntag bei CBS und einen Tag später bei ITV gesendet wurde.

Wir wissen, was danach geschah. Meghan hatte einen veritablen sucker punch gelandet. Einen Tiefschlag in die Weichteile - unter die Gürtellinie. Genau dahin, wo es ihrem Willen nach gehen sollte. Nein, das waren keine Queensbury-Regeln, nach denen hier geboxt wurde. Aber das war offenbar exakt das Niveau einer nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Selbstdarstellerin irgendwie etwas fragwürdigen Existenz. Und damit zur Sache selbst.

Wie wir alle wissen, brachte Meghan Markle im Rahmen ihrer zweistündigen Selbstinszenierung als „Opfer“ royaler Intrigen zwei Geschütze gegen die angeheiratete Familie in Stellung: den Rassismus- und den Mobbing-Verdacht.

Der Rassismus-Verdacht bezieht sich auf eine Äußerung, die wir nur vom Hörensagen kennen und für die uns Mr und Mrs Meghan Markle den Namen des angeblichen „Täters“ vorenthalten: Wir wissen nicht, wer danach gefragt haben soll, welche Hautfarbe ihr Baby haben wird. Rassismus ist eine sehr ernste Angelegenheit und man muss schon wissen, wer so eine Äußerung gemacht haben soll, wenn man etwas dagegen unternehmen will. Ohne den Namen eines (oder einer) Verdächtigen zu nennen, setzt man jedoch auch Unschuldige dem Rassismus-Verdacht aus. Das macht man nur, wenn man es möchte.

Und genau das ist geschehen: Die ganze royale Familie steht nun mit Lehm beschmiert da. Aus Gründen, zu denen wir gleich kommen werden, ist das wahrscheinlich genau was Meghan wollte. Den Namen eines unterstellten Täters verschweigt man natürlich nicht etwa, um die betreffende Person zu schützen (wie sie selbst behauptet, um sich aufs moralisch hohe Ross zu schwingen). Sondern weil man an einer sozial gerechten Verteilung des geschleuderten Drecks interessiert ist.

Diese Art generalisierender Anschuldigung, dieser Hollywood-Antirassismus à la Oprah, wird den Rassismus nicht aus der Welt schaffen. Soll er auch nicht, sonst würde ja noch eine gutdotierte Branche arbeitslos. Um eine effektive Bekämpfung des Rassismus ging es den Teilnehmern des royalen Interviews also nicht - sondern um die Bekämpfung der britischen Royal Family, mit allen Mitteln. Dem Antirassismus tut man indes keinen Gefallen, wenn man ihn als Mittel zum Zweck in der rhetorischen Auseinandersetzung mit seinen vermeintlichen Gegnern missbraucht, um offene Rechnungen einzutreiben.

Womit wir beim zweiten Themenkomplex wären: Meghan, das Mobbing-Opfer. Hierzu ist zunächst anzumerken, dass sich das royale Dasein für Meghan Markle nach ihrem Umzug nach London vielleicht doch als etwas anstrengender und komplizierter erwies als es sich diese fantasiebegabte Nebendarstellerin zuvor in ihrem Kopf ausgepinselt hatte.

Wer nur einen Funken Vorstellungsvermögen besitzt, wird sich in etwa denken können, wieviel Arbeit eines über Jahrzehnte perfektionierten Apparats hinter jedem Auftritt eines Mitglieds der Royal Family steckt, egal ob HM The Queen nun einen Kindergarten einweiht oder ein Staats-Bankett in Windsor gibt: Die Show ist perfekt bis ins letzte Detail auf einem Niveau, das an Aufwand und Hingabe die meisten Hollywood-Produktionen übertrifft. Um hier mitzuspielen, muss man nicht zwingend in einer mittelprächtigen Netflix-Serie wie „Suits“ aufgetreten sein. Es genügen Fleiß, Einsatz, Kritikfähigkeit und Lernvermögen - doch um all das war es im Persönlichkeitsinventar von Meghan Markle anscheinend schlecht bestellt.

Angesichts etwas vergeigter Auftritte mit der Queen wird Meghan vermutlich das entsprechende Feed-back bekommen haben, was nächstes Mal besser laufen könnte. Das ist in jeder Firma ganz normal, vor allem, wenn man dort neu angefangen hat. Und natürlich auch bei den Windsors. Doch für Meghan muss es ein veritabler Shock gewesen sein, Dinge gesagt zu bekommen, die nicht zu ihrem Selbstbild passten - dafür aber umso mehr zum Fremdbild.

Sie hätte sich vielleicht niemals vorgestellt, dass zu royalen Auftritten etwas mehr gehört, als geistesabwesend zu lächeln und gedankenverloren in der Frisur rumzufummeln (zwei Dinge, die definitiv zu ihren Stärken zählen). Ein gesundes Ego steckt es nicht bloß weg, wenn es Kritik hagelt. Sondern es nimmt sie zum Anlass, es beim nächsten  Mal besser zu machen. Doch eine narzisstisch gestörte Persönlichkeit fühlt sich übergebührlich gekränkt, nimmt es der Welt übel und sinnt auf Rache. Ich weiß auch nicht, warum mir jetzt schon wieder Meghan Markle einfällt.

Auch nach ein paar Wochen konnte Meghan es sich selbst vielleicht nicht eingestehen, dass sie ihren neuen Job als Working Royal (und so sehen sich die Windsors nun mal) nicht wirklich beherrschte. Indes sind die Windsors eine Firma, die die Inszenierung von Royalty zu einem Grad perfektioniert hat, der Hollywood wie ein Home-Video aussehen lässt.

Meine Theorie ist schlicht: Konfrontiert mit der für sie persönlich wenig schmeichelhaften Wirklichkeit flüchtete Meghan sich in ihre Traum- und Scheinwelt und redete sich ein, es läge an allem (den Umständen, der Presse, den Untertanen) nur nicht an ihr selbst, dass sie in der bislang größten Rolle ihres Lebens, als Herzogin von Sussex, scheiterte. Eine ehrliche und ernsthafte Bestandsaufnahme hätte genügt - und vielleicht sogar funktioniert.

Doch hatte sie an „Funktionieren“ überhaupt ein Interesse? War die Existenz als „Opfer“ nicht viel bequemer - und vielleicht auch lukrativer? Die Antworten kann man sich denken.

Stattdessen flüchtete Meghan sich (zumindest rhetorisch) in mental health issues, eine angebliche (vorgebliche?) psychische Erkrankung, für die sie dringend Hilfe suchte. Hilfe, die ihr „vom Palast“ (auch hier: kein Name) angeblich verweigert wurde. Und aus Gründen des (Zitat) „Ansehens der Institution in der Öffentlichkeit“ hätte Meghan dann großherzig Abstand davon genommen, sich in jene Therapie zu begeben, die sie nach ihren eigenen Aussagen dringend nötig gehabt hätte.

Besonders glaubhaft ist das alles nicht. Im Nahhinein scheint es doch eher so, als wäre Mrs Markle das Ansehen der Royal Family ziemlich egal. Oder vielmehr: als wäre sie an einem möglichst schlechten Image ihrer angeheirateten Familie interessiert. Warum also nicht zum Psychiater gehen? Erstens kann ihr das niemand verbieten und zweitens kennt ihr Ehemann sich in der Branche aus, durch seine Schirmherrschaft für diverse gute Zwecke.

Und wie glaubhaft ist man überhaupt als selbsternanntes „Mobbing-Opfer“ einer 95-jährigen Dame und ihres 99-jährigen Gatten? Diese beiden reizenden älteren Herrschaften müssen ja über wahrhaft unmenschliche Kräfte verfügen, wenn sie unserer armen Meghan das Leben so sehr zur Hölle gemacht haben, wie sie behauptet. Aber muss man jemanden wie die Queen tatsächlich an ihre „Dienstpflichten“ erinnern - die sie seit über 70 Jahren selbstlos und vorbildlich ausführt - wenn man einen ganz ähnlichen Job schon nach drei Monaten hingeschmissen hat? Wenn man, wie H&M, in seinem Kündigungsschreiben dann auch noch davon schwafelt, service is universal, sollte man sich über Spott und Häme nicht wundern.

Das Wesen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung liegt darin, dass es für jedes biografische Scheitern und Versagen eine Erklärung findet, die den Betroffenen möglichst gut aussehen lässt. Es liegt nie an der Person selbst, sondern an den Umständen, den Kollegen, den Familienmitgliedern. Erstaunlich am Morbus Meghan ist bloß, mit welcher Leichtigkeit es professionellen Narzissten immer wieder gelingt, ihre Sicht der Dinge als die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu verkaufen. Und mit welcher Einfalt ihnen Teile der Öffentlichkeit auf den Leim gehen.


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Diliff, CC BY-SA 2.5 , via Wikimedia Commons


Samstag, 13 März 2021

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