Rhetorik der Radikalen: Wenn ein Uni-Rektor den Holocaust verharmlost

Rhetorik der Radikalen: Wenn ein Uni-Rektor den Holocaust verharmlost


Der Rektor der Universität Glasgow spricht vom „Final Solution“ in Gaza – und entlarvt sich selbst als Stichwortgeber antisemitischer Hetze im akademischen Gewand.

Rhetorik der Radikalen: Wenn ein Uni-Rektor den Holocaust verharmlost

Ein plastischer Chirurg, der sich Rektor einer renommierten britischen Universität nennen darf, hat öffentlich erklärt, die Vernichtungspolitik der Nazis sei heute „mit israelischen Händen“ wieder im Gange. Ghassan Abu Sittah, britisch-palästinensischer Mediziner und seit 2024 gewählter Rektor der Universität Glasgow, behauptete am Samstag auf X/Twitter, Israel vollstrecke in Gaza eine „Final Solution“, unterstützt von den USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Eine Aussage, die nicht nur historisch schamlos ist, sondern bewusst die Shoah relativiert – und gleichzeitig den jüdischen Staat mit den nationalsozialistischen Massenmördern gleichsetzt.

Dass ein solches Narrativ heute ausgerechnet vom gewählten Repräsentanten einer europäischen Universität stammt, ist mehr als ein Warnzeichen. Es ist ein Skandal mit System – und ein neuer Tiefpunkt jener ideologischen Allianz aus akademischem Antizionismus, Islamismus-Apologetik und politischem Aktivismus, die sich im Westen längst zu etablieren beginnt.

Die Strategie hinter der Verharmlosung

Abu Sittahs Wortwahl war kein Ausrutscher. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich als Sprachrohr extremer palästinensischer Positionen hervortut. 2018 lobte er in der Hisbollah-nahen libanesischen Zeitung Al Akhbar den Terroristen Ahmad Jarrar, der Rabbi Raziel Shevach ermordet hatte, als „Helden des Widerstands“. In demselben Artikel erklärte er: „Es gibt keine Waffe mehr in den Händen des Volkes außer der revolutionären Gewalt.“ Kein Missverständnis, keine Grauzone – es ist die offene Verherrlichung von Gewalt gegen Juden.

Und schon bei seiner Amtseinführung als Rektor der Universität Glasgow war klar, wohin die Reise geht: Alle vier politischen Versprechen, die er bei seiner Wahl abgab, zielten direkt auf Israel. Er wollte die Universität zur Aufgabe der international anerkannten IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus zwingen, Investitionen in israelische Firmen stoppen lassen und jede Form von Anti-Zionismus durch angebliche Definitionsverschiebungen legitimieren.

Dass er 2024 von Deutschland mit einem Schengen-Einreiseverbot belegt wurde, nachdem er in Berlin auf einer israelfeindlichen Konferenz auftreten wollte, ist vor diesem Hintergrund kaum verwunderlich. Die Entscheidung wurde im Juli 2025 zwar durch ein Berliner Gericht aufgehoben – doch es bleibt der bittere Beigeschmack: Selbst radikalisierten Akademikern mit offen antisemitischen Aussagen gelingt es, sich in westlichen Demokratien als Opfer zu inszenieren.

Der Missbrauch des Holocaust-Vergleichs

Die IHRA-Definition ist unmissverständlich: Wer den Staat Israel mit dem Nationalsozialismus gleichsetzt, überschreitet eine antisemitische Linie. Der Begriff „Final Solution“ war die von den Nazis verwendete Tarnbezeichnung für den systematischen Mord an sechs Millionen europäischen Juden. Ihn heute auf eine militärische Auseinandersetzung zu übertragen – und noch dazu die Verantwortung den westlichen Demokratien in die Schuhe zu schieben – ist keine bloße Provokation. Es ist gezielte Hetze.

Zugleich greift Abu Sittah mit dem Zusatz „mit israelischen Händen“ in die Werkzeugkiste klassischer antisemitischer Verschwörungstheorien: die Vorstellung von Juden als globaler Drahtzieher, als „Puppenmeister“ hinter politischen oder militärischen Entwicklungen. Die IHRA warnt ausdrücklich vor derartigen Bildern – sie sind entmenschlichend, dämonisierend und seit Jahrhunderten Teil des antisemitischen Arsenals.

Gefahr für jüdische Studierende

Dass dieser Mann Rektor bleibt, ist nicht nur ein Armutszeugnis für die Universität Glasgow, sondern eine reale Bedrohung für jüdische Studierende. Die Glasgow Jewish Society hatte schon 2024 auf Abu Sittahs Nähe zu Terrorgruppen wie der PFLP hingewiesen und deutlich gemacht, dass sein Programm „die Sicherheit jüdischer Studierender untergräbt“. Doch Warnungen dieser Art verhallen zunehmend ungehört – besonders dort, wo sich progressive Rhetorik und antiisraelische Ressentiments vermischen.

Was bleibt, ist das Gefühl vieler jüdischer Akademiker, dass ihr Schutz an europäischen Universitäten zur Nebensache geworden ist. Dass ihre Perspektive nichts mehr zählt, wenn sie nicht ins ideologische Raster des „Dekolonialismus“ passt. Und dass selbst Verharmlosungen der Shoah nicht mehr als Rücktrittsgrund gelten.

Was Abu Sittah öffentlich äußert, ist nicht die Ausnahme. Es ist der Ausdruck eines wachsenden Milieus, in dem Antisemitismus unter dem Deckmantel der „Israelkritik“ salonfähig geworden ist. Die Öffentlichkeit muss sich endlich fragen, wo die rote Linie verläuft – und warum so viele bereit sind, sie zu überschreiten.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Holger92 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75954321


Montag, 21 Juli 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.

Alle Felder müssen ausgefüllt werden


Ich versichere, nichts rechtlich und/oder moralisch Verwerfliches geäußert zu haben! Ich bin mir bewusst, das meine IP Adresse gespeichert wird!

 

empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion

haOlam.de – Gemeinsam in die Zukunft

Nach dem Tod des Herausgebers führen wir haOlam.de weiter. Für dieses umfangreiche Projekt suchen wir finanzielle Unterstützer sowie Anregungen und Hinweise zu technischen Fehlern während der laufenden Überarbeitung.

Kontakt: redaktion@haolam.de

Danke für eure Unterstützung!


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage