Uranmunition an die Ukraine - Baerbock schweigt

Uranmunition an die Ukraine - Baerbock schweigt


Seit vorgestern will das Vereinigte Königreich nun auch offiziell panzerbrechende Granaten aus abgereichertem Uran an Kiew liefern. Was kann da schief gehen?

Uranmunition an die Ukraine - Baerbock schweigt

Von Ramiro Fulano

Doch zunächst zu etwas ganz anderem. Auf dem Höhepunkt der Reaktor-Havarie von Fukushima liefen bei der Hamburger Hafenbehörde die Telefone heiß, weil um ihre Strahlensicherheit besorgte Bürgerinnen und Bürger sich danach erkundigen wollten, wie viele Schiffe täglich aus Japan die Elbe hinaufführen und ob dadurch eine akute Kontaminationsgefahr bestünde.

Antwort: keine und nein. Der Hamburger Hafen ist international viel zu unbedeutend für den direkten Güterverkehr mit Japan. Insofern besteht auch kein radioaktives Restrisiko durch japanische Playstations, Autos oder Smartphones für die Menschen in den Hamburger Elbvororten.

Dieselbe soziale Gemeingelage versteht es, mit der Atom-Angst anderer Leute – und deren Recht auf ein unverstrahltes Leben – weit großzügiger umzugehen als mit den eigenen Nuklearphobien. Das zeigt sich zumindest angesichts der aktuellen Pläne des britischen Verteidigungsministeriums, das Selenskyj-Regime mit Uranmunition zu versorgen. Aber was hat es damit überhaupt auf sich?

Zunächst zum Hintergrund: Nach einem Jahr Krieg und vielen Milliarden Dollar und Euro hat sich die militärische Lage im Donbass nicht endgültig zugunsten der Nato und der Ukraine entwickelt. Im Gegenteil. Und das trotz einer dauernden Eskalation des eingesetzten Materials. Den entscheidenden Durchbruch – im wahrsten Sinne des Wortes – versprechen London und Kiew sich nun von Wucht- bzw. Impulsgeschossen mit einem Kern aus abgereichertem Uran.  

Uran, daran sei an dieser Stelle erinnert, ist knapp dreimal so dicht wie Stahl und fast doppelt so kompakt wie Blei – und damit auch ebenso viel schwerer pro Volumeneinheit. Ein Wuchtgeschoss mit Uran-Kern überträgt somit beim Einschlag auch ein Vielfaches der Impulsenergie auf sein Ziel – daher seine „panzerbrechende“ Wirkung.

Leider wird eine nicht unerhebliche Menge des abgereicherten Urans – das als Abfallprodukt der Uran-Anreicherung der Brennstäbe für konventionelle Atommeiler anfällt (also durchaus keinen Müll aus deren Wideraufbereitung darstellt) – bei der Zertrümmerung des Ziels ebenfalls zertrümmert und zerfällt zu Staub. Dieser Staub ist ein schwacher Alpha-Strahler und relativ lange, dafür aber nur über kurze Distanz radioaktiv. Da Uran-Staub – ähnlich wie Asbest – atemwegsgängig ist, hat er ein erhebliches, akut und chronisch lebensgefährliches Potenzial.

Diese radio-toxische Wirkung von Uran-Staub ist nach den im Irak- und im Jugoslawien-Krieg gewonnen Erfahrungen medizinisch mehr oder weniger unstrittig. Sie wird beim Einsatz von Uranmunition vielleicht nicht direkt angestrebt, aber zumindest billigend in Kauf genommen.

Aus dem Irak fehlen verlässliche Zahlen über den in der Zivilbevölkerung angerichteten Schaden; Schätzungen gehen von 100.000 bis 200.000 durch den Einsatz von Uranmunition verursachten Krebsfällen aus. Für das ehemalige Jugoslawien ist die Bilanz relativ genau bekannt: rund 30.000 Serben bekamen Krebs durch Nato-Beschuss, zwischen 10.000 und 20.000 starben daran. Man könnte hier von einem Kriegsverbrechen sprechen, vielleicht sogar von einem Genozid. Zumindest, wenn man es mit dem Anspruch auf moralische Überlegenheit ehrlicher meinen würde als der Wertewesten.

Beim Serbien-Feldzug der Nato zählten übrigens auch italienische Verbände zu den Opfern der Uranmunition: Immerhin 200 italienische Militärangehörige haben inzwischen – nach jahrzehntelangen Verfahren – ihren Entschädigungsanspruch gegen den Staat durchsetzen können.

Übrigens gibt es eine Alterative zum Einsatz von Uranmunition, nämlich Wuchtgeschosse mit einem Kern aus Wolframkarbid (mit Wolfram ist ein chemisches Element gemeint und nicht ein bestimmter Typ, liebe deutsche Bundesaußenministerin).

Wolframkarbid ist ein sogenanntes Hartmetall mit einer Mohs-Härte von 9,5. Es ist also fast so hart wie Diamant. Es wird als Neutronenreflektor in atomaren Sprengköpfen verwendet, eignet sich aber aufgrund seiner hohen Dichte auch zur Herstellung von Durchschlagkörpern für Impulsgeschosse. Russische Vergleichstest haben ergeben, dass Kerne aus Wolframkarbid über 10 % effektiver sind als solche aus abgereichertem Uran.

Sie sind allerdings auch teurer, denn während abgereichertes Uran als Abfallprodukt aus der Uran-Anreicherung durch den Einsatz in Uran-Granaten billig (oder zumindest auf Kosten Dritter) entsorgt werden kann, muss Wolframkarbid erst synthetisiert werden. Es ist also wieder mal eine Frage von Geld oder Leben und es ist offensichtlich, was der britischen Regierung wichtiger ist.

Aufgrund der radio-toxischen Risiken, die sich aus dem Einsatz von Uranmunition mehr oder weniger zwingend ergeben (zumindest, solange sie ihr Ziel trifft), sind bereits vor längerem Anstrengungen unternommen wurden, ihren Einsatz international zu ächten und zu verbieten. Wie gesagt sind technisch überlegene Alternativen verfügbar, die keine radio-toxische Gefahr für Zivilisten und militärisches Personal darstellen.

Derartige Initiativen im Weltsicherheitsrat der UNO sind jedoch am Widerstand des Wertewestens gescheitert und auch der – wenn es den Interessen seiner Auftraggeber nützlich erscheint – sehr umtriebige Internationale Strafgerichtshof ist an einer Strafverfolgung des Einsatzes von Uranmunition ostentativ desinteressiert.

Die ökologisch-korrekte Häuptlingsfrau „Große Klappe“ im Auswärtigen Amt hat die Problematik bislang nach Kräften ignoriert, vielleicht hat sie sie aber auch noch nicht mal verstanden. Es heißt schließlich nicht zu Unrecht, dass die Basis der „Grünen“ zwar gegen die friedliche Nutzung der Atomkraft in Germany ist, aber nichts gegen deren kriegerischen Einsatz in der Ukraine und gegen Ziele im Donbass hat. Dieser neue Gipfel der ökologisch-korrekten Doppelmoral und Kriegstreiberei wird von den ideologisch gleichgeschalteten Staatsmedien mit ohrenbetäubendem Schweigen quittiert.

 


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: See page for author, Public domain, via Wikimedia Commons


Donnerstag, 23 März 2023

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