4 Gast-Ralf Pöhling - 29.08.2022 - 16:45
@3pp Terror ist es dann, wenn es der Einschüchterung der Zivilbevölkerung dient, indem die Zivilbevölkerung absichtlich als Ziel ausgewählt wird. Krieg ist die militärische Auseinandersetzung zwischen Staaten und damit zwischen Staatsbediensteten bzw. deren Soldaten. Zumindest entspricht dies dem ursprünglichen "ritterlichen" Kodex und der Genfer Konvention. Im Ersten Weltkrieg ist dies z.B auch weitgehend noch so gehandhabt worden. Im Zweiten Weltkrieg nicht mehr, man denke an Holocaust und flächendeckender Bombenangriffe auf ganze Städte voller Zivilisten, weswegen hier im Nachgang von massiven Kriegsverbrechen die Rede war. Ist ein Attentat auf einen Staatsführer wie Hitler Terror? Nein, denn dabei wird ja nicht die Zivilbevölkerung angegriffen. Es sei denn, der Anschlag nimmt Opfer unter der Zivilbevölkerung billigend in Kauf. Da wäre Elser also eher Terrorist, weil er Hitler auf einer öffentlichen Veranstaltung wegsprengen wollte, als Stauffenberg, der Hitler in seinem militärischen Hauptquartier voller Soldaten ins Visier nahm. Den Vergleich zu Putin würde ich hier aber nicht ziehen wollen. Denn wenn man Putin andauernd in die Hitler-Ecke einordnet, dann ist George W. Bush jr auch Hitler. Oder Nixon, oder Reagan. Das passt einfach hinten und vorne nicht. Wenn man diese Tür aufmacht, legitimiert man im Endeffekt Attentate auf jeden erdenklichen Politiker. Also auch auf unsere amtierenden Politiker. Wo will man da die Grenze ziehen? Bei Hitler war die Sache klar, denn seine Äußerungen bzgl. Vernichtungskrieg gegen ganze Ethnien und Welteroberung waren ein ganz anderes Kaliber und waren wohl kaum als Verteidigung, sondern nur noch als rechtsbrecherischer Angriffskrieg gegen Zivilisten zu werten. Die Bezeichnung Nazi-Terror halte ich deshalb für sehr treffend.
Schauen wir aber mal auf die Rote Armee Fraktion, so muss man feststellen, dass durch die RAF zu Anfang zwar nicht die Zivilbevölkerung als Ziel ausgewählt worden ist, die RAF aber selbst gar keine offiziellen Kombattanten eines Staates waren. Inoffiziell waren sie das schon, denn sie hatten heimliche Unterstützung durch die DDR. Meiner Ansicht nach war die RAF so etwas wie eine Schattenarmee der DDR auf dem Gebiet der BRD. Insofern verschwimmt hier die Grenze zwischen Krieg und Terror. In Richtung Terror kippte es dann aber vollends, als die RAF mit der PLO zusammen agierte und die Zivilbevölkerung direkt ins Visier genommen worden war. In der islamischen Welt gibt es die Trennung zwischen Kombattanten und Zivilisten so ja nicht. Da kann jeder durch den Dschihad zum Kombattanten werden. Was sich dann auch in deren Kriegsführung bemerkbar macht, die mit unseren Regeln der Kriegsführung nicht in Einklang zu bringen ist. Stichwort: Asymmetrische Kriegsführung. Bei den Menschenrechten sehen wir das ja auch. Die islamische Welt hat ihre eigene Menschenrechtserklärung, wir die unsrige. Und beide unterscheiden sich massiv.