Schande aus Warschau: Polnischer EU-Abgeordneter leugnet Gaskammern – Auschwitz-Museum zieht Konsequenzen

Schande aus Warschau: Polnischer EU-Abgeordneter leugnet Gaskammern – Auschwitz-Museum zieht Konsequenzen


Grzegorz Braun provoziert mit Holocaustleugnung und antisemitischer Hetze – jetzt droht ihm ein Strafverfahren. Doch wie konnte dieser Mann überhaupt ins Europaparlament einziehen?

Schande aus Warschau: Polnischer EU-Abgeordneter leugnet Gaskammern – Auschwitz-Museum zieht Konsequenzen

Er behauptet, die Gaskammern in Auschwitz seien „gefälscht“, die Shoah ein „konstruiertes Narrativ“, und das jüdische Volk habe „rituellen Mord“ begangen – Aussagen, die nicht in einem Telegram-Chat von Neonazis gefallen sind, sondern live im polnischen Radio, von einem Abgeordneten des Europäischen Parlaments: Grzegorz Braun, rechtsextremer Politiker aus Polen und Wiederholungstäter in Sachen antisemitischer Provokationen. Seine jüngste Verharmlosung der Shoah hat nicht nur das Auschwitz-Museum und die amerikanische Botschaft empört – nun wird gegen ihn strafrechtlich ermittelt.

Der Brandstifter im Parlament

Wer ist dieser Mann, der mit Flammenwerfer und Hetzparolen die Öffentlichkeit wiederholt schockiert? Grzegorz Braun, Mitglied der rechtsextremen Konfederacja-Partei, ist seit Jahren für Auftritte bekannt, die an die dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte erinnern – oder diese schlicht leugnen. Bereits 2023 löschte er während einer offiziellen Chanukka-Feier in Polen eine Menora mit einem Feuerlöscher. In diesem Jahr blockierte er Rabbi Michael Schudrich während einer Gedenkzeremonie für das Pogrom von Jedwabne und missbrauchte eine Schweigeminute im Europäischen Parlament, um das Gedenken an die Shoah mit der „Genozidlüge von Gaza“ zu beschmutzen.

Braun gibt sich dabei bewusst als Provokateur, der die Grenzen des Sagbaren permanent austestet – und zunehmend überschreitet. In einem Interview behauptete er nun, die Gaskammern im Konzentrationslager Auschwitz seien „nicht echt“, und das Museum verbreite „Pseudogeschichte“. Was wie eine Parodie auf alte Nazi-Parolen klingt, ist sein voller Ernst – und eine neue Eskalationsstufe in der Normalisierung des Holocaust-Revisionismus in Teilen Europas.

Auschwitz wehrt sich – und klagt

Die Reaktion aus Oswiecim ließ nicht lange auf sich warten: Das staatliche Museum Auschwitz-Birkenau kündigte an, rechtliche Schritte gegen Braun einzuleiten. In Polen steht Holocaustleugnung unter Strafe – bis zu drei Jahre Gefängnis sind möglich. Ein linksliberaler Abgeordneter hat bereits Strafanzeige gestellt, die Staatsanwaltschaft sicherte Beweise und übergab den Fall an das Institut für Nationales Gedenken (IPN), das für Verfolgung von NS-Verbrechen zuständig ist.

Die Institution, die jährlich Millionen Menschen über die Vernichtung der europäischen Juden aufklärt, sieht sich nun gezwungen, sich gegen einen Mann zu verteidigen, der aus der Mitte der demokratischen Institutionen kommt. Es ist eine absurde, ja fast surreale Verkehrung der Realität: Nicht Neonazis in Kellern, sondern Parlamentarier in Straßburg tragen heute Holocaustleugnung in die Öffentlichkeit.

Internationale Empörung – aber kaum Konsequenzen?

Scharfe Worte fand die US-Botschaft in Warschau. In einer Stellungnahme hieß es: „Der wichtigste Lehrsatz der Shoah ist, dass Hass und Entmenschlichung zu einer Zerstörung führen können, die ganze Nationen überrollt.“ Man verurteile jede Form der Verzerrung von Geschichte, die das Andenken an die Opfer verhöhne.

Auch Polens Außenminister Radosław Sikorski zeigte sich entsetzt und stellte Brauns Treiben in den Kontext russischer Desinformationspolitik: „Wenn er ein Agent Moskaus wäre, könnte er seine Aufgabe nicht besser erfüllen.“ Er kritisierte zudem, dass es keine unmittelbare Intervention gegeben habe – obwohl Braun mehrfach „bei der Tat“ ertappt wurde: beim Zerstören von Ausstellungsmaterial im Sejm, beim Stören religiöser Zeremonien, beim Verhöhnen jüdischer Opfer.

Trotz allem ist Braun weiter Abgeordneter im Europäischen Parlament. Sein Mandat schützt ihn (noch) vor strafrechtlichen Konsequenzen. Es ist ein gefährliches Signal: Ein Mann, der zentrale Elemente der europäischen Erinnerungskultur mit Füßen tritt, kann unbehelligt im Herzen der europäischen Demokratie wirken.

Die Normalisierung des Ungeheuerlichen

Braun ist kein Einzelfall – er ist Symptom eines europaweiten Trends. Die Konfederacja-Partei in Polen ist nicht mehr nur Randerscheinung, sondern fester Bestandteil der politischen Landschaft. Ihre Themen: Nationalismus, Antisemitismus, Anti-LGBT-Hetze, Verschwörungstheorien. Ihr Ton: provokant, zynisch, geschichtsvergessen. Dass ein Mann wie Braun in Brüssel sitzt, ist kein Ausrutscher – es ist die Folge politischer Verschiebungen, die gefährlich unterschätzt werden.

Wer einmal den Holocaust leugnet, wird nicht bei Auschwitz aufhören. Wer jüdische Feiertage verhöhnt, wird auch die Demokratie verhöhnen. Wer antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet, rüttelt an den Grundfesten der europäischen Zivilisation. Es braucht mehr als bloße Empörung – es braucht entschlossene Gegenwehr.

Nicht nur von jüdischen Organisationen, nicht nur von Botschaften, sondern von jenen demokratischen Kräften, die sich viel zu lange zurückgelehnt haben. Braun muss zur Rechenschaft gezogen werden – juristisch, politisch, moralisch.

Wenn Auschwitz zur „Pseudogeschichte“ erklärt wird, dann ist die Erinnerung in Gefahr. Und mit ihr die Menschlichkeit Europas.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Sejm RP from Polska - 13. posiedzenie Sejmu, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=91699339


Samstag, 12 Juli 2025

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