Antisemitische Attacke auf koscheres Lokal im Herzen Athens

Antisemitische Attacke auf koscheres Lokal im Herzen Athens


Als der Schabbat am Samstagabend ausklang, öffnete das neue Restaurant „King David Burger“ seine Türen. Zwölf Minuten später flogen Flugblätter durch den Gastraum, Wände wurden mit Sprühfarbe beschmiert, und maskierte Randalierer brüllten „No Zionist is safe here“.

Antisemitische Attacke auf koscheres Lokal im Herzen Athens

Griechenlands Hauptstadt lebt vom Mythos der offenen Agora, vom Dialog der Kulturen. Doch in dieser Nacht platzte eine andere Realität an die Hauswand des frisch eröffneten Lokals: rote Parolen, schwarze Drohungen, gellende Slogans gegen „Babymörder“. Wer sich bis dahin einredete, Antizionismus sei bloß regierungskritische Folklore, musste erleben, wie schnell aus Parolen Gewalt wird, sobald eine Kippa oder ein hebräisches Wort im Raum ist.

Warum der Angriff mehr ist als Sachbeschädigung

Die Vandalen ließen Lebensmittel unberührt, aber sie nahmen den jüdischen Gästen etwas, das nicht so leicht ersetzt werden kann: das Gefühl, in Europa sicher zu sein. Athens koscheres Angebot ist schmal; „King David Burger“ entstand erst vor sechs Wochen, um das Bedürfnis zehntausender israelischer Besucher nach Mehadrin‑Küche zu bedienen. Allein deshalb ist der Ort ein Symbol: Wer hier randaliert, trifft zwar in erster Linie Sachwerte, attackiert aber vor allem jüdisches Leben, das versucht, sichtbar und selbstverständlich zu sein.

Griechenland hat seit Jahren steigende Touristenzahlen aus Israel. Auf der Ermou‑Straße hört man mehr Hebräisch als Griechisch. Genau diese Normalität galt es offenbar zu zerbrechen. „Geht zurück nach Israel“ brüllten die Täter, als würden in den hellenischen Ruinen noch immer die Geister uralter Vertreibungen hausen. Sie verlangten, dass Juden sichtbar Angst zeigen, statt sichtbar Burger zu essen.

Das Doppelversagen von Polizei und Politik

Besonders verstörend ist das Zögern der Sicherheitskräfte. Laut Restaurantleitung standen Einsatzkräfte in Hörweite, eilten aber erst herbei, als bereits Sprüche wie „Victory to the Palestinian Resistance“ in die Fassade geätzt waren. Dass der Hass so offen auftritt – ohne Masken, ohne Eile – zeugt von einem Klima latenter Straffreiheit. Die Beamten der Hate‑Crime‑Abteilung versprachen zwar Ermittlungen, machten gleichzeitig aber klar: Ohne eindeutige Identifizierung bleiben die Täter unbehelligt.

Diese Nonchalance sendet eine riskante Botschaft: Es kostet wenig, jüdisches Eigentum anzugreifen, und es kostet noch weniger, sich dabei filmen zu lassen. Bürgermeister Kostas Bakoyannis hüllt sich bislang in Schweigen. Dabei warnen Geschäftsinhaber schon jetzt: Wenn Israelis Athen nicht mehr als sicheren Ort wahrnehmen, leiden Tourismus und Wirtschaft sofort. Judenhass ist nicht nur ein moralisches Desaster – er ist ein handfestes Risiko für eine Stadt, die um jede Einnahme nach der Krise kämpft.

Diaspora unter Dauerstress – und doch trotzig

Die Angestellten des Lokals sind keine Israelis, sie stammen aus der Region und „waren verängstigt, weil sie so etwas nicht kennen“, berichtet Geschäftsführerin Sivan. Dennoch stellten sich nach dem Angriff mehrere israelische Gäste in den demolierten Gastraum, sangen „Am Jisrael Chai“ und tanzten Horas, als müsste man dem Hass die Stirn bieten, bevor die Sprühfarbe trocknet. Diese spontane Trotzreaktion ist kein touristischer Exzess; sie ist ein Signal an die Gastgeber: Wer Juden angreift, beschädigt nicht nur jüdisches Leben, sondern europäische Grundwerte.

Die Frage bleibt, ob Athen – und damit Europa – dieses Signal hört. Es reicht nicht, Tatbestände zu protokollieren und Statements abzugeben. Es braucht Null‑Toleranz‑Zonen, schnelle Strafverfolgung, und Verantwortliche, die klar benennen, dass Anti‑Israel‑Parolen zu Gewalt führen. Sonst wird die Ermou‑Straße bald weniger hebräische Stimmen hören – und mehr geplatzte Träume von einem offenen Kontinent.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Sonntag, 13 Juli 2025

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