Russische SeeleRussische Seele
Während Washington D.C. in seiner Funktion als Hegemon des kollektiven Westens auf absehbare Zeit mit sich und der Durchführung angeblich demokratischer Wahlen beschäftigt ist, bricht in Osteuropa gerade der Frieden aus: Übereinstimmend signalisieren Kiew und Moskau die Bereitschaft zur diplomatischen Lösung des bewaffneten Konflikts. In Berlin sorgt das für Kopfzerbrechen.
Von Ramiro Fulano
Meine Damen und Herren: Und schon wieder muss man sich etwas auf der Zunge zergehen lassen. Nämlich diese vier Schlaglichter, in denen der Kreml seine Sicht der laufenden Entwicklungen mehr oder weniger zutreffend publik macht:
- Am 21. Juli vermutet Selenskyj öffentlich, Verhandlungen könnten mit Russland auch unter Pu-Pu-Pu-Putin als Präsident möglich sein.
- Am 24. Juli bekundet die Sprecherin des VR-chinesischen Außenministeriums Mao Ning, der ukrainische Außenminister, unser alter Bekannter Dmitri Kuleba, habe in einem Gespräch mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi gesagt, Kiew sei zu Verhandlungen mit Moskau bereit.
- Das ukrainische Außenministerium erklärt daraufhin, es sei zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Gesprächen mit Russland bereit, sofern diese in lauterer Absicht geführt würden. Derzeit sehe Kiew die Bereitschaft Moskaus zu Verhandlungen jedoch noch nicht.
- Der Kreml erklärt wiederum, Kulebas Erklärung stehe in Einklang mit der Position Russlands. So zuletzt auch der russische Botschafter am Sitz der UN.
Begleitet wurde dieser Vorstoß der Diplomatie von der Friedensmission des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Eine Mission, die in der EU-Kriegstreiberkaste rings um Unsere EU-Uschi (CDU) und Frau Strack-Zimmermann aus Lindners Linkspartei (Ex-FDP) für helle Empörung sorgt. Immerhin könnte Orban der milliardenschweren „Umverteilung“ von Steuergeldern (und vorenthaltenen Sozialleistungen) auf die Firmenkonten der westdeutschen Rüstungsindustrie durch seine Bemühungen um eine diplomatische Beilegung der Feindseligkeiten einen Strich durch die Berliner Hampel-Rechnung machen.
Give war a chance!
Angesichts des plötzlichen Tauwetters zwischen Moskau und Kiew hat der Erfolg nun angeblich viele Väter. Der tschechische Präsident Peter Pavl hat in seiner Funktion als Prager Landesvater jederlei Geschlechts versucht, den Sieges-Lorbeer für die jüngste Quatschveranstaltung in der Schweiz zu reklamieren. Also für jene „Friedenskonferenz“, die ohne Russland und China auskommen wollte und um die es hinsichtlich ihrer Erfolgsaussichten ähnlich absurd stand, wie um die Fortpflanzungsbemühungen von Eunuchen.
Apropos VR China: Dass die politische Einflusszone Pekings inzwischen bis ins Zentrum der westeurasischen Zusammenbruchs-Zone reicht, ist nur eine von vielen unbeabsichtigten, aber zwangsläufigen Konsequenzen einer neuen deutschen Ostpolitik, die angesichts ihrer Vorturnerin von der ehemaligen Friedenspartei „Bündnis 90/Grüne“ von vornherein absehbar waren. Eine gelernte Sportskanone, der nun eine Rolle rückwärts glücken muss, womöglich dargeboten auf dem Trampolin – wie wäre es, Frau Baerbock?
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und einen Schaden hat man am Werderschen Markt auf jeden Fall – wahrscheinlich aber mehrere. Wer hätte denn auch wissen können, dass die Ökopathen, die einst in leutseligen Jesuslatschen und naiven Schlabberpullis zum „Langen Marsch“ (Mao dixit) durch die Instanzen aufbrachen, sich nach ihrer Ankunft am Sitz der Macht als das entpuppten, was die meisten von ihnen offensichtlich schon immer waren.
Nämlich: leidenschaftliche polit-historische Schlafwandler und von ihrem Anliegen inbrünstig überzeugte Erben genau jener sozialfaschistischen deutschen Ostpolitik, die spätestens ab 2022 auch mit militärischen Mitteln dort weitermachen wollten, wo ihre Großelterngeneration 1942 umdrehen musste – kurz vor Stalingrad. Und das uneingedenk der historischen Tatsache, dass Krieg mit Russland für Deutschland meist mit dem staatlichen Zusammenbruch und einer russischen Siegesparade Unter den Linden geendet hat.
Verzickt verzockt
Wer konnte das kommen sehen? Alle, die sich daran erinnern, dass es dieselben „Bündnis 90/Grünen“ waren, die dem ersten deutschen Balkan-Kampfeinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg sowie der mit Lug und Trug eingefädelten Invasion des Iraks und der „Verteidigung Deutschlands am Hindukusch“ zugestimmt haben. Diese auf Pazifismus geföhnte Kriegstreibersekte war 2022 hellauf begeistert, einen Stellvertreterkrieg zwischen zwei Nuklearmächten mitten auf der westeurasischen Landmasse zu entfachen und mit immer mehr „schweren Waffen“ (Baerbock dixit) über mehrere Jahre zu eskalieren – ganz ausdrücklich unter mehr als nur billigender Inkaufnahme eines globalen Atomkrieges.
Merke: Mit der kriegerischen Nutzung der Atomenergie haben „Bündnis 90/Grüne“ kein Problem. Und sie werden nicht zögern, uns alle in ein radioaktiv strahlendes Häufchen Asche zu verwandeln – zum Preis einer Wildschweinsalami aus ökologisch-korrektem Anbau – solange ihr eigener Allerwertester dabei weich, warm und trocken sitzt. Und sie weiterhin angebliche Probleme lösen können, die wir ohne die im realen Leben nutzlosen Ökopathen und ihre Weltuntergangssekte gar nicht hätten.
Doch zurück zum Thema. Wenn der Kreml es einigermaßen geschickt anstellt – und dafür spricht eine Menge, denn immerhin werden wichtige gesellschaftliche Funktionen in Russland anders als im woken Westen nicht nach Genderquoten, sondern nach fachlicher Eignung vergeben – dann spricht nichts dagegen, dass die Ostgrenze der NATO-EU bald wieder bzw. auch in Zukunft kurz vor Lwiw (ehedem Lemberg) endet. Und zwar, weil das Kiewer Regime sehr weitreichende Neutralitäts- oder sogar Bündniszusagen wird abgeben müssen, um seine staatliche Souveränität nicht völlig in der Realpolitik aufgelöst zu sehen.
So viel zum Erfolg der hurrapatriotischen „Ukraine-Solidarität“, die der kollektive Westen 45 Millionen unschuldigen Menschen aufgezwungen hat – und das interessanterweise im Namen von Demokratie und Menschenrechten. Sowie von Friede, Freude, Eierkuchen und ein paar billigen Klappstullen, die Victoria Nuland auf dem Ein-Euro-Maidan des Jahres 2014 unter den Opfern einer zynischen und nihilistischen US-Außenpolitik verteilt hat.
Doch Spaß beiseite: Nach über zwei Jahren eines sinnlosen Blutvergießens, das sowohl russischen Sicherheitsinteressen als auch dem ungezügelten antirussischen Impetus der linksalternativen Ostpolitik geschuldet ist, besteht kaum ein vernünftiger Grund mehr für die Annahme, dass der „Krieg bis zur letzten Ukrainerin“ (m, w, d, x), den der kollektive Westen einer diplomatischen Lösung des Konflikts noch immer vorzieht, für Kiew militärisch erfolgreich enden kann.
Zwei Jahre Ukraine-Solidarität haben dafür genügt, dass über zehn Millionen Menschen ihre Heimat verlieren und weitere 30 Millionen ihre Energieversorgung. Insbesondere die üppigen nach Kiew – und damit an eins der korruptesten Staatswesen der Erde – transferierten Milliardenbeträge haben nichts weiter bewirkt, als die Ukraine an den Rand einer von Fitch Ratings bescheinigten Zahlungsunfähigkeit zu manövrieren. Nach vielen hundert Dollar- und Euromilliarden ist die Ukraine nun auch offiziell so bankrott, wie noch nie. Wo ist unser Geld geblieben, liebe Hampel-Regierung?
Womöglich kann der Kreml – wahrscheinlich auch ohne finanzielle Hilfe aus Peking – Kiew schon bald ein Angebot machen, das man in der ukrainischen Hauptstadt nicht ausschlagen kann. Zugeständnisse bei den Staatsgrenzen sowie eine dauerhafte Sicherheitspartnerschaft mit Moskau (also die Integration in eine osteuropäische Entente) im Austausch für die großzügige Unterstützung beim Wiederaufbau eines drangsalierten Landes, das der woke Westen am langen Arm verhungern ließ, während Personen wie die deutsche Außenministerin in schlechtem Englisch und bar jeglicher Logik („360-Grad-Wende“) Jubelarien von ihrer unverbrüchlichen Nibelungentreue mit dem politisch-korrekten Vladimir trällerten.
Apropos: Juristisch gesehen ist Herr Selenskij seit dem 20. Mai dieses Jahres nicht mehr der Präsident der Ukraine, denn an diesem Tag endete sein Mandat. Er hält sich lediglich im Amt durch ein stillschweigendes Einvernehmen aller an institutioneller Macht beteiligten staatlichen Akteure, insbesondere aber des Militärs. Der Poster-Boy des antirussischen Rassismus und einer im woken Westen unter den Teppich gekehrten, aber deshalb nicht weniger eklatanten neofaschistischen Wiederbetätigung der ukrainischen „Zivilgesellschaft“ (*hüstel), steht auf höchst informellen, tönernen Füßen. Bemerkenswert, dass man den Noch-Regenten einer Quasi-Militärregierung bei den ach so kritischen und investigativen woken Westmedien als Triumph von Freedom & Democracy empfindet und dementsprechend feiert.
Es ist für die üblichen Verdächtigen – also die selbstbefruchtende Kaste in Politik, Medien und Staat – ein Segen, dass sie sich auf die Dummheit und Vergesslichkeit ihrer politischen Kundschaft verlassen kann. Selbst angesichts eines weiteren Desasters, in dem der linksalternative Nationalpopulismus nicht nur sich selbst blamiert, sondern viele Millionen Menschen viele Milliarden Euro sowie schlechthin unbezahlbare Lebenszeit gekostet hat – die Begeisterung für „mehr desgleichen“ (Umberto Eco dixit) lässt zwar spürbar, aber immer noch viel zu zögerlich nach. Der Weg in die politische Bedeutungslosigkeit, vor allem aber in die soziale Verarmung mit all ihren materiellen und mentalen Konsequenzen, ist in der westeurasischen Zusammenbruchs-Zone indes bereits unumkehrbar.
Linksalternativer Nationalpopulismus war, ist und bleibt ein Luxus, den sich nur die wenigsten von uns leisten können. Rette sich, wer kann.
Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: Kremlin.ru, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons
Montag, 29 Juli 2024