Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist [Video]Reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist [Video]
Mehrere Abgeordnete des Deutschen Bundestages nahmen am Donnerstag den Tagesordnungspunkt „Minderheitensprachen schützen“ zum Anlass, ihre fünfminütigen Reden in einer Sprache zu halten, die für die Mehrheit unverständlich war, z.B. auf Plattdeutsch oder Friesisch. Karnevaleske Szenen spielten sich ab. Eine dem Thema angemessene Ernsthaftigkeit wurde vermisst – es wurde zur Comedy-Show.
Von Meinrad Müller
Wird Deutsch zur Minderheitensprache?
Der Bundestagsabgeordnete Dr. Götz Frömming, AfD, selbst 20 Jahre lang Lehrer, auch an sogenannten Brennpunktschulen, wies darauf hin, dass der Lehrer nicht selten der Einzige in der Klasse sei, der Deutsch als Muttersprache erworben habe.
Die Vermittlung des Lernstoffes wird immer schwerer, wenn die Klasse aus Schülern besteht, die der deutschen Sprache nur eingeschränkt mächtig sind. Nach Erhebungen des Ländermonitors der Bertelsmann-Stiftung wird in immer mehr Familien in westdeutschen Großstädten zu Hause gar kein Deutsch mehr gesprochen. Ein Teil der Bildungsmisere liegt darin, doch die Politik zieht daraus keine Schlüsse. Noch nicht.
Minderheiten schützen, aber…
Zu den in Deutschland anerkannten Minderheitensprachen zählen Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Romanes sowie die Regionalsprache Niederdeutsch (Plattdeutsch). Diese werden in Deutschland seit 1999 durch eine Konvention geschützt und gefördert, nachdem 1998 die entsprechende Charta des Europarats unterzeichnet wurde. Und das ist gut so.
Nicht geschützt sind dagegen Dialekte wie Sächsisch, Bayerisch (mit sieben Untergruppen), Hessisch, Schwäbisch und viele weitere. Tatsächlich sind viele Dialekte so unterschiedlich wie es ansonsten nur Sprachen sind. Oft gelten Dialekte sogar als verpönt und in der Kommunikation des täglichen Lebens als unpassend. Die Folge ist, dass das Sprechen und Pflegen von Dialekten oft nur noch in ländlichen Gebieten, unter Bekannten oder bei Älteren zu Hause ist. Auch das freche „Berlinerisch“ hört der Autor, der seit zehn Jahren in Berlin lebt, nur noch höchst selten. In wenigen Jahrzehnten könnten viele deutsche Dialekte untergegangen sein.
Sprachen sterben wie die Fliegen
Auch das Elsässische, ein alemannischer Dialekt, nicht weit vom Schwäbischen entfernt, kann als Beispiel angeführt werden. Der Autor kennt diese Region um Straßburg aus eigener Anschauung und von seiner Verwandtschaft. Die Jüngeren unter 40 Jahren verstehen zwar noch teilweise ihre Großeltern, aber sie selbst sprechen kaum noch diese liebliche und zärtliche Sprache. Eine Förderung, wie sie in der Charta des Europarates vorgesehen ist, fand und findet in Frankreich bis heute nicht statt.
Sind Programmverantwortliche selbst keines Dialektes mächtig, werden, wie am BR zu sehen, andere Regionaldialekte wie das bayerische Schwäbisch, das Fränkische (mit drei Variationen), das Oberpfälzische und Niederbayerische regelrecht diskriminiert. Sie werden weitgehend ausgeblendet, als ob es diese acht Millionen Dialektsprecher nicht gäbe.
Sprache ist der Kitt der Gesellschaft
Im wahrsten Sinne des Wortes verstanden zu werden: Das tut gut. Die eigene Muttersprache und den heimatlichen Dialekt zu hören und selbst sprechen zu dürfen, schafft Gemeinschaft, Heimat und Zugehörigkeitsgefühl. Wir alle kennen das beklemmende Gefühl, wenn wir uns im Urlaub mit Händen und Füßen verständigen müssen. Treffen wir aber auf einen Landsmann, spüren wir instinktiv eine gewisse Verbundenheit und Nähe.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Freitag, 03 März 2023
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