Islamistische Anschlagsdrohung gegen fünfzig französische Schulen Islamistische Anschlagsdrohung gegen fünfzig französische Schulen
Lehrer, Schulkinder und Familien von rund fünfzig Gymnasien im Großraum Paris erhielten letzten Mittwoch das Video einer Enthauptung und die Drohung geplanter Terroranschläge auf Schulen.
Lehrer, Schulkinder und Familien von rund fünfzig Gymnasien im Großraum Paris erhielten letzten Mittwoch das Video einer Enthauptung und die Drohung geplanter Terroranschläge auf Schulen.
Die Anschlagsdrohung wurde bislang von dem oder den Tätern nicht wahr gemacht. »Ich werde alle eure Kuffar-Körper [kuffar ist ein abfälliges arabisches Wort für Nichtmuslime; Anm. Mena-Watch] enthaupten, um Allah dem Allmächtigen zu dienen«, hieß es in den Botschaften, die über den digitalen Arbeitsbereich ENT erfolgten, eine Website, die für die Kommunikation zwischen Lehrern, Schulen, Schülern und Familien benutzt wird.
Das Bildungsministerium »verurteilt diese schwerwiegenden Bedrohungen«, berichtete der Nachrichtensender BFM TV. In der Botschaft heißt es:
»Wir kommen vom Islamischen Staat. Ich schreibe euch diese Nachricht, um euch meine Entscheidung mitzuteilen. Ich habe mich endlich dazu entschlossen, mein Projekt zu Ende zu bringen. Diese Nachricht wurde an alle Schüler sowie an alle Personen in der Schule gesendet. Morgen, am Donnerstag, den 21. März, werde ich die gesamte Schule gegen 11 bis 15 Uhr in die Luft sprengen und all eure Kuffar-Körper enthaupten, um Allah, dem Allmächtigen, der die Welt regiert, zu dienen.
Ich schreibe diese Nachricht, um Gefolgsleute zu finden, die mir helfen können, dieses Projekt erfolgreich durchzuführen, meine muslimischen Brüder. Ich habe C4 überall in der Schule und in den Klassenzimmern angebracht. Ich hoffe, dass eure Kuffar-Körper in tausend Stücke zersprengt werden, ich werde meine Hunde mitbringen, um euch Ungläubige zu zerfleischen. (Wenn du dich uns anschließen willst, um diesen Krieg zu führen, haben wir dir am Ende dieser Nachricht ein Video geschickt, das dir zeigt, wie du diese Ungläubigen am einfachsten töten kannst).
Es gibt keine Gottheit, die der Anbetung würdig ist, außer Allah. Koran 9,29: ›Tötet diejenigen, die nicht an Allah glauben und die nicht für unerlaubt halten, was Allah und sein Prophet für unerlaubt erklärt haben. Kämpft gegen sie, bis sie die Jizya [eine Sondersteuer für Ungläubige; Anm. Mena-Watch] zahlen und gedemütigt werden‹.«
Der Fall wird von Ermittlern als Cyberkriminalität bewertet, da sich ein Hacker offenbar eines Nutzerkontos bemächtigt oder in die Website eingedrungen ist, um die Tat ausführen zu können.
Ein Scherz?
In den sozialen Medien und den Kommentarspalten der französischen Nachrichtenwebsites streiten Nutzer, wie der Fall zu bewerten sei. Einige sehen gravierende Versäumnisse beim Schutz der digitalen Kommunikation über das ENT. »Es ist einfach unglaublich, wie schlecht wir sind und vor allem, wie wenig wir auf die Experten für Cybersicherheit gehört haben«, schreibt ein Nutzer auf der Website France TV Info.
Ein anderer spekuliert, ob dies eine Provokation sein könnte, hinter der Russland steckt: »Es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber man kann es nicht ausschließen. Russland hat seine Cyberangriffe auf Frankreich verstärkt, man kennt seine Verbindungen zu islamistischen Terroristen (Hamas, Hisbollah) und seine Vorliebe für alles, das schaden und spalten kann.« Andere sehen keinen Grund zur Aufregung: Man wisse ja gar nicht, wer den Text verfasst habe und wenn man darüber berichte, helfe man dem Unbekannten nur, sein Ziel zu erreichen, nämlich Aufmerksamkeit zu erregen.
Schon im vergangenen Jahr gab es in Frankreich mehrere Fälle von Drohungen mit Bombenanschlägen auf Schulen; Gebäude wurden geräumt. Damals war noch von einem »schlechten Scherz« die Rede, der »Nachahmer« auf den Plan gerufen habe.
Der aktuelle Fall unterscheide sich jedoch insofern, erklärt Mélanie Vecchio, Journalistin für Polizei und Justiz bei BFM TV, als der Wortlaut der Drohung zeige, dass der Täter »gründlich recherchiert« habe, um seinen Text zu verfassen. Dazu komme das »extrem schockierende Video«, das der Nachricht angehängt sei. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen »betrügerischen Zugangs zu einem automatisierten Datenverarbeitungssystem und dessen Aufrechterhaltung« und »betrügerischer Dateneingabe« eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft erklärte, zwei Anzeigen im Zusammenhang mit den Cyberangriffen erhalten zu haben.
Das Bildungsministerium bietet »allen Kindern oder Erwachsenen, die sich die schockierenden Videos unfreiwillig angesehen haben, psychologische Betreuung an«. Laut Ministerium wurden am Mittwochabend und Donnerstagmorgen bereits mehrere Verdachtsfälle auf mögliche Bomben ausgeräumt und »spezialisierte Ermittlungsbehörden mobilisiert«, um den oder die Täter zu identifizieren.
Nicht das erste Mal
Französische Schulen waren in den letzten Jahren immer wieder Ziel islamistischer Terroranschläge:
- Mohamed Merah fuhr am 19. März 2012 zur Ozar Hatorah-Schule in Toulouse, erschoss den 30-jährigen Lehrer und Rabbiner Jonathan Sandler, den fünfjährigen Arié und den dreijährigen Gabriel. Dann betrat er das Gebäude, rannte der achtjährigen Myriam Monsonego nach, hielt sie an den Haaren fest und wollte sie erschießen. Die Waffe versagte. Er zog eine weitere Pistole und erschoss sie aus nächster Nähe.
- Amedy Coulibaly, der am 9. Januar 2015 in einem Supermarkt für koschere Lebensmittel vier jüdische Kunden ermordete und fünfzehn Geiseln festhielt, ehe er von der Polizei erschossen wurde, hatte wohl eigentlich Merahs Tat nachahmen wollen. Am 8. Januar hatte Coulibaly die Polizistin Clarissa Jean-Philippe erschossen und ihren Kollegen schwer verletzt. Man nimmt an, dass das ursprüngliche Ziel nicht der Supermarkt war, sondern eine jüdische Schule.
Ein städtischer Angestellter, der vorbeikam, nachdem Coulibaly die Polizistin erschossen hatte, sagte vor Gericht als Zeuge aus, dass er nach dem Sturmgewehr gegriffen und sich ein Handgemenge mit Coulibaly geliefert habe, der dann eine Pistole aus der Tasche zog, die aber wohl klemmte. Dann rannte Coulibaly weg.
In der Nähe war eine jüdische Schule. Als die Konfrontation vorbei war, habe der Unterricht bereits begonnen und die Türen seien verschlossen gewesen, so der Zeuge. »Ich muss seinen Zeitplan durcheinandergebracht haben.« Wenige Tage nach der Tat wurde ein Bild einer Überwachungskamera veröffentlicht, das Coulibaly vor jener Schule zeigt. Er soll den Wachmann schon im August 2014 gefragt haben, ob es »stimmt, dass in dem Gebäude Juden sind«.
- Am 16. Oktober 2020 wurde der Lehrer Samuel Paty in der Nähe seiner im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine gelegenen Schule Collège du Bois-d’Aulne auf offener Straße von einem 18-jährigen tschetschenischen Islamisten namens Abdoullakh Anzorov enthauptet. Zuvor hatte es im Internet elf Tage lang Morddrohungen von Personen gegeben, die ihn der »Islamophobie« bezichtigt hatten. Anlass der Drohungen war eine im Lehrplan vorgesehene Unterrichtseinheit zum Thema Meinungsfreiheit gewesen.
Dieser Artikel wurde zuerst hier veröffentlicht.
Autor: MENA Watch
Bild Quelle:
Sonntag, 24 März 2024