Pro-Palästina-Marsch während Pessach empört jüdische Gemeinde in Essex

Pro-Palästina-Marsch während Pessach empört jüdische Gemeinde in Essex


Ein pro-Palästina-Marsch durch das jüdische Viertel von Westcliff während Pessach löst Entsetzen aus. Mit Parolen wie „Hört auf, Kinder zu töten“ und der Beteiligung eines wegen Terrorunterstützung angeklagten Organisators überschreitet die Demonstration die Grenze zur antisemitischen Hetze.

Pro-Palästina-Marsch während Pessach empört jüdische Gemeinde in Essex

Am Samstag, dem 19. April 2025, während des jüdischen Pessach-Festes, marschierten Hunderte Demonstranten durch die Straßen von Westcliff, einem Vorort von Southend in Essex, unter dem Banner des „Essex March for Palestine“. Die Route führte bewusst durch das Herz der jüdischen Gemeinde, wo Familien nach den Schabbat-Gebeten aus der Synagoge nach Hause gingen. Mit Parolen wie „Hört auf, Kinder zu töten“ und „Hört auf, Babys zu töten“ beschwor die Demonstration mittelalterliche Blutlegenden herauf, die Juden der Kindsmorde bezichtigten. Dieser Marsch war kein Aufruf zum Frieden, sondern eine gezielte Provokation, die Angst und Schrecken in der jüdischen Gemeinde verbreitete. Die Beteiligung eines Organisators, der wegen Unterstützung der Terrororganisation Hamas angeklagt ist, macht diesen Skandal noch unerträglicher.

Die Empörung in der jüdischen Gemeinde ist grenzenlos. Die Campaign Against Antisemitism (CAA) nannte den Marsch „verachtenswert“ und wies darauf hin, dass er ohne die gesetzlich vorgeschriebene Ankündigung stattfand. „Die Polizei hat nicht nur zugelassen, dass dieser Marsch stattfindet, sondern auch kaum eingegriffen, als die Demonstranten ‚Hört auf, Kinder zu töten‘ skandierten – ein erschreckendes Echo mittelalterlicher Blutlegenden“, erklärte die CAA. Noch schlimmer: Laut CAA zeigten einige Teilnehmer Unterstützung für im Vereinigten Königreich verbotene Terrororganisationen, und ein Freiwilliger der CAA wurde angegriffen. Die Community Security Trust (CST) verurteilte den Marsch als „absichtlich feindseligen Akt“. „Menschen können wählen, wann und wo sie protestieren. Einen pro-palästinensischen Marsch dieser Art in der Nähe von Synagogen am Schabbat zu organisieren, ist ein absichtlich feindseliger Akt, den wir aufs Schärfste verurteilen“, sagte ein CST-Sprecher. „Es verursacht Angst und Schrecken in der jüdischen Gemeinde und schadet den gesellschaftlichen Beziehungen.“

Die Wahl des Ortes und Zeitpunkts war kein Zufall. Westcliff beherbergt eine bedeutende charedisch-orthodoxe Gemeinde und fünf Synagogen. Der Marsch begann direkt vor dem Bahnhof Westcliff, nur wenige Schritte von einer Synagoge entfernt, und führte durch ruhige Wohnstraßen – ein krasser Bruch mit der üblichen Route solcher Proteste, die normalerweise am Southend Pier startet und die Hauptstraße entlangführt. Michael Nelkin, ehemaliger Vorsitzender der Southend and Westcliff Hebrew Congregation, zeigte sich entsetzt: „Ich bin völlig gegen diesen Marsch, weil er so nah an der Synagoge beginnt, mitten im Herzen der jüdischen Gemeinde. Es ist das erste Mal, dass sie nach Westcliff kommen, und das auf einer ruhigen Wohnstraße.“ Ein Organisator deutete auf Social Media an, dass der Ort gewählt wurde, weil es ein „sehr blau-weißes Gebiet“ sei – eine kaum verhohlene Anspielung auf die Farben der israelischen Flagge.

Die Demonstranten, angeführt von der Gruppe Chelmsford for Palestine, die sich Anfang 2025 von der Palestine Solidarity Campaign (PSC) abspaltete, forderten ein Ende der britischen Waffenlieferungen an Israel, das Ende der „Besatzung“ und einen Stopp der Bombardierungen in Gaza. Doch ihre Botschaften waren nicht nur einseitig, sondern überschritten die Grenze zur Hetze. Amy Abdelnoor, eine 46-jährige Autorin und Rednerin auf der Kundgebung, verteidigte die Parole „Hört auf, Babys zu töten“ mit Verweis auf UNICEF, das den Krieg in Gaza als „Krieg gegen Kinder“ bezeichnet habe. „Es ist völlig korrekt, ‚Hört auf, Kinder zu töten‘ zu sagen“, behauptete sie und wies Vorwürfe zurück, die jüdische Gemeinde habe sich bedroht gefühlt. „Es gab keinerlei Provokation, und es wurde klargestellt, dass dies politisch und nicht religiös ist“, sagte sie. Ihre Behauptung, der Marsch habe „nichts mit Religion“ zu tun, ist jedoch zynisch: Die bewusste Wahl eines jüdischen Viertels während Pessach spricht eine andere Sprache.

Noch schockierender ist die Beteiligung von Tony Greenstein, einem der Organisatoren des Marsches. Greenstein, ein jüdischer Anti-Zionist und Mitbegründer der PSC, wurde am 17. Dezember 2024 unter Section 12(1) des britischen Terrorism Act wegen Unterstützung der Hamas angeklagt. Die Anklage basiert auf einem Tweet vom 15. November 2023, in dem er schrieb: „Ich unterstütze die Palästinenser, das reicht, und ich unterstütze Hamas gegen die israelische Armee.“ Greenstein, der 2023 bereits eine neunmonatige Haftstrafe auf Bewährung wegen eines Angriffs auf eine Fabrik des israelischen Rüstungsunternehmens Elbit Systems erhielt, ist kein Unbekannter in der Szene. Seine Teilnahme wirft ein düsteres Licht auf die Agenda des Marsches. Ein weiterer Redner, Richard Kuper, ehemaliger Vorsitzender von Jews for Justice for Palestinians, und Anna Letts, eine Grundschullehrerin, die kürzlich wegen Vandalismus an der Allianz-Zentrale in London angeklagt wurde, verstärken den Eindruck, dass dieser Protest von radikalen Akteuren dominiert wurde.

Die Polizei von Essex steht ebenfalls in der Kritik. Obwohl sie die Demonstranten anwies, den Marsch von 13:30 Uhr auf 14:30 Uhr zu verschieben, um „die Sicherheit aller zu gewährleisten“, begann der Protest laut Zeugen pünktlich um 13:30 Uhr. Die Polizei eskortierte eine Gruppe orthodoxer Juden auf die andere Straßenseite, um Konfrontationen zu vermeiden, doch Kritiker wie Michael Ellis, ehemaliger konservativer Generalstaatsanwalt, werfen der Polizei „zweischichtiges Polizeiverhalten“ vor. „Die Polizei hat einen Hassmarsch im Herzen der jüdischen Gemeinde von Southend zugelassen. Der Marsch war illegal, weil die erforderliche Ankündigung nicht eingereicht wurde, und dennoch hat die Polizei nichts getan, um die Einschüchterung gesetzestreuer Bürger zu stoppen“, sagte Ellis. Jeremy Dein KC, ein führender Strafverteidiger, forderte eine strafrechtliche Untersuchung wegen Anstiftung zu öffentlichen Unruhen: „Die bewusste Einschüchterung von Juden ist hasserfüllt und kriminell. Es ist an der Zeit für konsequentes Handeln im gesamten Vereinigten Königreich.“

Dieser Marsch war kein Ausdruck von Mitgefühl für die Palästinenser, sondern eine kalkulierte Provokation, die antisemitische Ressentiments schürte. Die Parole „Hört auf, Kinder zu töten“ ist nicht nur eine grobe Vereinfachung des Nahostkonflikts, sondern spielt bewusst mit antisemitischen Stereotypen, die Juden als Kindermörder darstellen. Der Konflikt in Gaza ist tragisch und komplex, ausgelöst durch den barbarischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, ermordet und 251 Geiseln verschleppt wurden. Israel kämpft gegen eine Terrororganisation, die Zivilisten als Schutzschilde missbraucht und ihre eigene Bevölkerung unterdrückt. Doch die Demonstranten verschweigen diese Realität und stellen Israel als alleinigen Aggressor dar. Schlimmer noch: Die Teilnahme von Greenstein, der offen seine Unterstützung für die Hamas bekundet, zeigt, dass dieser Marsch nicht Frieden, sondern Hass und Terror glorifiziert.

Die jüdische Gemeinde von Westcliff verdient Schutz und Respekt, besonders während eines so bedeutenden Feiertags wie Pessach. Stattdessen wurden sie mit Angst und Einschüchterung konfrontiert. Die neuen Polizeibefugnisse, die die Innenministerin angekündigt hat, um solche Einschüchterungen zu verhindern, müssen dringend umgesetzt werden. Die Verantwortlichen dieses Marsches, allen voran Greenstein, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist inakzeptabel, dass ein Mann, der wegen Terrorunterstützung angeklagt ist, solche Veranstaltungen organisieren darf. Dieser Skandal ist ein Weckruf: Antisemitismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben, und Provokationen wie dieser Marsch müssen ein für alle Mal gestoppt werden. Die jüdische Gemeinde verdient Sicherheit, nicht Bedrohung – und die britische Öffentlichkeit verdient eine Debatte über den Nahostkonflikt, die auf Fakten basiert, nicht auf Hass und Lügen.


Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:


Montag, 21 April 2025

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