Ungarn und Polen setzen Import von ukrainischem Getreide und Lebensmitteln ausUngarn und Polen setzen Import von ukrainischem Getreide und Lebensmitteln aus
Wegen des Krieges in der Ukraine wird mehr Getreide über Landwege exportiert, was zu Stau und sinkenden Preisen in den Nachbarländern führt. Ungarn und Polen reagieren mit Importstopp.
Nach Polen hat auch Ungarn angekündigt, vorerst kein Getreide und bestimmte andere Lebensmittel aus der Ukraine einzuführen. Beide Länder begründen den Schritt mit dem Schutz ihrer eigenen Erzeuger, die unter den sinkenden Preisen und dem Absatzdruck durch umfangreiche Lieferungen aus der Ukraine leiden. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban betonte, die aktuelle Lage füge den heimischen Bauern schweren Schaden zu.
Laut des ungarischen Landwirtschaftsministers Istvan Nagy soll der Importstopp bis Ende Juni gelten. In dieser Zeit erhofft er sich eine EU-Lösung, wie er auf Facebook erklärte. In Polen erstreckt sich der Bann auf Getreide, Zucker, Fleisch, Obst und Gemüse, Milch, Eier und weitere Nahrungsmittel. In Ungarn sind Getreide, Ölfrüchte und andere Agrarprodukte betroffen.
Ungarn hofft laut Orban auf Änderungen der EU-Vorschriften, einschließlich der Überprüfung der Abschaffung der Einfuhrzölle auf ukrainisches Getreide. Infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine werden weniger landwirtschaftliche Produkte über den Seeweg exportiert. Stattdessen gelangt besonders viel Getreide aus der Ukraine auf dem Landweg in europäische Nachbarländer, darunter Polen und Ungarn.
Die ukrainischen Agrargüter, die eigentlich in andere Länder weiter exportiert werden sollten, verbleiben oft in den Nachbarländern und führen dort zu vollen Silos und deutlich sinkenden Preisen. Diese Situation treibt die Bauern in Polen und Ungarn auf die Barrikaden. Im März hatten mehrere osteuropäische Staaten in einem Schreiben an die Europäische Kommission erklärt, dass die Einfuhren etwa von ukrainischem Getreide, Ölsaaten, Eiern, Geflügel und Zucker beispiellose Ausmaße erreicht hätten. Deshalb sollten Zölle auf ukrainische Agrarimporte erwogen werden.
Die Europäische Union hat jedoch die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide bis Juni 2024 verlängert. Die Entscheidung Ungarns und Polens, den Import von ukrainischen Agrarprodukten auszusetzen, verdeutlicht die Notwendigkeit einer gemeinsamen EU-Lösung, um die Interessen der heimischen Produzenten in den betroffenen Ländern zu schützen und die negativen Auswirkungen des Krieges auf die Agrarmärkte abzumildern.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Symbolbild
Sonntag, 16 April 2023