Falscher Nawalny-Mitarbeiter spricht mit niederländischen PolitikernFalscher Nawalny-Mitarbeiter spricht mit niederländischen Politikern
Wie erst jetzt berichtet wurde, saßen die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses im niederländischen Parlament vorigen Mittwoch erwartungsvoll vor einem Bildschirm, denn Leonid Wolkow hatte sie um ein „vertrauliches Gespräch“ gebeten.
Wolkow gelte als rechte Hand des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, vertrete dessen Interessen vom litauischen Exil aus. Eine halbe Stunde habe die Videokonferenz gedauert. Doch jener Wolkow, mit dem die Abgeordneten verhandelten war gar nicht der richtige Wolkow.
Einige Abgeordnete beschlichen Zweifel, ob der Echtheit von Wolkow. Die Sozialdemokratin Kati Piri habe ihn noch mal schnell noch einmal gegoogelt, denn sie hatten zuvor schon Kontakt gehabt. „Das kann doch nicht wahr sein“, habe sie hinterher gesagt. Ihr linksliberaler Kollege Sjoerd Sjoerdsma habe seinen Eindruck so zusammengefasst: „Der bildliche Teil war sehr überzeugend, aber die Sprache entsprach nicht dem, was Nawalnys Mitarbeiter sagen würden.“ Die Abgeordneten hätten die Parlamentsverwaltung eingeschaltet. Irgendwann habe dann Wolkows Telefon geklingelt. Der niederländische Botschafter habe wissen wollen, ob er mit dem Auswärtigen Ausschuss konferiert hätte. Nein, hatte er nicht.
Es sei aber wohl auch kein Doppelgänger gewesen, sondern jemand habe mit einem Deepfake gearbeitet. So würden Bilder und Videos genannt, deren Inhalte mittels Künstlicher Intelligenz verfälscht seien. Gesichter und sogar Stimmen würden auf andere Körper übertragen. Die Abgeordneten hätten nicht den wirklichen Anrufer gesehen, sondern eine computeranimierte Variante – mit Wolkows Gesicht. Und sie seien nicht die Einzigen gewesen, denn der Deepfake-Wolkow sei in den vergangenen Wochen ziemlich aktiv gewesen. Er habe sich auch an Abgeordnete in den drei baltischen Staaten, in der Ukraine und im Vereinigten Königreich gewandt. Auch Amnesty International sei von einem falschen Wolkow kontaktiert worden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Archiv
Dienstag, 27 April 2021