Trump verschärft Handelskrieg: 30 %-Zoll auf EU- und Mexiko-Importe ab AugustTrump verschärft Handelskrieg: 30 %-Zoll auf EU- und Mexiko-Importe ab August
US-Präsident Donald Trump verhängt ab dem 1. August Zölle von 30 % auf EU- und Mexiko-Importe. Was als Handelsstreit begann, wird zur politischen Kampfansage. Europa steht unter Zugzwang – und riskiert mehr als nur Exporte.
Der 12. Juli 2025 markiert einen Wendepunkt im globalen Handel. An diesem Tag kündigte US-Präsident Donald Trump per Mitteilung auf seinem eigenen Netzwerk „Truth Social“ neue Strafzölle in Höhe von 30 Prozent auf nahezu alle Importe aus der Europäischen Union und Mexiko an. In einer Phase, in der diplomatische Gespräche zwischen Brüssel und Washington gerade erst Fahrt aufgenommen hatten, reißt Trump die Tür zur wirtschaftlichen Konfrontation nicht nur zu – er schlägt sie demonstrativ ins Schloss.
Doch es geht längst nicht mehr nur um Wirtschaftszahlen, Zölle oder Handelsbilanzen. Was sich hier vollzieht, ist ein politischer Angriff auf multilaterale Stabilität. Trumps Botschaft ist klar: Die Vereinigten Staaten handeln künftig nach eigenen Regeln – notfalls auch gegen ihre engsten Verbündeten.
Einseitige Drohung mit globaler Wirkung
Trump begründet die Maßnahme mit dem US-Handelsdefizit, insbesondere gegenüber der EU, das er als „systemische Bedrohung der nationalen Sicherheit“ bezeichnet. Doch der Kontext verrät mehr: Die Zölle erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem der Wahlkampf in den USA in die heiße Phase geht. Trumps außenpolitische Stärkeinszenierung richtet sich nach innen – zur Mobilisierung seiner Anhängerschaft. Zugleich verschärft er gegenüber Mexiko die Rhetorik: Drogenkriminalität, illegale Migration, Industriespionage – alles wird unter dem Deckmantel von Zöllen mitverhandelt.
Dass Trump dabei bereit ist, fundamentale Beziehungen zu opfern, zeigt die Reichweite der Maßnahme: Nicht nur Autos, Maschinen und Chemikalien aus der EU sind betroffen. Auch Kupferimporte aus 20 weiteren Ländern – darunter Japan, Kanada und Brasilien – werden mit teils bis zu 50 Prozent Zoll belegt. Es ist der größte Zollhammer seit Jahrzehnten – mit bewusst kalkuliertem Kollateralschaden.
Europas Dilemma: Entschlossenheit oder Anpassung?
Die Europäische Union reagierte noch am selben Tag. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem „gefährlichen Präzedenzfall“, der nicht unbeantwortet bleiben könne. Doch was kann Europa tatsächlich tun?
Einige Mitgliedstaaten, allen voran Deutschland, drängen auf Deeskalation. Zu groß ist die Abhängigkeit der exportgetriebenen Industrie vom US-Markt, zu eng sind die Lieferketten verzahnt. Andere Länder, etwa Frankreich oder Spanien, fordern hingegen klare Gegenzölle – um Souveränität und Einheit zu bewahren. Die politische Brisanz liegt in der Spaltung Europas: Wer einknickt, verliert innenpolitisch das Gesicht; wer eskaliert, riskiert wirtschaftliche Selbstschwächung.
Es ist die gleiche Sackgasse, in die Trump seine Partner regelmäßig führt – sei es in der NATO, in der WHO oder nun auf dem Weltmarkt: Kooperiere zu meinen Bedingungen, oder ich zerstöre dein Geschäftsmodell.
Deutschland: Im Zentrum des wirtschaftlichen Bebens
Für Deutschland könnte diese Maßnahme existenzielle Folgen haben. Als Exportweltmeister ist die Bundesrepublik besonders stark betroffen – gerade in den betroffenen Sektoren Maschinenbau, Automobilindustrie und Pharmazie. Ein Drittel der deutschen Exporte in die USA wird direkt durch die neuen Zölle betroffen sein. BMW, BASF, Siemens – sie alle stehen vor einem Problem, das keine Kostenrechnung auffangen kann: Unsicherheit.
Noch dramatischer ist die symbolische Wirkung: Trumps Zölle treffen nicht nur die Produkte „Made in Germany“, sondern das deutsche Selbstverständnis als global vernetzter Partner mit wirtschaftlicher Vernunft und politischer Berechenbarkeit. In Trumps Welt zählt das nicht. Es geht um Dominanz. Wer gewinnt, darf bestimmen. Wer verliert, zahlt die Rechnung.
Was dieser Schritt wirklich bedeutet
Trump hat klar gemacht, dass ihm an einem regelbasierten, multilateralen Handelssystem nicht gelegen ist. Die WTO, das Pariser Klimaabkommen, transatlantische Freundschaften – für ihn sind sie Ballast, nicht Brücke. Die neuen Zölle sind keine wirtschaftlichen Maßnahmen, sondern geopolitische Drohgebärden. Wer heute schweigt, wird morgen folgen müssen. Die EU steht jetzt vor der Entscheidung, ob sie ihre Interessen selbstbewusst vertritt – oder sich zum Juniorpartner degradieren lässt.
Trumps Wirtschaftskrieg ist also mehr als ein Streit um Geld. Es ist eine offene Kampfansage an das Modell der westlichen Zusammenarbeit. Wer sie nicht beantwortet, wird politisch bedeutungslos.
Am 1. August 2025 werden Trumps neue Zölle in Kraft treten. Noch bleibt Europa Zeit, zu reagieren – mit kluger Diplomatie, klarer Sprache und notfalls wirtschaftlichem Gegendruck. Alles andere wäre ein Freibrief für den nächsten Schlag.
Europa darf sich nicht mehr in die Illusion retten, mit diesem Präsidenten Vernunft verhandeln zu können. Es geht nicht mehr um Handelsüberschüsse. Es geht um Selbstachtung.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Samstag, 12 Juli 2025