Offener Brief an die deutsche Botschafterin in Ungarn, Julia Gross

Offener Brief an die deutsche Botschafterin in Ungarn, Julia Gross


Sehr geehrte Frau Botschafterin, erlauben Sie mir, dass ich, als deutscher Staatsbürger und seit eingen Jahren im ungarischen Exil, mich an Sie wende, um Ihnen meine Enttäuschung darüber mitzuteilen, dass Sie ohne Not in Ungarn sehr viel politisches Porzellan zerschlagen haben und noch immer eine anti-ungarische Haltung einnehmen.

Offener Brief an die deutsche Botschafterin in Ungarn, Julia Gross

Der Höhepunkt dieses undiplomatischen Verhaltens bildete Ihre Rede als deutsche Botschafterin in Ungarn, am Vorabend des 3. Oktobers diesen Jahres, unseres Nationalfeiertags zur Wiedervereinigung Deutschlands, beim Empfang der deutschen Botschaft in Budapest. Ich zitiere:

Ich gehe davon aus, dass für Sie – ungarische Wähler, egal welcher politischen Überzeugung – das zunehmend die Frage hervorruft: Wie nutzt es meinen Interessen, und wie macht es mein Leben als Ungar besser? Wenn Sie wollen, dass wir wieder näher zusammenrücken; wenn Sie wollen, dass Ungarn sein Respekts- und Vertrauenskapital zugunsten der Ungarn nutzen kann; wenn Sie wollen, dass die deutsch-ungarische Freundschaft wieder sichtbar wird, dann sagen Sie das bitte so, dass es gehört wird: Sagen Sie es ihren Freunden, der Familie, Arbeitskollegen, Bürgermeistern, Parlamentsmitgliedern, Regierungsvertretern.“

Für diese Ihre Wortwahl muss ich mich als Deutscher in Ungarn fremdschämen. Die Ungarn haben es nicht nötig, sich von ausländischen Botschafterinnen belehren zu lassen, sie würden falsch wählen, wenn sie der konservativen Regierung unter Viktor Orbán eine weitere Amtszeit bescheren. Es ist ein Affront gegenüber dem ungarischen Volk, ihm zu diktieren, was sie wählen sollen, damit die „deutsch-ungarische Freundschaft wieder sichtbar wird“.

Es ist nicht das den Deutschen sehr wohlgesonnene ungarische Volk, das die bilateralen Beziehungen torpediert. Am Vorabend der deutschen Einheitsfeier die deutsch-ungarischen Beziehungen derart politisch einseitig und voreingenommen darzustellen, zeugt von Geschichtsvergessenheit. Die Ungarn sind ein stolzes souveränes Volk, das auf seine wechselhafte Geschichte, seine christlich-jüdische Kultur, seine Sprache, seine nationalen Symbole und seine Friedsamkeit stolz ist. In Ungarn bestimmen die universellen Werte Freiheit, Frieden und Sicherheit das politische Handeln der Regierung. Dazu gehören der Schutz der Familien, der Kinder, der Arbeitsplätze, der Landwirtschaft, der Industrie, der Alten und Kranken, des allgemeinen Wohlstands und der sicheren Energeversorgung. Auch Außengrenze des Schengen-Raums wird zuverlässig geschützt.

Auch wenn es einige Dinge gibt, die verbesserungswürdig sind, so sind die meisten ungarischen Bürger sich in vielem einig! Sie wollen keine Besiedlung ihres Landes mit kulturfremden Migranten, die den Staat in vielfältiger Weise teuer zu stehen kommen. Sie wollen keine importierten Gewalttäter, keine Islamisierung der Gesellschaft und keinen Bevölkerungsaustausch. In der Vergangenheit gab es immer wieder Einwanderungswellen aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern, die sich im Laufe der Zeit assimiliert haben und zu Ungarn wurden. Nicht integrierbare Zuwanderer, die die ungarischen Werte und Gesetze missachten und der Gesellschaft zusätzliche Lasten auferlegen, sind hier unerwünscht.

Ungarn ist ein Land, das mehrfach durch fremde Mächte besetzt, unterworfen und seiner Einwohner beraubt wurde. Etwa 150 Jahre litten sie unter islamischer Schreckensherrschaft, deren Auswirkungen gelegentlich noch heutzutage sichtbar sind. Das möchten die Ungarn nicht wieder erleben. Sie erhoben sich gegen die sozialistische Fremdherrschaft der Sowjetunion im Jahr 1956. Niemand kam dem ungarischen Volke zu Hilfe. Der Aufstand wurde durch die sowjetische „Rote Armee“ niedergeschlagen. Tausende Ungarn kamen ums Leben. Zehntausende flohen ins Exil, so auch nach Deutschland.

Erst 1989 fanden die Ungarn die Freiheit. Es war der von deutschen Politikern und manchen Medien angefeindete junge Student Viktor Orbán, der am 16. Juni 1989 in einer fulminanten Rede auf dem Budapester Heldenplatz den Abzug der Sowjetarmee forderte, während er gleichzeitig in die Geschütze der auf ihn gerichteten Panzer blicken musste. Monate später zogen die Sowjetsoldaten ab und Ungarn feierte die Freiheit. Es war auch Ungarn, das im selben Jahr am 19. August das paneuropäische Picknick bei Sopron zuließ und damit den ersten Stein aus der Mauer schlug, das erste Loch in den „Eisernen Vorhang“ schnitt. Hunderte DDR-Bürger fanden die Freiheit. Das war der Anfang vom Ende der sozialistischen Unterdrückung in Mittelosteuropa. Dafür sollten wir den Ungarn auf ewige Zeiten dankbar sein.

40 Jahre mussten die Ungarn den Sozialismus erdulden. Während in Deutschland das Wirtschaftswunder, in Verbindung mit der sozialen Marktwirtschaft, den Menschen einen gewissen Wohlstand ermöglichte, war es den Ungarn unter sowjetischer Vorherrschaft nicht vergönnt. Sozialismus führt zwangsläufig zu Massenarmut. Diesen Vorsprung des Westens aufzuholen ist innerhalb einer Generation nicht möglich. Sie holen aber stetig auf. Die Ungarn wollen keinen Sozialismus mehr, auch keinen grünen Ökosozialismus. Die Parlamentswahlen der letzten 14 Jahre haben das bestätigt. Das sollten Sie als Botschafterin respektieren und sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes einmischen.

Natürlich bleibt es Ihnen unbelassen, eine andere persönliche, politische Meinung über Ungarn zu haben, aber als Diplomatin sollten Sie wissen, wo die Grenzen sind. Diese Grenze haben Sie überschritten, als sie in Ihrer Rede (zitiert nach dem Magazin „Mandiner“) sagten:

„Derzeit sind wir besorgt, dass die ungarische Regierung dieses Kapital, das Ihres ist, in einer politischen Wette mit völlig ungewissem Ziel und Ausgang aufs Spiel setzt. Dieses Vertrauen wird nun zunehmend erschüttert“.

Sie gehen also davon aus, dass die Ungarn sich Ihren politischen Wünschen unterwerfen sollen, um wieder in den Genuss eines vertrauensvollen Verhältnisses zu kommen. Dass sich in Deutschland vieles ändern müsste, um das Vertrauen der Ungarn wieder zurückzugewinnen, ist Ihnen fremd. Dies ist anmaßend und beschämt die vielen deutschen Bürger, die in Ungarn Exil gefunden haben, weil sie den Folgen der Massenmigration, dem wirtschaftlichen Niedergang, dem Zerfall der Gesellschaft und der zunehmenden Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit entflohen sind. Ungarn bietet das, was es in Deutschland nicht mehr gibt: Freiheit, Frieden und Sicherheit.

Dass Sie wegen Ihrer Rede in das ungarische Außenministrerium geladen wurden, ist die kleinstmögliche Antwort der ungarischen Regierung. Ungarische Medien fordern bereits Ihre Ablösung. Ich fordere Sie aber auf, sich beim ungarischen Volk dafür öffentlich zu entschuldigen. Das wäre angemessen und würde die ungarisch-deutschen Beziehungen stärken. Der ungarische Nationalfeiertag am 23. Oktober, an dem der Sieg über den Sozialismus und der Beginn der bürgerlichen Freiheit gefeiert und der Märtyrer von 1956 gedacht wird, wäre dafür ein passender Anlass.

Meine persönliche Hoffnung ist, dass auch Deutschland wieder eine Regierung bekommt, die die Interessen des eigenen Landes in den Vordergrund stellt und nicht stattdessen andere, kleinere Länder belehrt. Von Ungarn lässt sich viel lernen. Tun Sie es, Sie sind in Budapest und sehen die positiven Veränderungen hier im Land mit eigenen Augen, genauso wie ich es tue. Sprechen Sie in Demut über die gastfreundlichen Ungarn und ihr wunderschönes Land! Dann werden Ihnen vielleicht auch wieder ungarische Regierungsmitglieder zuhören.

Mit freundlichen Grüßen vom Balaton

Conny Axel Meier, Publizist


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Thomas Quine, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons


Sonntag, 06 Oktober 2024

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